Rheurdt Der Zünsler überrollt den Niederrhein

Rheurdt · Die Gärtnerei Atrops in Rheurdt gehört zu den renommiertesten Adressen in der Buchsbaum-Zucht. Das Unternehmen betreut viele Kunden, deren wertvolle Büsche von einem aus Asien eingeschleppten Schädling befallen sind.

 Volker Atrops bestreut Aufbäume mit Gesteinsmehl, um sie vor Schädlingsbefall zu schützen.

Volker Atrops bestreut Aufbäume mit Gesteinsmehl, um sie vor Schädlingsbefall zu schützen.

Foto: Klaus Dieker

Der Feind steht an der Littard. Erst fielen Moers und Rheinberg, dann Krefeld und Neukirchen-Vluyn. Der Angriff erfolgt aus der Luft; am Boden setzen die gut getarnten Truppen dann ihren Vernichtungsfeldzug fort. Für Freunde formschöner Gärten gibt es derzeit keinen hassenswerteren Gegner als den Buchsbaumzünsler (cydalima perspectalis), eine vor zehn Jahren aus Asien eingeschleppte Nachtfalterart, deren Raupen in der Lage sind, ganze Buchsbaumbestände kahlzufressen.

Rheurdt: Der Zünsler überrollt den Niederrhein
Foto: Staschik Olaf

"Seit drei Jahren warten wir nun schon auf den Zünsler", sagt Volker Atrops, Inhaber einer Buchsbaum-Schule in Rheurdt. Von der Anhöhe des Schaephuysener Höhenzuges, auf dem seine Gärtnerei liegt, hat Atrops verfolgt, wie sich der Schädling von Weil aus das Rheintal hinaufgearbeitet hat, bis er schließlich vor etwa drei Jahren erstmals in größeren Mengen auch im Süden des Kreises Wesel auftrat. "Offensichtlich fühlt er sich in dicht besiedelten Gebieten, in denen es auch nachts Lichtquellen gibt, besonders wohl", sagt Atrops. Jedenfalls hatten Städte Düsseldorf und Duisburg schon früher mit den bis zu fünf Zentimeter langen Raupen zu kämpfen als kleinere, weiter vom Rhein weg gelegene Gebiete. Ob es nun daran liegt, dass seine Gärtnerei auf einem Höhenzug liegt oder zu wenige Buchsbäume in der Umgebung wachsen, dass der Zünsler sich bislang nur in Einzelexemplaren in Rheurdt blicken ließ, weiß Atrops nicht. Aber in einem ist er sicher: "Er kommt."

Das könnte für ein Unternehmen, das sich mit der Zucht von Buchsbäumen beschäftigt, durchaus existenzgefährdend sein. In den Niederlanden haben viele Händler das Geschäft mit Buchsbäumen schon aufgegeben, weil die Preise aufgrund der Zünslerplage zu stark gefallen waren. Auch Atrops hat inzwischen Buchsbaum-Alternativen in sein Programm aufgenommen: "Ilex mit seinen vielen verschiedenen Sorten lässt sich ähnlich einsetzen wie Buchs", sagt Atrops.

Dennoch bleibt er der Pflanze treu, die schon sein Vater und Großvater in Rheurdt gezüchtet haben. In den vergangenen Jahren hat er sich umfangreiches Wissen über den Zünsler angeeignet und ist sicher, einen Angriff erfolgreich abwehren zu können.

Das allerdings kostet einige Mühe, und einen endgültigen Sieg wird es wohl nicht geben. Aber wer jetzt mit der Bekämpfung beginnt, hat gute Chancen, seinen Buchsbestand über den Sommer zu bringen. Wer dagegen wartet, bis die Raupen ausgewachsen sind, kann praktisch dabei zusehen, wie sich sein grüner Buchs in ein braunes Gerippe verwandelt.

Das Mittel der Wahl ist eine Spritzung mit dem Bacillus thuringiensis, das im Handel unter dem Namen Xen Tari oder Dipel ES vertrieben wird. "Insektizide dagegen greifen auch Nützlinge an. Dort ist der Zünslerbefall am Ende der Behandlung oft stärker als vorher", sagt Atrops. Hobby-Gärtner sollten möglichst bald mit der ersten Spritzung anfangen und dabei vor allem die Blätter im Innern benetzen: "Normalerweise steht das erst Ende April an, aber aufgrund des warmen März sind die Raupen schon sehr weit entwickelt", sagt Atrops. Die Spritzung sollte mindestens einmal, in warmen Jahren auch zweimal wiederholt werden. Dazu muss der Buchs ausreichend gedüngt und gewässert werden."

Als Begleitmaßnahmen empfiehlt Atrops zudem einen Hochdruckreiniger, mit dem die Raupen aus den Büschen gespritzt werden können oder eine Behandlung mit Gesteinsmehl. Der Staub stört die Raupen beim Fressen und macht es ihnen schwerer, an der Pflanze zu haften."

Ob der Buchs stehenbleibt oder ausgerissen wird, sei letztlich eine Frage, die jeder für sich beantworten muss: Finde ich die Pflanze noch schön, will ich den Aufwand für die Zünsler-Bekämpfung betreiben, kann ich mir eine Ersatzpflanzung leisten? Schließlich kostet ein großer Buchs locker mehrere hundert Euro. Bei Neupflanzungen empfiehlt Atrops im Übrigen asiatische Sorten. Die seien gegen den Schädling resistenter als heimische, ursprünglich aus dem Mittelmeer-Raum stammende Gewächse.

Wer sich aber in die Schlacht wirft, kann große Siege erringen. "Dann", versichert Atrops, "ist es sogar möglich seinen Garten in eine (fast) zünslerfreie Zone zu verwandeln."

(RP)
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