Kolumne: Vom Anlagemarkt Börsen durch Ukraine belastet
Moers · Die Ukrainekrise bleibt an den europäischen Börsen ein bestimmender Einflussfaktor. Nachdem Hoffnungen auf einen konstruktiven Dialog zwischen der ukrainischen und russischen Regierung in der vergangenen Woche aufkamen, konnte sich der Dax deutlich erholen.
Die von den USA und der EU eingeforderten Sanktionen haben allerdings erste realwirtschaftliche Bremsspuren hinterlassen. Ablesen lässt sich diese Entwicklung an den schwachen Konjunkturfrühindikatoren in der EU, wie den Einkaufmanagerindizes oder den Auftragseingängen. Deutsche Exporte nach Russland sanken im ersten Halbjahr 2014 um 15,5 Prozent.
In der Konsequenz fahren betroffene Unternehmen ihre Investitionen zurück und denken über Arbeitsplatzaufbau nach. Der EZB-Präsident Draghi und südeuropäische Politiker zeigen sich bereits besorgt, so dass sie neue Konjunkturprogramme einfordern. Die russische Wirtschaft verliert mittlerweile ebenfalls an Schwung. Allerdings erfährt Russland durch die BRIC-Staaten starke Unterstützung. Zudem ist Europa auf russisches Gas und Öl angewiesen, so dass diese Haupteinnahmequelle nicht versiegt. Die US-Börsen blieben von den Entwicklungen in Europa unbeeindruckt - der S&P 500 erreichte zwischenzeitlich ein neues Allzeithoch.
Die US-Wirtschaftsdaten zeigten sich in der Summe stabil, so dass die Notenbank die Wertpapieraufkaufprogramme weiter reduzierte und im Oktober voraussichtlich komplett beenden wird. Es treten bereits Spekulationen auf, dass die FED die Zinsen früher als ursprünglich erwartet anheben könnte. Im Ergebnis zogen in den vergangenen Monaten angelsächsische Großanleger Gelder von den europäischen Börsen ab. Die charttechnische Situation beim Dax bleibt angespannt. Stärkere Widerstände liegen zwischen 9500 und 9600 Punkten. Unter kurzfristigen Gesichtspunkten erscheinen in dieser Zone speziell bei konjunkturzyklischen Titeln Gewinnmitnahmen aussichtsreich.
AUTOR WILLI BUSCHHAUS IST WERTPAPIERSPEZIALIST DER VOLKSBANK NIEDERRHEIN EG
