Moers CDU stimmt gegen Moers-Festival

Moers · SPD geführte Mehrheit im Rat räumt Versäumnisse ein, will die Veranstaltung aber behalten.

Moers-Festival 2018: Fotos vom 18. bis 21.5.
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Das war das Moers-Festival 2018

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Foto: Klaus Dieker/Dieker, Klaus (kdi)

Weckmänner für alle Ratsmitglieder von der SPD-Fraktion: Das war schon eines der versöhnlichsten Signale, die an diesem Mittwochabend im großen Sitzungssaal des Moerser Rathauses ausgesandt wurden. Haushaltsfragen standen im Mittelpunkt der Beratungen, und in so gut wie allen wesentlichen Fragen waren das Bündnis für Moers aus SPD, Grünen und Grafschaftern anderer Meinung als die CDU, während die Mitglieder der übrigen Fraktionen mal so, mal so abstimmten. Die Dissonanz wurde besonders beim Streit um das Moers-Festival deutlich.

Als Konsequenz aus einem Wirtschaftsprüfungsbericht, über den gestern in nichtöffentlicher Sitzung heftig gestritten wurde, hatte die CDU beantragt, den städtischen Zuschuss für das Moers-Festival komplett zu streichen.

"Das Festival hat sich überlebt", sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Ingo Brohl. "Der Umzug in die Halle war im Kern falsch. Dadurch wurde die Veranstaltung ihres Festivalcharakters beraubt." Zudem sei die Besucherzahl zurückgegangen. In diesem Jahr seien gerade einmal 1700 Tickets verkauft worden. Das stehe in einem krassen Missverhältnis zu den städtischen Zuschüssen von 336.000 Euro, die zuletzt pro Jahr im Haushaltsansatz standen.

Ein Prüfbericht hatte festgestellt, dass die vom Umzug aus einem Zirkuszelt in die ehemalige Tennishalle erhoffte Einsparung nicht nur ausgeblieben war, sondern, dass sich das Defizit aus der Veranstaltung weiter erhöht hatte. Dafür machten die Prüfer zum einen höhere Aufwendungen für die Halle als ursprünglich geplant, zu niedrig angesetzte Etats für künstlerische Leistungen und falsch veranschlagte Umsatzsteuern verantwortlich. Nachträglich hatte die Stadt außerplanmäßig rund 700 000 Euro zusätzlich bewilligen müssen, um eine Insolvenz des Festivalveranstalters, der städtischen Kultur GmbH, abzuwenden.

Des ungeachtet stehen SPD, Grüne und Grafschafter weiter fest zum Festival und wollen sich den Spaß auch weiterhin mindestens 336.000 Euro im Jahr kosten lassen. "Wir wollen das Moers Festival stärken", sagte Mark Rosendahl, Vorsitzender der SPD-Fraktion. "Wir sind froh, dass wir 2017 auf die Schiene gesetzt haben. Mit der Übertragung der Festivalhalle an die Enni sind jetzt auch die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen worden."

Für die Grünen bekannte Christopher Schmidtke, dass für ihn "Kultur in Moers ohne das Festival nicht vorstellbar" sei.

Die FDP stimmte zwar gegen den CDU-Vorschlag der Totalkürzung, mahnte aber eine gründliche Aufarbeitung der Festival-Vergangenheit an.

Gegen die beiden übrigen Ratsmitglieder der Linken stimmte Gabriele Kaenders mit der CDU. Heftige Vorwürfe richtete sie dabei gegen Carmen, Weist, die Vorsitzende des Aufsichtsrates. Einen wirklichen Neubeginn für das Festival könne es erst geben, wenn sWeist von ihrem Posten abgelöst worden sei. Brohl nannte den Namen Weist nicht, sprach aber ebenfalls davon, dass die SPD keine Verantwortung übernommen habe. Das veranlasste Rosendahl darauf hinzuweisen, dass Carmen Weist im Auftrag der SPD "nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt" habe. "Wir sind froh, dass wir eine solche Streiterin für die Kultur haben."

(RP)
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