Moers 50er-Fest: Bollwerk dreht die Zeit zurück

Moers · Das Bollwerk 107 kann mehr als alternativ und laut, das stellte das zweite "Rockabilly Moersquake" Festival unter Beweis. Live-Rock´n´Roll, ein 50er Trödelmarkt und eine US-Car-Oldtimer-Show erwarteten die stilecht gekleideten Besucher.

Rockabilly Moersquake 2013 in Moers
34 Bilder

Rockabilly Moersquake 2013 in Moers

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Die Bluejeans sind umgekrempelt, die Haare zur Tolle nach hinten gegelt. Aufnäher prangen vereinzelt auf seiner abgewetzten Lederweste, der linke Arm ist vollständig tätowiert. "Ich bin Duke", sagt er, pustet den Rauch seiner kubanischen Zigarre aus dem Mundwinkel und zeigt auf die vier Großbuchstaben unterhalb seines Handgelenks.

Duke lehnt an seinem roten Opel Rekord, auf der Motorhaube liegen Bücher, Schallplatten und ein Chapeau Claque von 1920. "Willkommen bei Dukes Wirtschaftswunder." Duke kommt aus Voerde, die 50er Jahre sind ihm in die Haut gebrannt. "Rockabilly durch und durch." Ihm gehört der einzige Trödelstand auf dem Rock´n´Roll-Festival im und um das Bollwerk 107. Hier ging das "Rockabilly Moersquake" am Wochenende in die zweite Runde, drehte die Zeit auf dem Bahnhofsgelände zurück und den Plattenspieler knisternd auf.

Den Auftakt machten am Freitagabend ein Jive-Workshop und Livemusik von den Hannoveraner "Ragged Rebels", am Samstag folgte der Rockabilly-Trödel-Markt mit US-Car-Odtimer-Show: Auf Hochglanz polierte Cadillacs, Chevy Vans und Chrysler mit Plüschwürfeln am Innenspiegel, daneben Stände mit Pomade, Leder und Gürtelschnallen. Mittendrin Besucher in Petticoat und Peeptoes, mit roten Lippen und Retro-Sonnenbrille. Die passende Frisur zum Outfit verpasste der Düsseldorfer Friseur André: Der Kofferraum seines himmelblauen Pontiacs ist die mobile "Cut Corner" des Barbiers, die Warteschlange für eine stilechte Frisur lang.

Ein Eldorado für waschechte Rock´n´Roller, oder Schaulaufen der "Wochenend-Tollen-Träger"'? Sophia Schramm ist sich da nicht so sicher. Sie ist mit ihren Kollegen vom Essener Rockabilly Store "Red Hot and Blue" auf dem Moersquake Festival, kennt die Szene. "Seitdem Musikgruppen wie die ,Baseballs' moderne Lieder im Stil der 50er interpretieren, denken viele junge Leute Rock´n´Roll ist cool. Sie krempeln die Jeans hoch, kaufen Pünktchenblusen und Kirschohrringe, schmieren sich billiges Gel in die Haare — das verwässert das eigentliche Lebensgefühl echter Rockabillys."

"Eigentliches Lebensgefühl", das bedeutet für Fifties-Fan Maite gute Musik, schöne Autos und alte Regeln. "Ich lasse mir gerne die Tür aufhalten, mag es, wenn die Männer Gentlemen sind", sagt die 24 jährige Laborassistentin aus Neukirchen-Vluyn. Auch im Alltag trägt sie Bluejeans und Cowboystiefel, geht zu Rodeos und in Szene-Kneipen. Dass das Moersquake am Samstagabend Live-Musik von Cliff Edmonds, den Spunyboys, Mars Attacks und den Town Rebels in die Bollwerk-Hallen holt, findet sie super. "So muss ich nicht durchs ganze Ruhrgebiet fahren."

(kno)
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