Unsere Woche Das Ziel im Blick

Moers · Liebe Moerser, seit dieser Woche wissen wir, wovon Christoph Fleischhauer nachts so träumt. Beim Neujahrsempfang am vergangenen Wochenende hat der Verwaltungschef seine Vision für die Grafenstadt skizziert. Der Bürgermeister will Moers zu einem bedeutenden IT- und High-Tech-Industriestandort machen. Die Idee vom "Silicon Moers" hat bei den anwesenden Gästen für Schmunzeln gesorgt. Warum eigentlich? Ein Bürgermeister darf, nein, muss sogar ein Bild im Kopf haben: Davon, wie die Stadt, für die er als erster Bürger verantwortlich ist, im Idealfall einmal aussehen soll. Das heißt nicht, dass er das Hier und Jetzt aus den Augen verliert. Den Neujahrsempfang hatte Fleischhauer unter das Thema "Wirtschaft" gestellt. Im Mittelpunkt standen die Unternehmer, die in Moers heute Arbeitsplätze schaffen und Steuern bezahlen. Diese vornehmlich kleinen und mittelständischen Betriebe gilt es zu unterstützen. Ihre Bedürfnisse müssen Politik und Verwaltung im Blick halten und ernst nehmen. Und ihnen muss - wenn möglich - geholfen werden, wenn es Probleme gibt, notfalls auch mal unbürokratisch.

Unsere Woche: Das Ziel im Blick
Foto: Berns Lothar

Was mich auf das Stichwort "Cölve-Brücke" bringt: Im September vergangenen Jahres wurde das Bauwerk, das leider der Stadt Moers gehört und Rheinhausen und Schwafheim miteinander verbindet, wegen beängstigend offensichtlicher Baufälligkeit dicht gemacht. Die Geschäftsleute entlang dieser Moers-Duisburg-Achse bekommen das zu spüren, weil Ortsunkundige jetzt planlos durch die Wohngebiete irren, entnervt umkehren und im Zweifel nicht mehr wiederkommen.

Ja, diese Brücke wollte in Moers niemand haben. Und ja, sie liegt am Rande der Stadt. Wenn Politik und Verwaltung aber pauschal sagen: "Eine Behelfsbrücke, die hauptsächlich von Duisburgern genutzt würde, ergibt zeit- und kostentechnisch keinen Sinn", macht man es sich zu einfach. Die Konsequenz ist: Die betroffenen Geschäftsleute - und das sind auch Moerser - fühlen sich nicht ernstgenommen. Ein externes "Mini-Gutachten", dessen Kosten sich Moers und Duisburg teilen wollen, soll jetzt grob klären, in welcher Zeit und zu welchem Preis eine Behelfsbrücke tatsächlich realisierbar ist. Damit bekommt die Politik etwas an die Hand, womit sie sachlich(er) argumentieren kann.

Das gilt übrigens für das Parkraumkonzept, das die Verwaltung in dieser Woche vorgelegt hat. Auch das sollte als das gesehen werden, was es ist: eine Datenbasis und Diskussionsgrundlage. Fakt ist: Moers hat in den vergangenen Jahren auch durch weggefallene Parkplätze verloren. Wenn es also darum geht, weitere Stellflächen zu streichen und Parkgebühren an bestimmten Stellen zu erhöhen, muss das Ziel "lebendige Einkaufsstadt Silicon Moers" im Blick behalten werden. Sonst bleiben die Kunden nicht nur entlang der Cölve weg. julia.hagenacker@rheinische-post.de

(RP)
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