Moers Auf dem Friedhof wuchert das Unkraut

Moers · Ärger über den Utforter Friedhof: Eine Anwohnerin spricht vom "Schmuddelkind der Enni". Auch auf anderen Friedhöfen lässt die Grünpflege zu wünschen übrig. Die Enni will das Problem angehen.

In normalen Schuhe auf den Utforter Friedhof gehen? Davon rät Waltraut Holzum ab. "Vor allem Leute, die nicht mehr so sicher auf den Beinen sind, sollten lieber dicke Wanderstiefel anziehen", rät sie. Sonst sei die Gefahr zu groß, auf bemoosten, seitlich abfallenden Wegen, auszurutschen. "Bei Nässe werden die Wege zu einer Eisbahn. Ich bin selbst schon mal hingefallen." Waltraut Holzum lebt mit ihrem Mann Heinz-Dieter in direkter Nachbarschaft zum Utforter Friedhof. Seit Jahren beobachtet sie dort eine zunehmende Vernachlässigung. Ungepflegte, nach Regen matschige Wege, hüfthohes Unkraut zwischen Gräbern, einst eben verlegte Platten, die inzwischen kreuz und quer hervorragen und gefährliche Stolperkanten bilden. "Der Friedhof ist das Schmuddelkind der Enni", bedauert die Utforterin. Nicht nur sie sieht das so. "Darüber reden alle hier. Die Leute sind sehr erbost."

Besonders ärgerlich: Auf Beschwerden reagiere die Enni gar nicht oder sehr zögerlich. "Das Laub aus dem Herbst 2013 wurde erst nach vielen Anrufen im Frühjahr 2014 mit der Kehrmaschine beseitigt." Als Teile der Albert-Altwicker-Straße am Friedhofstor so mit Zweigen, Brennnesseln und Brombeertrieben so zugewachsen waren, dass Radfahrer und Fußgänger kaum aneinander vorbeikamen, griff Waltraut Holzum dort selbst zur Heckenschere. Andere Friedhofsbesucher entfernten wuchernde Brennnesseln am Tor. "Am Hauptfriedhof erlaubt man keine kleinen Beigaben vor den Urnen, aber wie will man so eine vernachlässigte Anlage rechtfertigen?", fragt Waltraut Holzum. "Es sind doch vor allem ältere Menschen, die die letzten Ruhestätten pflegen und besuchen. Wo bleibt da der Respekt und das Sicherheitsdenken?"

Die Verantwortlichen bei der Enni verstehen, dass sich die Klagen über den Zustand der Moerser Friedhöfe mehren. "Wir sind nicht zufrieden mit der Situation - besonders am Utforter Friedhof", sagt Pressesprecher Herbert Hornung. "Und wir sind durchaus dankbar, wenn uns Bürger hinweisen: Da muss etwas getan werden, da sind Gefahrenquellen."

"Wir müssen den Spagat zwischen angemessenen Gebühren und angemessener Bestattung machen", erläutert Hornung. 18 Enni-Mitarbeiter kümmern sich um die zehn Friedhöfe in Moers - neben der Grünpflege zählt auch die Vorbereitung von rund 1100 Bestattungen jährlich zu ihrem Arbeitsbereich. "Das ist eine Herausforderung." Besonders in diesem Jahr, in dem nach einem milden Winter der Boden viele Nährstoffe aufgenommen habe und die Vegetation früh und heftig gespießt sei.

"Die Friedhöfe stehen auch im Wettbewerb", erklärt Hornung weiter. Die Bestattungskultur ändere sich. Der Trend gehe weg vom klassischen Wahlgrab hin zur kostengünstigeren Urnenbestattung in Kolumbarien oder Wiesengräbern. Die Arbeit an neuen Konzepten für die Friedhöfe gehöre deshalb zu den "Top-Themen" bei der Enni. Hinsichtlich der Pflege denke man über die Zusammenarbeit mit den Friedhofsgärtnern zusammen. Schon heute engagiere die Enni ein externes Unternehmen, das einmal jährlich die Friedhofswege reinigt.

(RP)
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