Fahrzeugdefekt Britische Wanderarbeiter nehmen Parkplatz in Beschlag

Moers · Aufgrund eines Fahrzeugsdefekts sind englische Wanderarbeiter in Moers liegen geblieben. Der Verdacht liegt nahe, dass es sich um nordirische "Pavees" - sogenannte "Tinker" - handelt.

 Gleich mehrere Parkplätze haben die Reisenden am Stadtpark besetzt.

Gleich mehrere Parkplätze haben die Reisenden am Stadtpark besetzt.

Foto: kt

Fast ein Dutzend Wohnwagen, gespannte Wäscheleinen, ausgerichtete Satellitenschüsseln - der Parkplatz an der Krefelder Straße am Freizeitpark gleicht in diesen Tagen eher einem Camping-Platz. Bei den vermeintlichen 25 bis 30 "Urlaubern" handelt es sich aber um englische Wanderarbeiter. Das haben die Gäste zumindest Mitarbeitern des städtischen Ordnungsamts gestern berichtet. "Eines ihrer Fahrzeuge habe einen technischen Defekt, weshalb sie zumindest über Nacht hierbleiben müssten", sagt Stadtsprecher Thorsten Schröder.

Der Verdacht liegt aber nahe, dass es sich bei den Briten um nordirische "Pavees" - ein fahrendes Volk handelt - dass auch (eher abwertend) als Tinker bezeichnet wird. Ähnlich wie Nomaden fahren als streng geltenden Katholiken aus Irland und Nordirland ohne festen Wohnsitz meist im Bund mehrerer Landarbeiter-Großfamilien mit ihrem Konvoi durch Europa umher, und bieten für wenig Geld das Asphaltieren von privaten Straßen oder Grundstücken an.

In Moers wurden die Wohnwagen nach Augenzeugenberichten schon Freitagabend an derselben Stelle gesichtet, was eher gegen die Theorie des plötzlichen Motordefekts spricht. Außerdem war der Parkplatz schon in früheren Jahren Stellplatz für andere Familien der Pavees.

 Die Kinder der Pavees sind immer mit dabei. In die Schule gehen sie nicht.

Die Kinder der Pavees sind immer mit dabei. In die Schule gehen sie nicht.

Foto: Kilian Tress

"Grundsätzlich sehen wir kein Problem, wenn die Menschen den Parkplatz benutzen, um ihre Fahrtüchtigkeit wiederzuerlangen", sagt Stadtsprecher Thorsten Schröder. Heißt: Um zu schlafen, weil sie durch lange Fahrten übermüdet sind, können sie auch über Nacht bleiben, sagt Schröder weiter. "Nur wenn sie länger bleiben, muss das Ordnungsamt genauer hinschauen."

Am Niederrhein sind Pavees längst keine Seltenheit. Meist sind sie hier rund um Mariä Himmelfahrt - den 15. August - anzutreffen. Der Tag ist für die Gemeinschaft einer der höchsten Feiertage, den sie oft im Marienwallfahrtsort Kevelaer begehen wollen. Grundsätzlich ist die Anwesenheit der Menschen auch nicht als problematisch einzuordnen, sie gelten ähnlich wie Sinti und Roma sogar als Opfergruppe, in Irland gehören sie zu den ausgeschlossenen Gruppen der Gesellschaft auf der Insel. Hierzulande fallen sie oft durch ihre Trinkfestigkeit negativ auf, was Grund für Beschwerden und Anzeigen in einigen Städten war.

An einer Tankstelle in Iserlohn kam es vor kurzem zu Tankbetrügen, in der Innenstadt zu Sachbeschädigungen, ein 20-Jähriger zeigte den Hitlergruß. In Kevelaer gab es vielfach Probleme, weil nachts laute Musik gehört wurde oder junge Pavees mit quietschenden Reifen durch die Straßen fuhren. In Düsseldorf hat man zuletzt einem Konvoi aus 90 Fahrzeugen ein Platzverbot erteilt, nachdem die Traveller die Rheinwiesen in Beschlag genommen hatten. "In der Vergangenheit haben sich hin und wieder auch Moerser beschwert, weil die Pavees viele Parkplätze am Freizeitpark belegt waren", sagt Thorsten Schröder. Auch Alkohol hätten die Pavees getrunken, das könne man aber niemanden verbieten.

Dennoch wird die Stadt das Ordnungsamt beauftragen, an besagter Stelle zu kontrollieren. Schröder: "Meistens löst sich das Problem aber von alleine, weil sie weiterfahren."

(KT)
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