Moers Ärztehaus zieht Patienten aus der City

Moers · Gestern haben die Mediziner im neuen Ärztehaus am St. Josef-Krankenhaus zum ersten Mal Patienten behandelt. Das Projekt wurde in 18 Monaten Bauzeit fristgerecht fertiggestellt.

 So soll die neue Äskulapapotheke aussehen, die gegenwärtig auf halbem Weg zwischen Ärztehaus und St.-Josef-Klinik entsteht.

So soll die neue Äskulapapotheke aussehen, die gegenwärtig auf halbem Weg zwischen Ärztehaus und St.-Josef-Klinik entsteht.

Foto: Berns

Das erste, was beim Betreten des neuen Ärztehauses am St. Josef-Krankenhaus auffällt, ist der luftige Atriumhof, um den herum sich die vier Geschosse des Gebäudes erheben. "Das ist ideal für Veranstaltungen", sagt Investor Günter Krivec. Ein medizinischer Vortrag und zwei musikalische Aufführungen seien bereits fest eingeplant. Vor allem aber bringt das 10,5 Millionen Euro teure Projekt auf 3800 Quadratmeter Fläche praktische Ärzte und Krankenhaus näher zusammen.

 Hostessen weisen Kunden im Eingangsbereich des neuen Ärztehauses den Weg.

Hostessen weisen Kunden im Eingangsbereich des neuen Ärztehauses den Weg.

Foto: Christoph Reichwein

Seit gestern können Patientinnen und Patienten sich in den Praxen dort behandeln lassen. Für die Ärzte, die hierhin gezogen sind, ist eine nervenaufaufreibende Zeit zu Ende gegangen. Wann zieht schon einmal eine komplette Praxis um? In dem neuen Ärztehaus sind Fachpraxen für Kinderheilkunde, Urologie, Gynäkologie, Kieferorthopädie, Psychiatrie und Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde untergebracht. Hinzu kommen eine Logopädin, eine Hörgeräte-Akustiker und ein Sanitätshaus sowie Krivecs eigene Krankenhausversorgung.

Auch wenn die Praxen schon fertig sind, bleibt noch einiges an Detailarbeit zu tun. So fehlen Hinweistafeln, die die Besucher zu den jeweiligen Ärzten lotsen. Das übernehmen übergangsweise freundliche Hostessen, die sich mit einem Infotisch im Atrium postiert haben.

Noch im Bau ist dagegen eine neue Groß-Apotheke. Krivec hat den Rundbau als Blickfang genau zwischen Krankenhaus und neuem Ärztehaus geplant. Nach Fertigstellung will der Bauherr mit der von seinem Sohn geführten Äskulap-Apotheke, die bislang im Hauptgebäude untergebracht ist, hier hin ziehen. "Das Krankenhaus wiederum benötig Erweiterungsflächen. Insofern passt das ganz gut."

Vor fünf Jahren hatte die Klinik das Thema "Ärztehaus" zum ersten Mal angegangen, war mit dem Versuch, das Projekt selbst zu stemmen aber nicht weitergekommen. Schließlich bot man dem umtriebigen Apotheker an, das Projekt in eigener Regie auf den Weg zu bringen. Der zögerte nicht lange und griff zu.

Er ist überzeugt davon, dass der Trend langfristig zu einer immer engeren Kooperation zwischen Kliniken und Praxen führen werde. So habe in Krefeld das Unternehmen Helios Arztpraxen bereits in großem Stil aufgekauft und an die örtlichen Kliniken angebunden.

Auch in Moers soll es nicht beim St.-Josef-Krankenhaus bleiben. Gerade hat der Planungsausschuss der Stadt grünes Licht für ein Ärztehaus gegeben, das ebenfalls unter Krivecs Regie errichtet werden soll. Voraussichtlich im September werde die Akquise für die dort geplanten Praxen beginnen.

Krivec betreibt diese Projekte, wie er sagt, mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Einerseits ist er davon überzeugt, dass Arztzentren und Apotheken in Krankenhausnähe die Zukunft gehört. Andererseits weiß der Besitzer zahlreicher Liegenschaften in der Innenstadt auch, dass solche Häuser Frequenz aus der Moerser City abziehen. "Das haben wir in St. Josef schon am ersten Tag gemerkt. Mein Sohn hatte mehr, wir in der Adler-Apotheke weniger als sonst zu tun."

Krivec spricht fürs Apothekengeschäft nicht von Zuwachs, sondern von notwendiger Kompensation: "Hätte ich das nicht gemacht, hätte es jemand anders getan."

(RP)
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