Moers Am Ende brennt jeder Bissen wie Feuer
Moers · Zum Schärfe-Wettessen lädt heute die Kaffee-Rösterei Oranien-Nassau ein. RP-Mitarbeiter Tobias Tissen hat schon vorab getestet, was die Teilnehmer erwartet. Er hat bis zur letzten Stufe durchgehalten und geschwitzt, gelacht und gelitten.
Ich esse gerne scharf. Beim Mexikaner muss es immer das Gericht sein, neben dem "Vorsicht scharf!" steht. Doch die zehn Saucen im Oranien-Nassau sind eine Tortur. Geschäftsführer Oliver Krach grinst verschmitzt: "Natürlich habe ich das auch schon mitgemacht. Es muss ja immer eine Verschärfung zum Vorgänger spürbar sein und dafür muss man zwangsweise probieren", erzählt er. Und legt mir einen Zettel vor. Auf dem soll ich unterschreiben, dass ich das Oranien-Nassau von jeglicher Verantwortung entbinde. Kein Problem, was ist schon so schlimm an Currysauce?
Und schon tunke ich in das erste Schälchen ein Stück Brot, schiebe es in meinen Mund. Eine wirklich scharfe, aber geschmackvolle Tabasco-Sauce bereitet einen langsamen Einstieg. Auch die Stufen zwei und drei sind zwar verdammt scharf, dennoch sind sie nur ein Vorgeschmack auf das, was noch kommt. Denn schon Stufe vier beschert mir Schweißausbrüche, wie man sie selbst auf einer Fahrt in einem vollen, unklimatisierten Bus am heißesten Tag des Jahres nicht erlebt.
Die fünfte Probe schiebe ich schnell nach, doch mittlerweile haben die Saucen für mich nur noch einen einzigen Geschmack: Schmerz.
Ich brauche einen Moment Pause. Den nutze ich dazu, mir hastig einen halben Liter kalte Milch in den geschundenen Mund zu gießen und mir die Dips zeigen zu lassen, die die Basis für die vor mir stehenden Currysaucen bilden. Sie tragen passende Namen wie "Death Sauce" (Todessauce) oder "Dragonfire" (Drachenfeuer). "Die Schärfste hat eine Million Scoville und ist eine der schärfsten Saucen der Welt", erzählt Krach. Die Scoville-Skala ist eine Maßeinheit für die Schärfe von Chilis.
Die Stufen sechs und sieben stecke ich mir schnell hintereinander in den Mund. Doch anscheinend feiern diese beiden jetzt Hochzeit in meinem Mund. Inklusive Polterabend. Ich schwitze, meine Nase läuft, die Augen tränen. Dreimal noch meinen Mund und meinen Hals durch die Hölle gehen lassen, dann ist es überstanden. Die Acht ist überraschenderweise kein Problem. Zu einem solchen wird Stufe neun.
Ich weiß nicht, was es ist, aber Schmerz und Verzweiflung drängen nach außen und manifestieren sich zu einer Mischung aus lachen, weinen und nach Luft schnappen. Mein Mund ist taub, ich kriege kein Wort mehr raus. Ein Stück noch und ich habe es geschafft. Die Sauce berührt ein letztes Mal meine Lippen, meine Zunge. Zum Glück sind sie bereits betäubt. Dennoch brennt die Berührung wie Feuer. Sofort schießen mir noch mehr Tränen in die Augen.
Ein letztes Mal schlucken, ein letztes Mal rutscht ein Stück Höllenbrot meinen Hals herab. Langsamer als je zuvor. Doch dann ist es geschafft. Fast zumindest, denn die Schweißausbrüche und das Schwindelgefühl, das ich seit Nummer zehn verspüre, halten lange an. Erst eine Stunde später komme ich wieder einigermaßen zur Ruhe, das Brennen in Mund und Hals begleitet mich noch den restlichen Tag.
Das Wettessen findet heute ab 19 Uhr im Oranien-Nassau an der Rheinberger Straße 199 statt. Anmeldung unter: 02841 9798969.
