Moers Der Krach in Moers ist jetzt auch sichtbar

Moers · Heute ist der internationale Tag gegen Lärm. Bis zum 2. Mai können Bürger Straßen melden, auf denen es zu laut ist. Die Hinweise sollen der Verwaltung helfen, die Stadt ruhiger zu machen. Doch die Umsetzung könnte schwierig werden.

Moers: Der Krach in Moers ist jetzt auch sichtbar
Foto: Christoph Reichwein

Kurz vor Feierabend klingelt das Telefon noch ein letztes Mal. Rita Lasson-Ploß hebt den Hörer ab, es ist jetzt Anrufer Nummer 20, der sich in dieser Woche in ihrem Büro im Moerser Rathaus meldet, ganz zu schweigen von den drei Dutzend Mails, die man ihr geschickt hat. Das Thema ist stets das selbe: In Moers ist es den Leuten zu laut. Die Stadt hat die Bevölkerung jetzt aufgerufen, Bereiche mit besonders viel Lärm zu melden, um daraus eine Karte zu erstellen, die problematische Zonen identifiziert. Maßnahmen sollen dann dort den Lärm mindern, zusätzlich will man besonders ruhige Gebiete ermitteln, die es in Zukunft zu schützen gilt.

Dem Anrufer geht es diesmal um die Hufeisenkreuzung an der Uerdinger Straße, ohnehin eine ernste Stelle, das weiß man im Rathaus. Der Mann, ein Anwohner, beklagt den zunehmenden Lärm dort und er will fast gar nicht mehr auflegen, so viele Sorgen hat er auf dem Herzen. Schließlich soll dort bald ein Neubaugebiet entstehen, das hieße ja dann wohl noch mehr Verkehr und deshalb auch mehr Lärm, befürchtet er. Diplom-Geografin Lasson-Ploß notiert den Fall und sagt: "Ich werde Ihre Informationen weitergeben. Unser Gutachter wird das prüfen."

Das musste die Mitarbeiterin des städtischen Fachbereichs Umwelt in den vergangenen Tagen oft sagen. Denn viele Moerser stören sich an dem Krach, den die vielen Autos, Lkw und Züge mittlerweile im Stadtgebiet verursachen. Einige haben sich bereits bei Lasson-Ploß gemeldet, bis zum 2. Mai ist das möglich, per E-Mail, Telefon oder über ein Formular auf der Homepage des Rathauses. Die Moerser Stadtverwaltung will jetzt etwas gegen den Lärm tun - sie muss sogar, sagt eine EU-Richtlinie. "In Zusammenarbeit mit einem Gutachter wollen wir aus den Hinweisen unsere Lärmkarte aus dem vergangenen Jahr ergänzen", sagt Lasson-Ploß. Zuvor werde man die Hinweise prüfen, schließlich liege Lärm ja im "Ohr des Betrachters". 2017 hatte die Stadt bereits einen Dortmunder Gutachter beauftragt, eine Lärmkarte zu erstellen. Damals wurde an 60 Moerser Straßen der Verkehr gezählt. Besonders laut ist es demnach - wenig überraschend - in der Nähe der drei Autobahnen A40, A42, A57 und entlang der Hauptverkehrsachsen, die durch die Stadt führen.

Moers: Der Krach in Moers ist jetzt auch sichtbar
Foto: Stadt Moers/TÜV Rheinland

"Neben den Zahlen ist uns aber auch wichtig, wie die Menschen den Lärm wahrnehmen." Auch die Bürgerbeteiligung schreibt die EU vor, nur die genaue Umsetzung ist den Städten überlassen. "Wir hätten auch einfach zu einem Diskussionsabend einladen können, damit wäre die Vorgabe auch erfüllt gewesen", sagt Lasson-Ploß. Man habe sich aber bewusst für ein Format entschieden, bei dem die Bürger der Stadt mögliche Lärmquellen über mehrere Wochen mitteilen können. Bisher sei die Resonanz groß, es gebe viele Meldungen, unter anderem zum Länglingsweg und der Römerstraße. Noch in diesem Jahr will man die aktualisierten Karten veröffentlichen. Dann wird die Politik über erste Maßnahmen nachdenken müssen. Konkret geht es dabei um Geschwindigkeitsbegrenzungen und Lärmschutzwände. Bei der Umsetzung kann die Stadt aber nicht allein entscheiden - auch der Landesbetrieb Straßenbau NRW muss zustimmen.

Die Lärmkartierung ist eine EU-Vorschrift aus der Umgebungslärmrichtlinie von 2002. Demnach müssen Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern alle fünf Jahren messen, wie viel Krach bei ihnen verursacht wird, Lärm durch Freizeit- und Sportveranstaltungen ausgenommen. Bei der ersten Zählung 2012 hatte man bereits problematische Stellen identifizieren können. "Wir haben dann reagiert, zum Beispiel mit Tempo 30, etwa in der Wilhelm-Schröder-Straße", sagt Lasson-Ploß. Im Vergleich zu damals habe die Messung im vergangenen Jahr nur wenige neue Lärmzonen offenbart. "Insgesamt wurde es aber lauter."

Das spiegelt sich auch in der Beteiligung wieder. Auch 2013 hatte man die Moerser um Mitarbeit gebeten und Hinweise zu Lärm ausgewertet. Damals meldeten sich insgesamt knapp 50 Menschen - so viele wie jetzt in nur einer Woche.

Noch bis zum 2. Mai können Bürger Straßen, in denen es oft Lärm gibt, an die Moerser Stadtverwaltung melden. Ansprechpartner: Rita Lasson-Ploß, Telefon: 0 28 41 201403, E-Mail: rita.lasson-ploss@moers.de

(atrie)
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