Unsere Woche Das hat der Bunte Tisch nicht verdient

Moers · Nach Kritik von Initiativen wird der Bunte Tisch die Koordination der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe abgeben. Zu befürchten ist, dass sein Ruf dauerhaft leidet.

Die Art und Weise, wie Amar Azzoug und andere Mitglieder des Bunten Tisches sich im Ausschuss für Soziales mühten, den Verein zu verteidigen und zu rechtfertigen, war gleichzeitig rührend und zum Fremdschämen. Ein Schauspiel, das man sich hätte sparen können. Doch was blieb Azzoug übrig? Der Bunte Tisch war scharf angegriffen worden. Es war verständlich, dass Azzoug auf die Kritik von Flüchtlingshilfe-Initiativen reagieren wollte.

Es stimmt, die Lage in der Flüchtlingshilfe hat sich verändert. Es kommen kaum noch Flüchtlinge nach Moers. Und ja, es gibt neben dem Bunten Tisch auch andere Initiativen und Vereine, die sich mit Kompetenz und viel persönlichem Engagement für Flüchtlinge einsetzen. Vor diesem Hintergrund darf man selbstverständlich darüber nachdenken, ob die Koordination der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe durch den Bunten Tisch künftig noch so laufen muss wie bisher. Leider drängt sich aber der Eindruck auf, dass der Bunte Tisch nicht nur wegen der "neuen Lage" die Koordination aufgeben soll, sondern weil die anderen Flüchtlingshilfe-Initiativen eine, sagen wir mal einflussreiche Lobby haben. Dass Politiker und Ratsmitglieder das Beschwerdeschreiben an den Bürgermeister mit unterschrieben haben, war und bleibt fragwürdig. Die Beigeordnete Kornelia zum Kolk versuchte im Ausschuss zu retten, was zu retten ist und lobte den Bunten Tisch über den grünen Klee. Zu befürchten ist allerdings, dass der Ruf des Vereins auf lange Zeit beschädigt bleibt. Das hätte der Verein, der Maßstäbe in der Flüchtlingsarbeit gesetzt hat, nicht verdient.

Azzoug Position ist umso schwerer, als er die Kritik nur sozusagen mit angezogener Handbremse erwidern kann. Sein Verein haust seit vielen Jahren an der Kornstraße auf wenigen Quadratmetern in maroden Containern. Im nächsten Jahr soll der Bunte Tisch in ein neues "Haus der interkulturellen Begegnung" ziehen. Sicherlich wird auch über die künftige Finanzierung der Vereinsarbeit zu reden sein. Die Entscheidungsträger zu vergraulen, wäre in dieser Situation nicht klug.

(RP)
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