Moers Aylin überzeugt mit Soul-Stimme

Moers · Vier Kandidaten treten beim letzten Song Slam des Jahres im Jugendkulturzentrum Bollwerk 107 auf.

 Die 20-jährige Aylin Celik aus Düsseldorf begeisterte mit einer souligen Stimme, die an Amy Winehouse erinnerte, und mit kritisch-nachdenklichen Texten.

Die 20-jährige Aylin Celik aus Düsseldorf begeisterte mit einer souligen Stimme, die an Amy Winehouse erinnerte, und mit kritisch-nachdenklichen Texten.

Foto: kdi

Warum sich mit einem Konzert zufrieden geben, wenn man gleich vier auf einmal haben kann? Unter diesem Motto lud am Freitagabend das Bollwerk 107 zusammen mit dem Team der Düsseldorfer "Poesieschlacht" in die Bollwerk-Kneipe ein. Vier junge Leute mit starken Stimmen, die sich zu selbst geschriebenen Liedern auf der Gitarre begleiten, zeigten beim 4. Moerser Song Slam, was sie drauf haben. Die Idee eines Wettstreits der Singer/Songwriter entstand aus dem "Poetry Slam", also dem Wettstreit der Dichter. Das "Konzert, das sich das Publikum selbst zusammenstellt", wurde ursprünglich nach den Regeln des Poetry-Slams durchgeführt, bei dem eine spontan aus dem Publikum ausgewählte Jury jeden einzelnen Auftritt mit Punktkarten bewertet.

Erstmals lief es nun anders ab: Die vier Kandidaten durften nacheinander auftreten. Jeder hatte sieben Minuten Zeit, um das Publikum von sich zu überzeugen. Anschließend baten die Moderatoren Helge Goldschläger und Markim Pause um eine "Blindabstimmung" des gesamten Publikums: Jeder der 50 anwesenden Zuhörer sollte die Hand heben für seinen Favoriten, und, um sich nicht beeinflussen zu lassen, während der Abstimmung die Augen schließen. Die jüngste und einzige weibliche Kandidatin hatte dabei von Anfang an die Nase vorn: Die 20-jährige Aylin Celik aus Düsseldorf begeisterte mit einer souligen Stimme, die teilweise an Amy Winehouse erinnerte, und mit kritisch-nachdenklichen Texten. Sie war die glückliche Gewinnerin der "goldenen Ananas" und musste ihr Anfangslied als Zugabe wiederholen, in dem sie sich, ganz am Puls der Zeit, kritisch über das politische System in den USA äußerte. Die Idee dazu sei ihr im Sozialwissenschaft-Unterricht gekommen. Locker und routiniert trägt sie ihren Song vor - kein Wunder, denn die junge Frau, die 2015 ihr Abitur gemacht hat und gerade ein Soziologie-Studium aufgenommen hat, ist mit ihren Texten schon seit längerem auf den Bühnen der Republik unterwegs. "Ich bin vom Poetry-Slam zum Song-Slam gekommen. Eigentlich wollte ich Punk-Rock machen, hatte auch mal eine Band. Aber meine Stimme passt nicht zum Punk." Aber auch die anderen drei bewiesen ihr musikalisches Talent: Nico Tilmes (23) aus Langenfeld wurde mit seiner hauchigen Stimme und auf Deutsch gesungenen ruhigen, melancholischen Liedern zweiter. Timo Brandt aus Hamminkeln benannte sein Alleinstellungsmerkmal selbst: "Ich bin der Junge vom Arsch der Welt mit der Rassel am Fuß."

Der 37-Jährige, der sich auf der Bühne zu Hause fühlt und bereits eine CD herausgegeben hat, produzierte einen rhythmischen, eingängigen Sound, der ihm den 3. Platz einbrachte. Der 35-jährige Atuin aus Rumeln-Kaldenhausen schließlich präsentierte zwei englischsprachige, melancholische Folksongs, die gekonnt vorgetragen wurden, ihn aber nicht über die Anfangsrunde hinaus brachten. Insgesamt konnte die Veranstaltung mit einem hohen Niveau punkten. "Wir lassen uns im Vorfeld Hörbeispiele oder Videos schicken. Denn, anders als beim Poetry Slam, wo bei bis zu zwölf Kandidaten auch mal ein Anfänger dabei sein darf, sollte die Qualität bei nur vier Auftretenden schon stimmen", erklären Pause und Goldschläger. "Durch das neue Abstimmungsverfahren erreichen wir eine objektivere Wertung. Außerdem werden die Auftritte der einzelnen Künstler so stärker gewürdigt."

Alle Talente sowie das Bolllwerk-Team und die Moderatoren hatten sich am Schluss einen riesigen Applaus der "intergalaktischen Moers-Menschen" verdient. Am 13. Januar gibt es die nächste Ausgabe des Moerser Song Slams.

(rauh)
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