Moers Ab 80 Zentimetern ist ein Baum geschützt

Moers · Frank Brüggemann ist Baumfachmann in Moers. Neben seinem Wissen über heimische Baumarten oder die Baumschutzsatzung, muss er auch häufig zwischen streitenden Nachbarn vermitteln.

 Frank Brüggemann arbeitet für den Fachbereich Stadtplanung und Grünflächen. Er trägt Sorge für Baumschutz, -pflege und -bestand.

Frank Brüggemann arbeitet für den Fachbereich Stadtplanung und Grünflächen. Er trägt Sorge für Baumschutz, -pflege und -bestand.

Foto: Klaus Dieker

Er ragt in das Nachbargrundstück, verdunkelt ein Zimmer oder stört bei einem Bauprojekt. Ein unliebsamer Baum im Garten kann jedoch nicht einfach so gefällt werden. Frank Brüggemann ist der Baumexperte der Stadt, seine Kollegen nennen ihn auch den "Baumpapst". Er kümmert sich um Baumpflege, -bestand und -schutz. Außerdem ist er die erste Anlaufstelle, wenn jemand einen Baum fällen lassen möchte.

Zunächst wird nach telefonischer Absprache ein Antrag gestellt. Brüggemann fährt dann heraus und beurteilt mit Blick auf die Baumschutzsatzung, ob der Baum abgesägt und überbaut werden darf oder nicht. Prinzipiell gilt: Ab 80 Zentimetern Stammumfang ist ein Baum geschützt. Rot- und Weißdorn, Magnolien und Buchsbäume schon ab 40 Zentimetern. "Wir verstehen das in erster Linie nicht als Regulierung, sondern als Wertschätzung der Bäume der Stadt. Die Satzung hilft, eine Sensibilität und Bewusstseinsförderung für Grünflächen zu schaffen. Wichtig ist, dass immer was nachgepflanzt wird, damit die Bilanz stimmt", sagt Jürgen Sommerfeld vom Fachbereich Stadtplanung und Grünflächen. Insgesamt sei die Quote zur Freigabe zum Fällen sehr hoch und eine Einigung könne schnell getroffen werden.

Im Falle eines Nachbarschaftsstreits erwarten viele von Frank Brüggemann, dass er Stellung bezieht: "Wenn da irgendwo ein Ast stört oder ähnliches, darf ich keine Position einnehmen. Ich kann jedoch dafür sorgen, dass gemeinsam auf die Verwaltung zugegangen wird. Die Satzung soll nicht den Streit zwischen den Nachbarn fördern, sondern die Natur schützen. In den meisten Fällen kann gemeinsam eine Lösung gefunden werden." Ein Drittel seiner Tätigkeit widmet der staatlich geprüfte Baumpfleger dem Baumschutz. "Bäume sind mein Leben", sagt Brüggemann, aber einen Lieblingsbaum hat er nicht. Eiche, Linde, Ahorn und Buche sind in Moers besonders verbreitet und heimisch. Die ältesten Exemplare in Moers sind zwischen 250 und 300 Jahre alt. Um das Alter eines nicht gefällten Baumes zu bestimmen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zum einen gibt es die Bohrkernentnahme. Dabei wird ein kleines Loch in den Baum gestanzt. Die Jahresringe können dann auf dem entnommenen Stück Holz abgelesen werden. Auch historische Beschreibungen oder alte Fotos können bei der Datierung helfen.

Die Regularien, die für den privaten Raum gelten, sind auch für die Stadt bindend: "Abholzen und Zubetonieren geht schnell. Ein Baum ist ein Lebensspender und kann nicht von heute auf morgen ersetzt werden" verdeutlicht Thorsten Schröder, Pressesprecher der Stadt und weist auf ein "grünes Gewissen" hin. Grünflächen regulieren und leisten durch ihre Verdunstung einen maßgeblichen Beitrag für das Stadtklima.

Der Erhalt und die Aufforstung von Grünflächen werden auch durch das öffentliche Engagement getragen. Der Bürgerpark in Schwafheim beispielsweise entstand unter großem privaten Einsatz. Wer sich an einer Baumspende beteiligen möchte, kann sich bei der Stadt melden.

(RP)
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