Moers Ärger um AfD-Plakat im Schulunterricht

Moers · Ein Lehramtsanwärter an der Geschwister-Scholl-Gesamtschule hat ein Wahlplakat der Partei im Zusammenhang mit dem Thema "Rassismus früher und heute" benutzt. Die AfD legte Beschwerde beim Schulministerium ein.

AfD: Ärger um Plakat im Schulunterricht
Foto: Grafik: Schnettler

Mit einem interessanten Thema hat sich ein Geschichtskurs der Geschwister-Scholl-Gesamtschule in der vergangenen Woche beschäftigt: "Rassismus früher und heute". Ein Lehramtsanwärter versorgte die Schüler des zwölften Jahrgangs mit Arbeitsmaterial. Auf dem Zettel wurden Wahlplakate der NPD und der AfD einer Illustration aus einem Biologiebuch der NS-Zeit gegenübergestellt.

"Beschreiben Sie mögliche Gemeinsamkeiten und Unterschiede des hier dargestellten Rassismus", lautete ein Arbeitsauftrag für die Schüler. Das schlägt Wellen: Der AfD-Kreisverband spricht von einer "Ungeheuerlichkeit". Er hat die Schulleitung aufgefordert den Arbeitsauftrag "sofort zu unterbinden". Die Partei fühlt sich verunglimpft und beruft sich auf das Schulgesetz NRW, das Schulen zur Neutralität verpflichte.

Die AfD hat sich nicht nur bei der Schule beschwert, sondern auch bei der Stadt (die aber als Schulträger nicht für Fragen des Unterrichtsinhalts nicht zuständig ist). Zudem habe man eine Dienstaufsichtsbeschwerde an das Schulminitserium in Düsseldorf gerichtet, sagte der AfD-Kreisvorsitzende Uwe Krins. Er hat von dem Arbeitsblatt über einen Bekannten erfahren, dessen Sohn den Geschichtskurs besucht.

Krins sieht den Ruf seiner Partei beschädigt: "Was bei den Schülern hängenbleibt ist: Die AfD ist rassistisch und rechtsradikal." Dem Lehramtsanwärter mache er keinen Vorwurf. Aber der begleitende Fachlehrer hätte seiner Meinung nach das Verteilen des Arbeitszettels unterbinden müssen.

Das fragliche AfD-Plakat stammt aus dem Europawahlkampf 2014 und trägt den Slogan "Wir sind nicht das Weltsozialamt". Auf dem abgebildeten NPD-Plakat heißt es ganz ähnlich "Wir sind nicht das Sozialamt der Welt". "Die NPD hat bei uns abgeschrieben", begründet Uwe Krins den Gleichlaut. Allerdings war seinerzeit auch das Gegenteil behauptet worden. Und: CSU-Chef Horst Seehofer soll schon 2010 über Deutschland gesagt haben: "Wir wollen nicht zum Welt-Sozialamt werden."

Wichtiger als die Frage, wem das Urheberrecht der Formulierung zusteht ist die, ob und was das mit Rassismus zu tun hat und ob das Thema auf diese Weise in der Schule angepackt werden darf. Das Schulministerium hat den Eingang der AfD-Beschwerde bestätigt, die nun geprüft werde.

Eine Sprecherin des Ministeriums verwies gegenüber unserer Zeitung auf den "Beutelsbacher Konsens", in dem 1976 die Grundsätze für die politische Bildung festgelegt wurden. "Themen, die in der Gesellschaft kontrovers diskutiert werden, sollen auch in die Schulen als strittige Themen Eingang finden", sagte die Sprecherin.

Schulleiter Rolf Grüter hat sich das von der AfD beanstandete Arbeitsblatt angesehen und wohnte dem Geschichtsunterricht in der folgenden Stunde bei. "Das Thema ist sehr differenziert behandelt worden", sagte er.

Das Arbeitsblatt hat Grüter dennoch aus dem Verkehr gezogen. Zwar sei es legitim und korrekt, wie es moderne Formen des Rassismus beleuchte. "Man hätte aber die Aufgabenstellung präziser formulieren können." Weder dem Referendar noch dem Fachlehrer, der das Arbeitsblatt im Vorfeld nicht gekannt habe, sei in diesem Fall ein Vorwurf zu machen.

Der AfD habe er schriftlich geantwortet, sagte Grüter. Er habe ihr mitgeteilt, dass nicht die Schule, sondern die Partei es selbst zu verantworten habe, dass sie immer wieder mit Rechtsextremismus in Verbindung gebracht werde.

(RP)
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