Moers Bethanien will bessere Decubitus-Versorgung

Moers · Das Wundzentrum des Krankenhauses bietet einen Infoabend. Prävention soll eine wichtige Rolle spielen.

 Hubert Wachs, pflegerischer Leiter am Bethanien-Wundzentrum.

Hubert Wachs, pflegerischer Leiter am Bethanien-Wundzentrum.

Foto: Beth

Wer stundenlang am Schreibtisch sitzt, kennt das: Irgendwann tut das Hinterteil weh - dann wird ein wenig die Sitzposition gewechselt, und schon geht's besser. Bei gesunden, mobilen Menschen passiert das ganz "automatisch", ohne, dass sie groß darüber nachdenken müssen. Bei nicht mehr ganz so beweglichen oder gar bettlägerigen Menschen kann das dauernde Belasten einer Körperregion aber zu Problemen führen: Es bilden sich Druckgeschwüre, Nerven sterben ab, mitunter großflächige Wunden entstehen, ohne Behandlung kann es zu einer gefährlichen Blutvergiftung kommen.

 Prof. Dr. Robert Hierner, Ärztlicher Leiter des Wundzentrums.

Prof. Dr. Robert Hierner, Ärztlicher Leiter des Wundzentrums.

Foto: info@fotolulu.de

"Decubitus" nennen Mediziner ein solches Druckgeschwür. Und darum geht es beim ersten "Wund-Abend" des vor einem Jahr gegründeten Wundzentrums am Bethanien-Krankenhaus. Am 30. November werden Fachleute über die Decubitus-Behandlung informieren: Hubert Wachs, als pflegerischer Leiter und Prof. Dr. Robert Hierner als Ärztlicher Leiter des Wundzentrums Bethanien, sowie Dr. Christian Karl vom Wundzentrum am Krankenhaus Bergmannsheil in Gelsenkirchen. Niedergelassene Ärzte, Pflegekräfte, Mitarbeiter von ambulanten Pflegediensten, aber auch pflegende Angehörige und betroffene Patienten selbst sind eingeladen. "Wir wollen ein engmaschiges Netz knüpfen, um die Decubitus-Behandlung zu optimieren", sagte Hubert Wachs gestern vor Pressevertretern.

Druckgeschwüre kommen auch bei zu früh geborenen Babys im Brutkasten vor, oder bei jungen querschnittsgelähmten Menschen. Vor allem aber sind sie ein Problem, das Frauen und Männer im Alter betrifft. Und weil die Menschen immer länger leben, kommen auch Druckgeschwüre immer häufiger vor. "Die Anzahl der Patienten wird gigantisch", sagte Hierner. Schon heute seien 15 bis 20 Prozent aller Senioren betroffen. Bestimmte Körperregionen sind besonders gefährdet, neben dem Kreuzbein zum Beispiel die Ellenbogen oder die Hüften. "Viele betroffene Menschen schämen sich, ziehen sich sozial zurück und meiden den Weg zum Arzt", sagte Hierner. Der Chirurg muss jedoch vergleichsweise selten eingreifen: "In 90 bis 95 Prozent der Fälle heilen die Geschwüre bei richtiger Therapie ohne Operation." Allerdings sei eine Decubitus-Therapie vergleichsweise teuer. Die Verschreibung von Hilfsmitteln, wie Wundauflagen oder Wechseldruck-Matratzen, belaste extrem das Budget der Hausärzte. Hierner hofft, dass eine möglichst große "Lobby" dafür sorgen kann, dass zusätzliche Mittel fließen - auch vor diesem Hintergrund ist der Info-Abend im Bethanien-Krankenhaus zu sehen.

Ein Thema wird auch die Prävention sein, denn: "Am besten ist es, wenn es gar nicht zum Druckgeschwür kommt", sagte Hierner. Ein paar Tipps des Arztes: sich ausgewogen und ausreichend ernähren, aktiv bleiben ("wenn man das kann"), lieber sitzen als liegen, druckentlastende Systeme wie Sitzkissen oder spezielle Matratzen benutzen, beim Liegen öfter umlagern oder von anderen umlagern lassen. Ratsuchende Patienten sind eingeladen, sich an Hierner zu wenden (02841 200 2992).

"Rund um den Decubitus", Mittwoch, 30. November, 18-20.30 Uhr, Bethanien-Krankenhaus, Personalcafeteria. Wer teilnehmen möchte, sollte sich anmelden: 02841 200 2992, Fax 02841 200 2993, Mail: plastische-chirurgie@bethanienmoers.de

(RP)
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