Moers Bessere Versorgung für Lymphpatienten

Moers · Im Krankenhaus Bethanien hat das "Lymphnetzwerk Linker Niederrhein" seine Arbeit aufgenommen. Oberstes Ziel ist es, therapeutische Maßnahmen zum Wohle von Patienten besser aufeinander abstimmen zu können.

 Chefarzt Prof. Dr. Bruno Geier und Oberärztin Dr. Meike Finkenrath von der Gefäßchirurgie Bethanien kümmern sich in dem Krankenhaus um die Lymphpatienten.

Chefarzt Prof. Dr. Bruno Geier und Oberärztin Dr. Meike Finkenrath von der Gefäßchirurgie Bethanien kümmern sich in dem Krankenhaus um die Lymphpatienten.

Foto: Bettina Engel-Albustin / Fotoage

Rund vier Millionen deutsche Bundesbürger leiden an Lymphödemen. Dabei handelt es sich vereinfacht gesagt um sicht- und tastbare Flüssigkeitsansammlungen im Zwischenraum von Körperzellen. Oftmalig treten diese Ödeme in Form geschwollener Arme oder Beine auf. Die medizinische Behandlung dieser Schwellungen ist komplex und erfordert therapeutische Maßnahmen unterschiedlichster Akteure. Um das Wechselspiel von Ärzten, Lymphtherapeuten und Sanitätshäusern besser koordinieren zu können, hat sich nun im Moerser Krankenhaus Bethanien erstmals das "Lymphnetzwerk Linker Niederrhein" zu einem fachlichen Austausch getroffen.

In Nord- und Süddeutschland sind entsprechende Netzwerke bereits eingerichtet. "Hier in der Gegend gibt es so etwas jedoch noch nicht", berichtet Bruno Geier, der Chefarzt der Gefäßchirurgie im Bethanien. Es handele sich um ein Krankheitsbild, das in Deutschland unterversorgt sei, nur wenige Therapeuten und niedergelassene Ärzte würden sich auf diesem Gebiet auskennen. Daher hat vor allem Meike Finkenrath, Oberärztin in der Gefäßchirurgie, ihre Aufmerksamkeit diesem Thema gewidmet. "Ich sehe häufig, welche Komplikationen auftreten können, wenn der eigentliche Therapiebeginn verpasst wurde, da es sich nur um eine reine Behandlung von Symptomen handelt. Dann lässt sich den Patienten nur noch schwer helfen."

Ziel des Netzwerks ist es, eine bessere ambulante Versorgung für Betroffene zu schaffen und deren Qualität laufen zu kontrollieren. Darüber hinaus können die therapeutischen Maßnahmen auch besser aufeinander abgestimmt und die beteiligten Akteure besser vernetzt werden. Dies bestätigt auch Stefanie Goddinger-Gilbers, Lymphologie-Fachberaterin vom Sanitätshaus Hodey, die ebenfalls in die Beratungen des Netzwerkes eingebunden ist: "Behandlungsmaßnahmen dürfen keinen horizontalen Verlauf nehmen, es muss sich um einen Versorgungskreislauf handeln. Wir wollen die Patienten an die Hand nehmen." Dazu gelte es nun in einem ersten Schritt, Qualitätsmerkmale zu definieren und allgemein gültige Standards zu entwickeln. "Jeder muss wissen, wann er seinen Ball zu spielen hat", so Goddinger-Gilbers.

Genaue Patientenzahlen sind laut Aussage der Netzwerk-Beteiligten schwierig zu erfassen. Es gebe zudem eine Dunkelziffer, die problematisch sein könne. "Aber allein hier im Bethanien kommen mehrere Menschen in der Woche in unsere Sprechstunde", sagt Chefarzt Geier. Zudem scheuten sich viele niedergelassene Ärzte aus Angst vor Regressen davor, therapeutische Maßnahmen zu veranlassen. Dieses Problem würde mit der Einrichtung des Netzwerkes nun ausgeräumt: "Die Kollegen können sich auf unsere Diagnose berufen und so auch den Krankenkassen stichhaltige Argumente zur Notwendigkeit einer Therapie liefern", sagt Meike Finkenrath. Sie verweist darauf, dass bei frühzeitiger Erkennung eine vollständige Genesung erreicht werden könne. Man müsse zur richtigen Behandlung jedoch immer den individuellen Fall betrachten.

Stefanie Goddinger-Gilbers merkt allerdings an: "Die Patienten müssen mitziehen und lernen, mit ihrer Krankheit und nicht für sie zu leben." Dann könne man auch die Ursachen von Lymphödemen bekämpfen, nicht nur ihre Symptome.

(p-m)
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