Moers Auf der Suche nach ursprünglicher Musik

Moers · Hayden Chisholm, Improviser in Residence in Moers, räumt mit Vorurteilen gegenüber der deutschen Volksmusik auf.

 Stadtmusiker Hayden Chisholm stellte am Sonntag im Bollwerk 107 den Film "Sound of Heimat" vor. Die Idee zu diesem Dokumentarfilm hatten die beiden Kölner Regisseure Arne Birkenstock und Jan Tengeler. Chisholm trifft darin auf eine Vielfalt regionaler Bräuche zwischen Nord und Süd, West und Ost.

Stadtmusiker Hayden Chisholm stellte am Sonntag im Bollwerk 107 den Film "Sound of Heimat" vor. Die Idee zu diesem Dokumentarfilm hatten die beiden Kölner Regisseure Arne Birkenstock und Jan Tengeler. Chisholm trifft darin auf eine Vielfalt regionaler Bräuche zwischen Nord und Süd, West und Ost.

Foto: Klaus Dieker

Eigentlich sollte der Sonntagnachmittag am dritten Advent im Bollwerk noch schräger daherkommen, als er inhaltlich ohnehin war. Denn neben einem Kinofilm über Volksmusik und einer sich daran anschließenden Fragestunde mit dem dazugehörigen Regisseur, sollte ursprünglich noch ein Jodel- und Singworkshop mit dem Improviser und dem Publikum stattfinden - und das alles bei Kaffee und heißen Waffeln. Doch es kam anders, weil sich der aus Köln kommende Regisseur Jan Tengeler mit seinem Film um eine Stunde verspätete. Also fing Hayden Chisholm an, über sich, die Volksmusik und den Film "Sound of Heimat - Deutschland singt!" zu reden. Danach folgte dann die 90-minütige Dokumentation auf den Spuren der Volksmusik quer durch Deutschland. Die Fragestunde sowie das Jodeln und Singen mussten wegen der fortgeschrittenen Zeit und den nur noch wenigen verbliebenen Besuchern entfallen.

Dennoch: Das, was Chisholm und der Film zu erzählen hatten, war allemal spannend und räumte ziemlich radikal mit Vorurteilen und Klischees gegenüber der deutschen Volksmusik auf. "Sie ist einfach und schlicht, doch voller Romantik", erklärte der Neuseeländer, der seit Anfang des Jahres Improviser in Residenz in Moers ist. "Ich habe schon immer eine große Freude an schönen Liedern empfunden", erzählte er weiter, "und bin stets auf der Suche nach ursprünglicher Musik. Für mich als musikalischen Weltenbummler ist meine Heimat die Musik." Und wie hält Chisholm es mit der sogenannten Volksmusik à la Musikantenstadl? "Das ist persönlich nicht mein Ding", gab er unumwunden zu. "Doch wenn Menschen Gefallen an Musik haben - warum nicht? Helene Fischer soll es meinetwegen geben. Nur ist das eigentlich keine Volksmusik, sondern volkstümliche Schlagermusik und dazu noch kommerziell. Die Wurzeln der wahren Volksmusik liegen in der Deutschen Romantik eines Caspar David Friedrichs, also im 18./19. Jahrhundert. Dort ging es um die deutsche Seele. Und Singen, davon bin ich überzeugt, setzt die Seele frei." Nach diesem Coming-Out Chisholms in Sachen Volksmusik und drei auf dem Saxofon eigenwillig vorgetragenen Musikstücken, darunter das im Obertongesang interpretierte Volkslied "Morgen muss ich fort von hier", folgte die lang ersehnte Vorführung des mehrfach preisgekrönten Films "Sound of Heimat - Deutschland singt!" Zwei Monate lang habe man 2010 gedreht, erzählte Chisholm. Entstanden seien dabei 300 Stunden an Filmmaterial. Der Kinostart war im September 2012.

Die Idee zu diesem Dokumentarfilm hatten die beiden Kölner Regisseure Arne Birkenstock und Jan Tengeler. Chisholm trifft darin auf eine Vielfalt regionaler Bräuche zwischen Nord (Flensburg) und Süd (Allgäu), West (Köln) und Ost (Leipzig). In Köln begegnet er Jugendlichen, die alte Lieder der ehemaligen Kölner Widerstandsgruppe "Edelweißpiraten" als Hip-Hop neu interpretieren. Er macht mit bei einem Kurs "Jodeln und Wandern" im Allgäu und begleitet junge, wilde Musiker, die in ihren "Antistadl"-Veranstaltungen verkünden: "Volxmusik ist böse!"

Der Film ist auf DVD erhältlich, siehe www.soundofheimat.de. Dort gibt es alle Informationen zum Film sowie zu Cast und Crew. Zu einer ähnlichen Veranstaltung lädt für morgigen Mittwoch, 18 Uhr das Lokal Harmonie nach Duisburg-Ruhrort, Harmoniestraße 41, ein.

(RP)
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