Unsere Woche Brückensperrung ist ein Politik-Versagen

Moers · Die möglicherweise noch Wochen andauernde Sperrung der A 40-Rheinbrücke kostet Tausende Pendler täglich wertvolle Lebenszeit. Die wirtschaftlichen Folgen des Verkehrsdesasters sind derzeit noch überhaupt nicht abzusehen.

Ein 73 Zentimter langer und wenige Millimeter breiter Riss in einem Brückenseil entscheidet über das Schicksal einer Region. Duisburg und der linke Niederrhein driften durch die Brückensperrung auseinander. An diesem Wochenende fällt zudem noch die Homberger-Brücke für den Durchgangsverkehr aus, weil die Karl-Lehr-Brücke, die Ruhrort mit der Duisburger Innenstadt verbindet, ebenfalls wegen Reparaturarbeiten nicht befahrbar ist.

Dagegen ist die Sperrung der Cölve-Brücke zwischen Schwafheim und Rheinhausen beinahe eine Randnotiz, auch wenn die Menschen im Moerser Süden jetzt riesige Umwege in Kauf nehmen müssen, wollen sie zur anderen Rheinseite. Dabei haben wir derzeit noch Ferien. Die Staus, sowohl auf den Autobahnen wie auf den innerörtlichen Umgehungsstraßen, waren etwa so wie an normalen Werktagen außerhalb der Ferienzeit. Ärgerlich, aber keine Katastrophe. Nicht auszumalen wäre aber das Szenario einer wochenlangen Sperrung. Mit Beginn der Schulzeit werden auch die Pendlerströme wieder sprunghaft zunehmen. Dann droht tatsächlich im Großraum Moers-Duisburg ein Kollaps auf den Straßen.

Schuld an der Situation ist die jahrelange Vernachlässigung unserer Infrastruktur bei gleichzeitig immer höher werdender Beanspruchung. Die erst zum nächsten Jahrzehnt anstehenden Ersatzbauten für die Rheinbrücken in Duisburg und in Köln wären wahrscheinlich erst später nötig gewesen, hätte man früher den Lkw-Verkehr dort gedrosselt und mehr Geld in die Instandhaltung investiert. Da man das nicht wollte, wäre es folgerichtig gewesen, den Neubau rechtzeitig auf den Weg zu bringen. Das geschah nicht: ein klassisches Politik-Versagen.

Nun ist es nicht so, dass dergleichen nur beim Bund oder bei Straßen NRW vorkommt. In Moers gab es mal ein funktionierendes Sportzentrum mit Hallenbad , das durch Vernachlässigung heruntergewirtschaftet wurde. Auch im Kanal- und Straßenbau sind Unterhaltungsinvestitionen jahrzehntelang ausgeblieben. Aber Moers zeigt auch, dass es anders gehen kann. Dank des Sanierungsprogramms ProSa sind alle städtischen Schulen heute in einem ordentlichen Zustand. Politik muss eben beizeiten die richtigen Entscheidungen treffen.

Ein schönes Wochenende! juergen.stock@rheinische-post.de

(RP)
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