Moers Beim Festessen die Sorgen mal vergessen

Moers · Weihnachten mit Freunden feiern: Der Sozialdienst katholischer Männer, die Pfarrgemeinde Sankt Josef und die Caritas veranstalten Heiligabend ein gemütliches Beisammensein für 60 bis 70 Menschen am Rande der Gesellschaft.

 Pfarrer Karsten Weidisch (2.v.r.) feierte an Heiligabend mit Wohnungslosen zusammen Weihnachten im Don-Bosco-Heim. Veranstaltet wurde die Feier vom Caritasverband und der Pfarrgemeinde St. Josef.

Pfarrer Karsten Weidisch (2.v.r.) feierte an Heiligabend mit Wohnungslosen zusammen Weihnachten im Don-Bosco-Heim. Veranstaltet wurde die Feier vom Caritasverband und der Pfarrgemeinde St. Josef.

Foto: Klaus Dieker

Wenn Bernd S. (55) aus seinem Leben erzählt, dann spricht er schnell, seine Stimme wird oft laut und er gestikuliert stark mit den Armen. Alkoholiker war er, hat Drogen genommen - er weiß, wie es sich anfühlt, "zugedröhnt" zu sein. Als er sein Erspartes in Casinos verspielt hatte, lebte er auch mal einige Tage auf der Straße. "Doch das wollte ich nicht mehr. Ich wollte nicht ganz unten ankommen", sagt der 55-Jährige heute. "30 Pullen Bier am Tag - das ging nicht mehr. Da habe ich mir Hilfe geholt." Das war 2001.

"Ich ging zur Entgiftung ins Krankenhaus und machte eine Therapie", erzählt Bernd S., der seit seinem 18. Lebensjahr gesetzlich vom Sozialdienst Katholischer Männer (SKM) betreut wird. "Heute bin ich zwar arbeitslos, doch meine gesetzliche Betreuung hilft mir, mein Leben im Griff zu behalten." Den Heiligen Abend verbringt er seit vielen Jahren im Don-Bosco-Heim. Mit seinen Freunden, von denen viele wohnungslos sind, genießt er auch in diesem Jahr im großen Saal den frischgekochten Gulasch mit Apfelrotkohl und Kartoffelknödeln. Zwar hat der 55-Jährige eine kleine Wohnung in Moers, in der er mit seinen zwei Katzen lebt. Doch dort hätte er niemanden zum Reden, wie er selbst sagt.

Ähnlich geht es einer 61-jährigen Besucherin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. "Ich möchte mich mit Menschen umgeben, die mir guttun und das ist hier der Fall", befindet sie und fügt hinzu: "Ich würde doch sonst nur in meiner Bude sitzen und Löcher in die Decke starren."

Peter B. (38) sitzt allein, zwei Plätze neben ihm sind frei geblieben. "Ich bin froh, hier eine warme Mahlzeit zu bekommen", meint er und kratzt die Reste auf seinem Teller zusammen. "Meine Eltern in Österreich kann ich leider nicht besuchen, dazu habe ich kein Geld." Der junge Frührentner hat nie eine Ausbildung zum Fliesenleger abgeschlossen. "Aufgrund meiner Schuppenflechte wurde ich immer ausgeschlossen", sagt er und zieht sich seine Mütze ein wenig tiefer in die Stirn. "Im neuen Jahr möchte ich eine Kur beantragen."

Währenddessen unterhält sich Bernd S. weiterhin lautstark mit seinen Freunden. "Ich fühle mich ja nicht als was Besseres, nur, weil ich eine Wohnung habe. Viele meiner Freunde leben auf der Straße. Ich könnte das nicht mehr und helfe lieber, wo ich kann." So greift er zum Beispiel im neuen Jahr einem alkoholabhängigen Freund unter die Arme und renoviert mit ihm dessen heruntergekommene Wohnung.

Ein Freund tippt dem 55-Jährigen auf die Schulter. Er hat seine Portion nicht aufgegessen und füllt den Rest in eine Aluschale. "Nimmst du auch was mit?", fragt er Bernd. Der nickt. "Ich hol' mir gleich noch ein bisschen Fleisch. Für meine Katzen, da freuen die sich."

Damit der Caritasverband, der SKM und die Pfarrgemeinde Sankt Josef das Fest jährlich ausrichten können, benötigen sie Spenden. Infos unter 02841/901035.

(RP)
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