Moers Carolin Pook wird neue Stadtmusikerin

Moers · Die in den USA lebende deutsche Geigerin und Komponistin (Jahrgang 1981) tritt die Nachfolge von Hayden Chisholm als Improviser in Residence an. Das Übergabekonzert ist am Donnerstag, 21. Januar, in der Festivalhalle am Solimare. Pook hat schon mit den Fantastischen Vier gespielt.

 Carolin Pook

Carolin Pook

Foto: Moers Festival

Mit Carolin Pook tritt dieses Jahr erneut eine in New York lebende deutsche Musikerin das Amt des "Improviser in Residence" an. Sie schreibt und dirigiert Musik, die speziell auf die jeweils beteiligten Musiker zugeschnitten ist und in der improvisierte und ausnotierte Teile in einer Komposition grenzenlos verschmelzen. Ihre Kompositionen werden gerne als postmoderne Klangarchitekur mit einer fast magischen Intensität beschrieben. Ihr Geigenspiel besticht durch ein Spektrum von metallischer Fülle bis zu einfühlsamer Sparsamkeit.

Ihr Urgroßvater Waldemar von Bausznern war ein bekannter spätromantischer Komponist, der von Siebenbürger Sachsen abstammte, und ihr Vater, der Pianist Rainer Pook, war jahrelang Herbert von Karajans Assistent an der Deutschen Oper Berlin. Pook, die in einem klassischen Musikerhaushalt aufwuchs, begann mit sechs Jahren das Geigenspiel und mit zwölf Jahren Klavier und Schlagzeug. Mit 18 Jahren schrieb sie ein zweistündiges Musical, während sie sich zur gleichen Zeit intensiv mit den Werken von Arnold Schönberg, Mahler and Debussy auseinandersetzte.

Zwischen 2000 und 2006, während sie sowohl Jazz-Geige als auch Schlagzeug an der Musikhochschule Köln studierte, bestärkte sie die enge Zusammenarbeit mit ihrem Mentor und Kollegen Werner Dicker, Professor für Viola an der Musikhochschule Köln und Gründungsmitglied des Ensemble Modern, darin, ihren Fokus auf zeitgenössische Musik und neue Spieltechniken.

In dieser Zeit wirkte sie bei zahlreichen Erstaufführungen und Aufnahmen der Kammermusik-Werke von Komponisten wie Thomas Beimel, Dietrich Eichmann oder York Höller mit. Nach ihrem Studienabschluss 2006 erhielt sie diverse Stipendien für einen New-York-Aufenthalt. Seitdem schrieb sie Auftragskompositionen für die Deutsche Radiophilharmonie und das Roy Hargrove Quintett, für den Saxofonisten Peter Brötzmann und ein achtköpfiges Percussionensemble. Sie schreibt kontinuierlich das ganze Jahr neue Stücke für ihr Kammermusikensemble "The Pookestra" aus Brooklyn.

Zu ihren Lehrern gehören namhafte Musiker wie Michael Gustorff 2001-2005), Zipflo Reinhardt (2003- 2005) und Mark Feldman (2006-2008) auf der Geige und Keith Copeland (2002-2006) am Schlagzeug. Carolin Pook ist eine gefragte Studiomusikerin und Arrangeurin, die bei über 40 Aufnahmen von Künstlern wie Kenny Garrett, Die Fantastischen Vier und Mike Doughty mitwirkte.

Im November 2014 war Carolin Pook Artist in Residence der Peter Kowald Gesellschaft/ort in Wuppertal, gab einen Workshop an der Musikhochschule Köln und komponierte ein neues Werk für Chor, Geige und einem Tänzer. "Wir sind sehr froh, dass Carolin Pook unserer Einladung nach Moers gefolgt ist. Und wenn eine so vielbeschäftigte Musikern wie Carolin Pook unserem Ruf an den Niederrhein folgt, zeigt das auch, welch guten Ruf Moers mit seinem Festival international genießt", betont Reiner Michalke, künstlerischer Leiter des Moers Festivals. Pook löst den derzeitigen Improviser in Residence Hayden Chisholm in Moers ab. Die Stabübergabe der beiden Improviser erfolgt im Rahmen eines gemeinsamen Konzertes am Donnerstag, 21. Januar, um 19.30 Uhr in der Festivalhalle Moers, der Eintritt ist frei.

Der "Improviser in Residence" ist eine Einrichtung des Moers Festival. Seit 2008 wird eine musikalische Persönlichkeit eingeladen, ein Jahr lang in Moers zu leben und zu arbeiten. Der "Improviser" organisiert Konzerte, ist Ansprechpartner für Projekte und künstlerische Koproduktionen und arbeitet mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen in Moers und Umgebung. Die "Improviser in Residence" waren Angelika Niescier (2008), Simon Rummel (2009), Sanne van Hek (2010), Achim Tang (2011), Ingrid Laubrock (2012), Michael Schiefel (2013), Julia Hülsmann (2014) und Hayden Chisholm (2015).

(RP)
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