Moers AfD setzt auf promovierten Historiker

Moers · Renatus Rieger (59) glaubt, dass er vor allem Ibrahim Yetim (SPD) Stimmen abnehmen kann.

Moers: AfD setzt auf promovierten Historiker
Foto: AFD

Als der liebe Gott die Tugend der Bescheidenheit verteilt hat, war der frisch gewählte Landtagskandidat der AfD, Renatus Rieger, gerade nicht anwesend. Jedenfalls ist der gelernte Diplom-Kaufmann und promovierter Historiker so selbstbewusst, dass er von sich behauptet: "Wenn es nur nach der Person ginge, würde ich sowohl Ingo Brohl (CDU) als auch Ibrahim Yetim (SPD) schlagen." Die beiden sind für ihn nur "Karrierepolitiker". Deshalb setzt er für seine Direktkandidatur am 14. Mai auf Sieg. Stimmen will er vor allem Yetim abnehmen: Rieger begründet das so: "Die arbeitende Bevölkerung wählt überwiegend AfD oder SPD."

Auf der anderen Seite weiß Rieger auch, dass die Zeit für ihn knapp wird. Im vergangenen Herbst hat der ursprünglich gewählte AfD-Kandidat für den Wahlkreis Moers-Neukirchen ohne Angabe von Gründen seine Kandidatur niedergelegt. Da war Rieger nicht einmal AfD-Mitglied.

Erst in diesem Jahr ist er in die Partei eingetreten. Einen Monat später wählte ihn eine knapp zwölfköpfige Versammlung in Wesel zum Landtagskandidaten. Nun bleibt nicht mehr viel Zeit, den Wahlkampf zu organisieren und sich bei den Wählern bekannt zu machen. Gestern war er erst einmal beim Einwohnermeldeamt, um dort seinen Doktortitel registrieren zu lassen. 1990 hatte sich der Diplom-Kaufmann an der Universität Duisburg mit einer historischen Arbeit über einen "preussischen Offizier jüdischen Glaubens" promoviert.

Überhaupt will Rieger vor allem mit seiner Vita punkten: Geboren in Moers, 1976 Abitur am Gymnasium Adolfinum, danach Studium an der Bundeswehr-Hochschule in Hamburg. Zuletzt als Hauptmann Kompanie-Chef. Wegen der kritischen Haltung der evangelischen Kirche zur Bundeswehr tritt er aus der evangelischen Kirche aus. Als er nach einigen Jahren bei der BASF dann als selbstständiger Kaufmann in die USA wechselt, schließt er sich dort einer örtlichen Kirchengemeinde an. Insgesamt verbringt Rieger 15 Jahre in den USA.

2012 kommt er nach Moers zurück. Hier übernimmt er die Geschäftsführung in einem Unternehmen im Hülsdonker Gewerbegebiet, das EDV-Artikel vertreibt und seiner Schwester gehört. Er tritt in die CDU ein und nach einem Jahr wieder aus: "Das sind liebe Leute", sagt Rieger, "aber liebe Leute führen Deutschland in den Abgrund."

(RP)
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