Ausbildung Abwassertechnik - eine saubere Sache

Moers · Cindy Krzystala hat eine Ausbildung zur Fachkraft für Abwassertechnik bei der Lineg abgeschlossen und arbeitet auf der Kläranlage in Kamp-Lintfort. Ein Beruf, bei dem handwerkliches Geschick und Verständnis für chemische Zusammenhänge zusammentreffen.

 Am Klärbecken: Cindy Krzystala mit ihrem Ausbilder Peter Wittfeld (Mitte) und Steffen Ellermann (17), der im zweiten Jahr der Ausbildung zur Fachkraft für Abwassertechnik ist.

Am Klärbecken: Cindy Krzystala mit ihrem Ausbilder Peter Wittfeld (Mitte) und Steffen Ellermann (17), der im zweiten Jahr der Ausbildung zur Fachkraft für Abwassertechnik ist.

Foto: Reichwein

Bei der Berufswahl ist es klug, sich zu informieren, statt seinen Vorurteilen nachzugeben. "Fachkraft für Abwassertechnik" auf einer Kläranlage - das klingt zum Beispiel erstmal nicht nach einem Traumjob. Doch Cindy Krzystala hat sich vor ein paar Jahren informiert und festgestellt: Das könnte sehr wohl ein interessanter und abwechslungsreicher Beruf sein. Sie bewarb sich mit Erfolg bei der Lineg, hat gerade ihre dreijährige Ausbildung abgeschlossen und freut sich über einen Zweijahres-Arbeitsvertrag. Als einzige Frau verstärkt sie das sechsköpfige Team der Kläranlage an der Moerser Straße in der Klosterstadt.

Längst weiß die 21-Jährige: Der Beruf ist tatsächlich interessant und abwechslungsreich. "Und er ist überhaupt nicht so ekelerregende oder abstoßend wie viele denken." Die Abwässer von Kamp-Lintfort und Umgebung werden auf der Kläranlage gereinigt. Dass es da manchmal streng riecht, ist klar. "Aber das gehört dazu, man gewöhnt sich daran." Cindy, schon immer handwerklich interessiert, wollte ursprünglich in einem KFZ-Betrieb arbeiten, konnte aber keine Lehrstelle finden. Bei der Lineg kann sie ihr handwerkliches Geschick zum Beispiel bei der Wartung und Instandhaltung von Pumpen einsetzen. Das gehört genauso zu ihrem Beruf wie die Arbeit im Labor, wo sie Wasser- und Klärschlammproben analysieren und unterm Mikroskop untersuchen muss, um festzustellen, ob die Kläranlage richtig funktioniert. Die Kläranlagen-Mitarbeiter kommen oft an die Luft und müssen für Bereitschaftsdienste in der Nacht oder an Feiertagen bereitstehen, falls die Lineg-Leitzentrale eine Störung meldet - was aber selten vorkomme.

Zum Berufsalltag gehört auch das regelmäßige Händewaschen und Desinfizieren, das ebenso vorgeschrieben ist wie das Duschen zum Dienstschluss. "Das fällt in die Arbeitszeit." Auf Hygiene werde größter Wert gelegt. Die von der Lineg gestellte Arbeitskleidung (Anzug, Stiefel, Maske) darf die Anlage nicht verlassen, sie wird dort gewaschen. Die Bakterien, mit denen die Mitarbeiter es zwangsläufig zu tun haben, sollen möglichst auf dem Lineg-Areal bleiben. "Wir härten dagegen ab", ist die Kamp-Lintforterin überzeugt.

Da ist wohl etwas dran, sagt Karin Rickerich, Gewässerschutzbeauftragte der Lineg: "Wer hier anfängt, bekommt nach vier Wochen einen dicken Schnupfen und eine Magen-Darm-Geschichte." Danach sei Ruhe. Bei Karin Rickerich absolvieren die Lineg-Azubis neben dem Unterricht an der Berufsschule und der überbetrieblichen Ausbildung am BEW (Bildungszentrum für die Entsorgungs- und Wasserwirtschaft) Essen einmal wöchentlich Werksunterricht. "Die Lineg gibt auch Auszubildenden eine Chance, die in der Schule nicht so stark waren", sagt Cindy Krzystala. Sie selbst hat die Realschule in Kamp-Lintfort abgeschlossen. Aber auch Hauptschüler können die Ausbildung antreten. Die Vergütung ist attraktiv: Im ersten Lehrjahr gibt's derzeit 833 Euro brutto. Und jeder ausgelernte Azubi bekomme mindestens einen Arbeitsvertrag für ein Jahr.

"Wir haben schon alle hier gehabt", sagt Abwassermeister Peter Wittfeld, Leiter der Kläranlage, mit Blick auf die Schulqualifikation seiner Lehrlinge. "Und alle haben ihren Weg gemacht." Die Ausbildung zur Fachkraft für Abwassertechnik biete einen guten Einstieg für weitere Qualifikationen, zum Beispiel in Richtung Umwelttechnik oder ein Studium der Siedlungswasserwirtschaft. Doch auch bei der Lineg lasse es sich gut aushalten: "Hier kann man alt werden."

(RP)
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