Moers Bewegendes Theaterstück am Ehrenmal

Moers · Das Junge Schlosstheater Moers zeigt "Im Westen nichts Neues" nach dem Buch von Remarque als Freiluft-Aufführung in Schwafheim.

 Szene aus "Im Westen nichts Neues" am Schwafheimer Ehrenmal.

Szene aus "Im Westen nichts Neues" am Schwafheimer Ehrenmal.

Foto: Klaus Dieker

Der Spielort für das elfköpfige Ensemble "Junges Schlosstheater Moers" (STM) hätte besser nicht gewählt sein können. Für das Stück "Im Westen nichts Neues", nach dem gleichnamigen Buch von Erich Maria Remarque (1929), bot das Ehrenmal für die Gefallenen beider Weltkriege an der Maria-Djuk-Straße die Bühne. Eindringlich spielten sich die jungen Darsteller ins Bewusstsein ihres Publikums, im Wissen um den sensiblen Spielort und seine Symbolkraft. Musikalisch unterstützt wurde das Schauspielensemble von Jan Lammert und Tim Schülling.

"Ein Experiment", meinte dazu noch vor Spielbeginn unter freiem Himmel Theaterpädagoge Holger Runge. Das Publikum saß auf Stühlen vor dem Ehrenmal, als Runge einen Einblick in die Vorbereitungen gab. Über die Stadt kam die Erlaubnis, diesen Ort zu nutzen.

Für ein völlig neues Element sorgte der Männergesangsverein Teutonia Schwafheim, der sich kurzfristig zu einer musikalischen Mitwirkung entschieden hatte. Für eine gehörige Portion Gänsehaut sorgten ihre Beiträge, beispielsweise ganz zum Schluss das Lied "Frieden sei dieser Welt beschieden". Viele Worte waren dann nicht mehr nötig, denn die verschiedenen Szenen, die die Geschichte von Paul Bäumer erzählten, wirkten für sich alleine. Von dieser Warte ist das Theaterexperiment unter freiem Himmel gelungen.

Erinnert wird an den Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914. Im Zentrum steht die Klasse von Paul Bäumer, die sich von der Kriegsbegeisterung anstecken lässt. Szenen reihen sich aneinander, die auf dem Schlachtfeld spielen, die von Kriegsverletzten ohne Mund und Füße berichten. Zurück im Klassenzimmer, lobt Lehrer Kantorek die jungen Männer, die er als "eiserne Jugend" bezeichnet. "Vergesst nicht die großen Momente, wenn ihr als Helden zurückkehrt", sagt Kantorek, stellvertretend für eine Gesellschaft, die falsch verstandene Heldenmythen hinterherjagt. Lazarett, Frontkoller und Gräuel bestimmen die Eindrücke. Mittendrin Paul Bäumer, der auch der Mutter seines Freundes Franz mitteilen muss, wie Franz an der Front gestorben ist.

Die Erfahrung mit dem Tod, den Sterbenden im Lazarett, wirft Fragen auf wie "Was bleibt nach dem Krieg?" Den Umgang mit dem Erlebten reißen die Szenen an, antworten mit Phänomen wie Alkoholismus, gesellschaftlicher Entwurzelung und Schweigen als einem "versteinerten Schrei". Die Feststellung "Der Krieg hat uns zerstört" greift in alle Lebensbereiche. Der Buchvorlage entsprechend, heißt es zum Ende, dass auch Paul kurz vor Kriegsende tödlich getroffen wird: "An einem Tag, der so ruhig und so still war, dass der Heeresbericht sich auf den Satz beschränkte, im Westen sei nichts Neues zu melden."

Die zweite Aufführung ist am Mittwoch, 10. Juni, 19.30 Uhr, am Ehrenmal in Schwafheim, Reservierung unter 02841 8834110.

(sabi)
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