Moers Der Spielmacher von Schwafheim

Moers · Schreinermeister Wolfgang Mitschke lässt sich von seinen Enkeln inspirieren. An der Gebrüder-Grimm-Schule bastelt er mit Kindern.

 Wolfgang Mitschke in seiner Werkstatt. so um die 100 Brett- und Tischspiele hat er hier schon angefertigt.

Wolfgang Mitschke in seiner Werkstatt. so um die 100 Brett- und Tischspiele hat er hier schon angefertigt.

Foto: Reichwein

Nur einem seiner Spiele, die er entwickelt und gebaut hat, hat Wolfgang Mitschke einen Namen gegeben. Er nennt es "Lass-Dich-Nicht-Ärgern", weil es mit dem Brettspiel "Mensch-Ärgere-Dich-nicht" verwandt ist, das seinerseits eine Variante des indischen Spieles Pachisi ist. "Wenn Spieler eine Sechs würfeln, dürfen sie eines ihrer vier Püppchen in den Umlauf bringen", erläutert der 78-jährige Schreinermeister das Spiel. "Die Spieler dürfen ihre Püppchen nach vorne und nach hinten ziehen, um jemanden hinaus zu kegeln, anders als bei Mensch-Ärgere-Dich-Nicht. Es gewinnt der Spieler, der als Erster eines seiner Püppchen genau auf den Mittelpunkt stellen kann, der von vier Seiten zu erreichen ist."

Auch wenn er sie Püppchen nennt, sind die Figuren Riesen im Vergleich zu den Figuren normaler Brettspiele, da sie eineinhalb Mal so breit und eineinhalb Mal so hoch sind. "Das ist für Kinder und Senioren die richtige Größe", weiß der kreative Schwafheimer.

Schließlich beobachtet er seine Enkelkinder genau, mit denen er gerne würfelt und Püppchen schiebt, den vierjährigen Laurin-Mats und den elfjährigen Neven. "Sie sind richtige Spieler", sagt seine Frau Cäcilia Mitschke. Die Enkel spielen mit ihrem Opa nicht nur "Lass-Dich-nicht-Ärgern", sondern auch die vielen anderen Spiele, die er entwickelt und gebaut hat. Zum Beispiel ein Tischflipper, ein Tischminigolf oder ein Memory mit 49 quadratischen Karten. Insgesamt hat Wolfgang Mitschke rund 100 verschiedene Brett- und Tischspielen in den letzten fünf Jahren hergestellt.

Alle Teile dieser Spiele fertigt er selbst aus Holz, bis auf die Püppchen, die er dazu kauft. "Ich könnte sie auch auf der Drehbank drehen", erzählt er. "Aber das ist mir zu zeitaufwändig." Er verpackt Püppchen und Würfel in Smoothieflaschen, die eine breitere Öffnung als normale Einwegflaschen haben. "Sie sind gleichzeitig Würfelbecher", berichtet er. "Bei Kindern und Senioren fallen Würfel sonst gerne auf den Boden. Das kann mit den Flaschen nicht passieren."

Neben seinen Enkelkindern kennen Kinder der Gebrüder-Grimm-Grundschule seine Spiele. Dort betreut er zweimal in der Woche eine Gruppe von sieben Schülern, mit denen er spielt und bastelt. Zum Beispiel baut er mit ihnen zur Adventszeit Tannenbäumchen oder Kerzenhalter mit Engeln. "Die Kinder kennen die Spielregeln", erzählt der Brettspielbauer. "Leider besitze ich sie nicht in schriftlicher Form. Es ist ja schwierig, Spielregeln leicht und verständlich zu formulieren."

Da seine Spiele außerdem keine Namen haben, abgesehen vom "Lass-Dich-Nicht-Ärgern", sind sie bislang nur wenigen bekannt. Das würden er und Cäcilia Mitschke gerne ändern. "Ältere Menschen spielen gerne Brettspiele, genauso wie Kinder", sagt sie. "Es ist doch etwas anderes, gemeinsam mit anderen zu spielen, die lachen und sich ärgern, als mit einem Computer. Dazu lernen Kinder und Senioren, zu kombinieren. Außerdem trainieren sie ihr Gedächtnis."

(RP)
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