Moers An den Behinderten sparen

Moers · An der Integrativen Begegnungsstätte der Arbeiterwohlfahrt in Eick-West werden bereits Protest-Unterschriften gesammelt. Wenn die Stadt wie angekündigt 20 Prozent weniger Zuschuss zahlt, ist zum Jahresende 2011 Schluss.

Bei der Eröffnung der Fotoausstellung "Hand in Hand" in der Sparkasse am Ostwall am 19. Januar mahnte Wilhelm Brunswick an, "heute gelte mehr denn je, Berührungsängste abzubauen und den Umgang mit Behinderten zu erlernen." Der frühere Bürgermeister sprach als Vorsitzender des Stiftungsrates der Gemeinschaftsstiftung Awo am Niederrhein. Die damals gezeigten Fotos von Michaela Böhning entstanden alle in der Integrativen Begegnungsstätte der Awo an der Waldenburgerstraße in Eick-West. Ihre Existenz ist inzwischen akut gefährdet. Im Zuge ihrer Haushaltsprobleme hat die Stadt Moers angekündigt, in Zukunft die Zuschüsse zu Personal- und Betriebskosten um 20 Prozent zu kürzen. Da die Awo Kreisverband Wesel als Träger der Einrichtung nicht 5000 Euro mehr aufbringen kann (oder will), bedeutet die Kürzung das Aus der Einrichtung zum 31. Dezember 2011.

Einzige Begegnungsstätte in Moers

Die Integrative Begegnungsstätte ist in Moers — und darüber hinaus — die einzige ihrer Art. Sie wurde Mitte der 80er Jahre auf Wunsch der Stadt eingerichtet. Mit 300 000 Mark unterstützte die Stadt den Träger Arbeiterwohlfahrt Kreis Wesel beim Neubau an der Waldenburger Straße 5 und 7, der gleichzeitig auch eine Altenbegegnungsstätte der Awo Moers beherbergt. Nach dem damals neuesten Stand sollte ein geschützter Rahmen für die Begegnung von nicht behinderten Kindern und behinderten, entwicklungsgestörten und sinnesgestörten sowie ihre Eltern und Großeltern entstehen. Das Konzept hat sich bis heute bewährt und der Bedarf ist nach wie vor groß. Seitdem vor zweieinhalb Jahren Bianca Bergmann die Leitung übernommen hat, konnte das Programmangebot bis heute verdoppelt werden. Dabei hat sie nur eine halbe Stelle von 19,5 Stunden in der Woche. Unterstützt wird sie von zwölf Ehrenamtlern und drei Dozenten.

Vormittags kommen 60 Kinder unter drei Jahren und ihre Mütter jeweils einen Vormittag in eine der integrativen Eltern-Kind-Gruppen. Hinzu kommen weitere Angebote wie der Freitags-Nachmittagstreff von behinderten Jugendlichen, der Spieltreff und das Kinderatelier am Wochenende, Treffen mehrerer Selbsthilfegruppen und ganz neu die Gruppe für hochbegabte Kinder. Der Behindertenbeirat und die Stadt haben die Arbeit in Eick bisher interessiert begleitet und gerne neue Aufgaben gestellt. Jetzt aber muss die Stadt die gesetzlich vorgeschriebenen Krippenplätze an Kindertagesstätten bezahlen. Die Waldenburger wollen sich nicht abhängen lassen.

(RP)
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