Kamp-Lintfort Das Geilings Bräu kommt aus Saalhoff

Kamp-Lintfort · Johannes Lehmbrock aus Saalhoff macht sich neben dem Studium der Betriebswirtschaft als Bierbrauer selbstständig. Das Geilings Bräu, benannt nach dem Hof in Saalhoff, gibt es bereits im Restaurant Lölleken und im Café Madrid.

 Johannes Lehmbrock ist Bierbrauer als Leidenschaft. Bei Diebels lernte er Brauer und Melzer.

Johannes Lehmbrock ist Bierbrauer als Leidenschaft. Bei Diebels lernte er Brauer und Melzer.

Foto: Klaus Dieker

Die Versuchsanlage steht in einer Halle auf dem elterlichen Hof in Saalhoff. Dort hat Johannes Lehmbrock seine Rezeptur fürs Geilings Bräu umgesetzt. "Ich habe Zutaten gemischt, die ich gerne mag", erklärt der 24-Jährige, der in Münster Betriebswirtschaft studiert. Hopfen und Malz waren in seinem Fall nicht verloren. Nach zweijähriger Entwicklungszeit präsentierte er 2012 erstmals sein untergäriges Bier. "Meine Mutter hatte es sich gewünscht, dass wir Geilings Bräu zu ihrem Geburtstag ausschenken", berichtet Lehmbrock.

 Johannes Lehmbrock an seiner selbst entwickelten Versuchsanlage.

Johannes Lehmbrock an seiner selbst entwickelten Versuchsanlage.

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Gesagt, getan: Der Bierbrauer suchte die Zusammenarbeit mit einer Hausbrauerei im benachbarten Duisburg. Dort kann er brauen und abfüllen. "Ich bin mit meinem Rezept nach Walsum gefahren und habe gesagt: So muss das Bier aussehen und so schmecken", erzählt Johannes Lehmbrock und freut sich über die Resonanz, die er für sein Gebräu bekam. Inzwischen wurde Geilings Bräu im Kamp-Lintforter Restaurant Lölleken "an den Hahn" genommen. Auch im Café Madrid wurde das Fassbier aus der Bauernschaft Saalhoff im Angebot aufgenommen. Seitdem Geilings Bräu in Flaschen abgefüllt wird, befindet es sich außerdem im Sortiment des Weinmarkts Wörpel und der Rheinberger Wein- und Cocktailbar.

Geilings Bräu ist ein untergäriges Bier. Lehmbrock verwendet Aromahopfen und eine Mischung verschiedener Spezialmalze. "Der Aromahopfen gibt dem Bier einen milden und süffigen Geschmack", erklärt er. Das handgebraute Bier hat eine naturbelassene Trübung und ist vier Wochen haltbar. Lehmbrocks Leidenschaft fürs Bierbrauen entwickelte sich bereits in der Schulzeit. "Mein Freund hat mich in der 7. Klasse überredet, Bio-Chemie als Wahlpflichtfach zu belegen. Wir haben uns mit Ernährungswissenschaften befasst und zum Beispiel Lipgloss hergestellt. Ja, und in der zehnten Klasse haben wird zum ersten Mal Bier gebraut", erinnert sich Johannes Lehmbrock. "Ich war begeistert und entschied mich, eine Ausbildung zum Bierbrauer und Melzer zu machen." Die Lehre absolvierte er bei Diebels in Issum.

"Es ist allerdings schwierig, in diesem Beruf Fuß zu fassen." Da Johannes Lehmbrock nach der Ausbildung weder in der Zulieferindustrie arbeiten noch als Brauer ins Ausland gehen wollte, nahm er das Studium der Betriebswirtschaft auf, um sich beruflich breiter aufstellen zu können. "Mein Traum ist es, mich hier auf dem Hof selbstständig zu machen — mit Produktionsstätten, Brauerei, Abfüllung und Gaststätte", erzählt Lehmbrock.

Die ersten Schritte sind unternommen: Am 23. April gründete er die Geilings Bräu GmbH, und um das Bier zur Marke zu machen, entwickelte er ein Wappen: Die Anfangsbuchstaben G und B zieren das Wappen. Fuchs und Hase stehen für Lehmbrocks Heimat, den Niederrhein. Komplettiert wird das Wappen von Hopfenranken, Gerstenehren und einem roten Siegel. "Das hat noch keine andere Biermarke", sagt Lehmbrock stolz. Er kann es sich gut vorstellen, nach dem Studienabschluss nach München zu gehen und sich zum Braumeister ausbilden zu lassen. Rund 600 bis 800 Liter Bier produziert der 24-Jährige im Monat in Zusammenarbeit mit der Duisburger Brauerei. "Beim Abfüllen helfen mir meine Freunde. Das ist schon jede Menge Arbeit", erzählt der angehende Betriebswirt.

Geilings Bräu wird nach dem deutschen Reinheitsgebot von 1516 und einem Pilsener Brauverfahren hergestellt. "Ich finde es spannend, dass man aus lediglich vier Zutaten solch eine Vielfalt produzieren kann", sagt Johannes Lehmbrock. Wasser, Hefe, Hopfen und Malz sind die Bestandteile. "Da ist Kreativität gefragt. Die Deutschen sind aber nicht ohne Grund weltmarktführend, was die Brauerei-Technik angeht", sagt der 24-jährige Kamp-Lintforter, um augenzwinkernd zu erzählen, dass man auch mit ganz einfachen Mitteln brauen kann. "Es reicht dazu eine Kaffeemaschine. Man muss eigentlich nur die nötigen Schritte kennen." Beim Bierbrauen würden physikalische Prozesse in Gang gesetzt.

Inzwischen hat Lehmbrock eine zweite Sorte entwickelt. Die Rezeptur entstand am Schreibtisch. Einen ersten Durchlauf in der selbst gebauten Versuchsanlage fand statt. Ob das neue Bier schmeckt? Da muss sich der Bierbrauer aus Saalhoff allerdings in Geduld üben. Lehmbrock: "Ein Tag brauen, zwei Wochen gären und zwei bis drei Wochen lagern. Erst dann weiß ich, ob es gelungen ist."

(RP/ac)
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