Moers Alte Post: Hängepartie bis zuletzt

Moers · Ab heute sollen die ersten Mieter in das ehemalige Post-Gebäude an der Uerdinger Straße einziehen können. Noch am gestrigen Nachmittag hat die Stadt den Bau noch einmal geprüft. Zuletzt gab es dann doch grünes Licht.

 Sharam Khalili in einer der Wohnungen.

Sharam Khalili in einer der Wohnungen.

Foto: Christoph Reichwein

Sharam Khalili hat eine schlaflose Nacht hinter sich. Trotzdem strahlt der Investor der "Alten Post" übers ganze Gesicht, als wir ihn auf der Noch-Baustelle treffen. Soeben hat die Stadt ihm die vorläufige Betriebsgenehmigung für alle 42 Wohnungen des frisch renovierten Baus an der Uerdinger Straße erteilt. Das heißt: Alle 42 Mieter einschließlich des Sonnenstudios im Erdgeschoss dürfen heute endlich einziehen. "Erleichterung ist gar kein Ausdruck für das, was ich empfinde", sagt Khalili.

Den mehr als 30 Mietern, die in der vergangenen Woche von Khalili über den bevorstehenden Einzugstermin informiert wurden und seitdem vorwiegend damit beschäftigt waren, Umzugskartons in den Wohnungen auszupacken, dürfte es ähnlich gegangen sein. Insgesamt dreimal war der Einzugstermin verschoben worden. Bis gestern hatte die Stadt noch etliche Nachbesserungsforderungen aus der letzten Baubesichtigung. Trotzdem sei er optimistisch in den Termin gegangen", sagt Khalili. "Schließlich hatten wir unsere Hausaufgaben gemacht."

 Die Front der Alten Post ist mittlerweile weitestgehend fertiggestellt. Die Fassade muss noch einmal abgehängt werden.

Die Front der Alten Post ist mittlerweile weitestgehend fertiggestellt. Die Fassade muss noch einmal abgehängt werden.

Foto: Christoph Reichwein

Damit bricht ein neues Kapitel für ein Gebäude an, das einmal zu den hässlichsten in Moers zählte. 2010 hatte die Deutsche Post ihre Hauptstelle geschlossen und war in die benachbarte Galerie an der Homberger Straße gezogen. Drei Jahre lang stand das Haus leer. Mehrere Anläufe, es zu veräußern, scheiterten.

Bis Sharam Khalili vor der Tür stand. Mit ihm ging es zunächst sehr schnell. Schon im Herbst 2013 meldeten die Vertragsparteien Vollzug. Khalili erwarb das Gebäude. Wenige Monate später begannen Bauarbeiter mit der Entkernung des Blocks. Die Ziele, die sich Khalili gesetzt hatte, waren indes, wie sich bald herausstellte, ebenso optimistisch wie unrealistisch. Möglicherweise schon Ende 2014, so Khalili Ende 2013, könnten die als Eigentumswohnungen geplanten Appartements an der Uerdinger Straße bezugsfertig sein.

Doch schon die Erteilung der Abrissgenehmigung verzögerte sich um mehrere Monate. Im Sommer 2014 hieß es dann, die zwischen 53 und 150 Quadratmeter großen Wohnungen, die zu einem Kaufpreis von bis zu einer halben Million Euro auf den Markt gebracht werden sollten, würden ab Mitte 2015 bezugsfertig sein. Als örtlichen Partner konnte der Frechener Investor die Sparkasse gewinnen, die seitdem für die Vermarktung der Wohnungen sorgt. "Ohne sie", sagt Khalili gestern, hätte ich das finanziell nicht durchgehalten.

Im Juni 2015 hatte er mit Bürgermeister Christoph Fleischhauer die Grundsteinlegung feiern könnte. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich das kaufmännische Konzept geändert. Aus den Eigentums- waren Mietwohnungen geworden. Tatsächlich fanden sich zahlreiche Interessenten, die einen Mietvertrag unterschrieben. Zum 1. Juni 2016 sollten die ersten einziehen können. Doch wenige Tage vor dem Termin musste der Unternehmer den Kunden mitteilen: Aus dem Termin wird nichts. Neues Datum: 1. August 2016. Die Verschiebung brachte viele Khalili-Kunden in Bedrängnis: Sie hatten ihre alten Wohnungen gekündigt und mussten nun in Behelfsquartiere ausweichen. Khalilis Unternehmen war bei der Organisation behilflich - und übernahm alle Kosten. Was folgte, war für den Bauherren dennoch peinlich und für die Mieter ärgerlich: Immer wieder gab es Verzögerungen. Mal waren es fehlende Prüfberichte für die Fassaden oder Nachbesserungsforderungen für die Balkons, die eine Bauabnahme verhinderten. Auch gestern noch, sei nach Auskunft der Stadt bis zum vorläufigen Abnahmetermin offen gewesen, ob die Mieter heute würden einziehen können.

Unklar ist noch, wann das "John Reed"-Studio des Betreibers McFit eröffnen kann. "Wir befinden uns mitten in den Bauarbeiten", hieß es seitens McFit. Immerhin wurden gestern die Geräte angeliefert. Khalili erwartet jetzt, dass die noch verfügbaren sechs Wohnungen, darunter alle drei Penthäuser, jetzt zügig vermietet werden. Zuletzt seien dann doch noch drei Mieter abgesprungen: "Die haben einfach nicht mehr an die Fertigstellung geglaubt."

(RP)
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