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Moers Der Morgen, als der Krieg Moers erreichte

Moers · Morgen vor 70 Jahren erlebte die Grafenstadt den schwersten Luftangriff des Zweiten Weltkriegs. Mindestens 78 Menschen verloren ihr Leben. Teile der Innenstadt und der Meerbecker Zechensiedlung wurden zerstört.

Moers: Der Morgen, als der Krieg Moers erreichte
Foto: Stadtarchiv

Christel Reichart ist 100 Jahre alt. In der langen Zeit ihres Lebens gehört der 8. November 1944 zu den schrecklichsten Tagen. Die 30-jährige Moerserin war damals Kindergärtnerin in Scherpenberg. Es war vormittags, 9.30 Uhr, als die Luftalarmsirenen heulte. Eine halbe Stunde später war der Himmel über Moers voll von amerikanischen und britischen Lancaster-Bombern. Innerhalb von 40 Minuten warfen sie 732 Tonnen Spreng- und Brandbomben über Moers ab. Anders als bei vorangegangenen Angriffen konzentrierten sich die Bombardements nicht allein auf das Treibstoffwerk in Meerbeck und die Moerser Bahnlinien.

Dieses Mal legte der Bombenteppich auch Teile der Moerser Innenstadt in Schutt und Asche. Tageszeitungen berichteten zwei Tage später von 78 Toten. "Doch könnte die Zahl noch höher liegen, weil auch zahlreiche Zwangsarbeiter damals Opfer der Bombenangriffe wurden", erläutert Bernd Schmidt von der Moerser NS-Dokumentationsstelle. Er hat erst vor am 14. Oktober in Duisburg an einer Gedenkveranstaltung zu Ehren der 2500 Menschen teilgenommen, die dort vor 70 Jahren durch alliierte Bomben ums Leben gekommen waren. In Moers gibt es morgen dagegen keine öffentlichen Feierlichkeiten. Doch die, die den 8. November 1944 erlebten, werden ihn nicht vergessen können.

Christel Reichart schreibt in ihren Erinnerungen: "Eine gute halbe Stunde saßen wir nun schon in unserem rechtmäßigen Luftschutzkeller und es war immer noch nicht entwarnt worden. - Kellerluft war für unsere Kriegskinder nicht sonderlich zuträglich. - Plötzlich ging draußen die Hölle los. Ein ganz schwerer Angriff setzte ein. Luftminen fielen, die Erde erzitterte. Das elektrische Licht ging aus. Da zündeten wir unsere mitgebrachten Kerzen an. Ich rief alle Kinder, die ringsum auf den Bänken Platz genommen hatten, in der Mitte des Raumes zusammen, wo wir uns dichtgedrängt um einen Pfeiler scharten. Die Angst stand allen im Gesicht geschrieben. Es war ganz still im Schutzraum. -

Da, plötzlich, riss eine Luftmine, die hinter der katholischen Kirche fiel, unsere Notausstiegsluke mit furchtbarer Wucht auf. Qualm drang von außen ein. Wir konnten nicht mehr atmen und flüchteten in den angrenzenden öffentlichen Luftschutzraum, der von Menschen, die von der Straße gekommen waren und von der Nachbarschaft überfüllt war. Plötzlich erscholl der Ruf: ,Über uns brennt das Haus!'" Als die Menschen endlich wieder aus ihren Bunkern kriechen, hat sich Moers für immer verändert: Der "Königliche Hof" ist nicht mehr., die Hopfenstraße ist eine Trümmerwüste, Adolfinum, katholische Kirche, Finanzamt und Amtsgericht sind schwer beschädigt. Aber keines der Kinder von Christel Reichart ist verletzt worden.

(RP)
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