Moers Bauarbeiter erhalten bezahlte Unterkunft

Moers · Aufgrund einer Neuregelung müssen die Chefs von 400 Baubetrieben ab sofort Unterkünfte stellen.

 Durch eine Neuregelung verändern sich die Arbeitsbedingungen für Bauarbeiter drastisch: Unterkünfte, wie etwa diese Pension, müssen künftig auf Montage von den Chefs organisiert und bezahlt werden.

Durch eine Neuregelung verändern sich die Arbeitsbedingungen für Bauarbeiter drastisch: Unterkünfte, wie etwa diese Pension, müssen künftig auf Montage von den Chefs organisiert und bezahlt werden.

Foto: igbau

Im Container übernachten und das auch noch selbst bezahlen - damit ist jetzt Schluss. Im Kreis Wesel gilt erstmals für alle 400 Baubetriebe: Auf Montage muss der Chef von nun an die Unterkunft stellen und diese bezahlen. Diese Neuregelung gilt für die rund 3500 Bauarbeiter im Kreis bei sogenannten Arbeitsstellen ohne tägliche Heimfahrt. Anders als bislang dürfe der Arbeitgeber nichts von der "Auslöse" - dem Verpflegungsmehraufwand - abziehen, teilte der Bezirksverband Duisburg-Niederrhein der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt mit.

Diese Situation bezeichnet die IG BAU als einen "Durchbruch". "In den meisten Branchen ist es eine Selbstverständlichkeit, dass der Arbeitgeber die Übernachtung bezahlt, wenn man für die Firma unterwegs ist. Das gilt endlich auch für den Bau", sagte Bezirkschef Friedhelm Bierkant.

Zwar hätten einige Bauunternehmen betriebsintern bereits vor einiger Zeit entsprechende Regelungen getroffen - nun gelten sie jedoch ausnahmslos für alle Baubetriebe. Die Regelung ist Teil des bundesweiten Tarifvertrags für das Bauhauptgewerbe, den IG Bau und Arbeitgeberverbände im vergangenen Jahr unterzeichnet haben.

Darin ist für Auswärts-Jobs auch eine Verpflegungspauschale von 24 Euro pro Arbeitstag festgeschrieben. "Dort, wo es starke Betriebsräte und viele Gewerkschaftsmitglieder gibt, lassen sich mit einer Betriebsvereinbarung sogar die Standards der Unterkunft regeln - zum Beispiel ein Anspruch auf ein Einzelzimmer", erklärte Bierkant.

Bisher galt bei der Bau-Unterkunft: Wer mehr als einen Tag für den Betrieb unterwegs war, der bekam vom Arbeitgeber eine "Auslöse" von 34,50 Euro pro Kalendertag und musste davon häufig selbst die Unterkunftskosten bestreiten. "Zu diesem Preis findet man in keiner Großstadt ein Zimmer", sagte Reinhard Steffen von der IG Bau. "Unsere Kollegen mussten sich selbst etwas suchen und dafür bis zu 100 Euro pro Nacht zahlen."

Der Betrieb organisierte ihnen deshalb oftmals eine Unterkunft, häufig allerdings nur einen Container. "Dort herrschten nicht immer menschenwürdige Umstände", berichtete Steffen. "Trotzdem konnte der Chef seinen Beschäftigten hierfür bis zu 6,50 Euro von der Tagespauschale abziehen. Die neue Regelung ist für alle Arbeitnehmer in unserer Industrie ein Meilenstein."

(mba)
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