Moers Aberglaube in der Mittelalter-Stadt

Moers · Am Sonntag startet der Grafschafter Musenhof in die Sommersaison.

 Alexander Borchard zeigt wie die Dachwurz im Mittelalter auf die Dächer angebracht wurde. Sie galt als Blitzableiter.

Alexander Borchard zeigt wie die Dachwurz im Mittelalter auf die Dächer angebracht wurde. Sie galt als Blitzableiter.

Foto: Klaus Dieker

Die Dachwurz steht im Musenhof schon für die Besucher bereit. Im Mittelalter galt die Pflanze als Blitzableiter. "Sie wurde auf den Dächern angebracht und sollte vor dem Gewitter schützen", erläutert Alexander Borchard. Er ist Mittelalter-Experte und seit März als Museumsfachkraft und Kulturpädagoge neu im Team des Grafschafter Museums. Zu seinen ersten Aufgaben im Schloss gehörte auch die Vorbereitung des Saisonstarts im Musenhof, der seit 2010 Kindern und Jugendlichen ermöglicht, das Mittelalter auf spielerische Weise zu erleben. Am Sonntag, 12. März, steht die Spiel- und Lernstadt passend zu aktuell laufenden Ausstellung im Museum im Zeichen des Aberglaubens.

In jedem der kleinen Fachwerkhäuser gibt es viel darüber zu lernen und zu entdecken, wie es die Menschen mit dem Aberglauben hielten, welche Glücksbringer und Unglücksbringer es gab. Im Kaufladen werden zum Beispiel "Diebesdaumen" feilgeboten. "Es waren die Daumen gehängter Diebe, die versilbert oder vergoldet verkauft wurden und Glück bringen sollten", betont Theresa Tischler, die Museologie studiert und wie auch Laura Neunerthein im Grafschafter Museum ein Praktikum absolviert. Die Besucher können Sonntag selbst aktiv werden: "Wir brauen zum Beispiel Zaubersalben aus Ringelblumen und basteln Schutzamulette."

Alexander Borchard und die 15 ehrenamtlichen Helfer erklären, warum Annodazumal in den Häusern Schuhe eingemauert wurden und der Schmied vor Feiertagen dreimal auf den Ambos schlug. "Für die Menschen stand fest, wo Feuer ist, da ist auch der Teufel", sagt Borchard. Der 34-jährige Dortmunder hat einen Masterabschluss in Museologie, den er als Fernstudium an der Universität Leicester berufsbegleitend absolviert hatte. Davor studierte er Geschichte, Anglistik, Mittelalter und Renaissance. Bevor er nach Moers kam, volontierte er beim Deutschen Sport- und Olympiamuseum in Köln absolviert. Zusätzlich hat der Museumsexperte eine Ausbildung zum Tischler.

Im Musenhof wurden 2014 insgesamt 20 000 Besucher gezählt.

(RP)
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