Serie Die Gesundmacher (9) Diabetes - Erkrankung mit vielen Facetten

Moers · Dr. Andreas Adler leitet die Diabetologie-Abteilung im St. Josef. Er beschäftigt sich vor allem mit der sogenannten Altersdiabetes.

 Dr. Andreas Adler hilft seiner Patientin Gisela Menzel in der Fußambulanz des St.-Josef-Krankenhauses in ihre orthopädischen Schuhe.

Dr. Andreas Adler hilft seiner Patientin Gisela Menzel in der Fußambulanz des St.-Josef-Krankenhauses in ihre orthopädischen Schuhe.

Foto: Klaus Dieker

Moers 1999 ging es bei Gisela Menzel los. Sie hatte ständig Durst, auch bei geringer körperlicher Anstrengung. Erst dachte sie sich nichts dabei, doch nach einer Routineuntersuchung beim Hausarzt erhielt die heute 72-Jährige eine überraschende, schlechte Nachricht: Sie leidet an Diabetes mellitus, Typ 2. Dieser Typ kommt - im Gegensatz zu Typ 1 - häufig bei älteren Menschen vor. Bei Diabetespatienten ist der Zuckerstoffwechsel gestört, der Blutzuckerspiegel ist zu hoch.

Dr. Andreas Adler, seit drei Jahren Leiter der Diabetologie-Abteilung am St. Josef Krankenhaus in Moers, beschäftigt sich vor allem mit der Typ 2-Diabetes. Die Klinik bietet betroffenen Patienten eine Rundum-Versorgung inklusive Schulungen zur Insulinversorgung. Denn die Erkrankung kann vielerlei Folgen und Komplikationen haben. "Die Patienten erleben neben dem gestörten Zuckerstoffwechsel oft auch Veränderungen im Gefäßsystem. Sie sind daher besonders gefährdet für Schlaganfälle und Herzinfarkte", erklärt der Experte.

So weit ist es bei Gisela Menzel zum Glück noch nicht gekommen. Damit sie nicht unterzuckert, muss sie sich viermal täglich Insulin spritzen. Ihr Ehemann hat immer Traubenzucker dabei, falls es unterwegs einmal zu einer Unterzuckerung kommt. An das Spritzen hat sich die Rentnerin mittlerweile gewöhnt. Zudem hat sie rund 12 Kilo abgenommen, was sich sehr positiv auf ihren Gesamtzustand ausgewirkt hat. "Sie ist wirklich eine Musterpatientin", lobt Dr. Adler.

Was der Seniorin in besonderem Maße Probleme bereitet, ist ihr Fuß. Durch Veränderungen im Gefäßsystem wird der Fuß nicht mehr richtig durchblutet, zudem verändert sich durch die Diabetes die natürliche Schutzbarriere der Haut - sie wird anfällig für Infektionen. Eine solche Infektion hat Gisela Menzels' Fußskelett erheblich angegriffen. Der Fuß ist dick und geschwollen, es mangelt an Stabilität beim Gehen oder Stehen.

Dr. Adler kennt diese häufig auftretenden Komplikationen. Die Klinik hat daher eine spezielle Fußambulanz eingerichtet, in der Patienten wie Gisela Menzel regelmäßig ambulant versorgt werden. Zudem erhielt Menzel spezielle Schuhe, in denen sie jetzt sogar wieder Spaziergänge machen kann.

Auch auf das Augenlicht kann sich eine Diabetes-Erkrankung negativ auswirken. "Ich habe auf dem rechten Auge nur noch zehn Prozent Sehkraft, auf dem linken noch 30 Prozent", berichtet Gisela Menzel. Zum Lesen benutzt sie eine Lupe. Auto darf sie nicht mehr fahren, sie ist daher sehr auf ihren Mann angewiesen.

Die Typ 1- Diabetes, die auch bei Jugendlichen vorkommen kann und teils genetisch bedingt ist, wird in der Klinik ebenfalls behandelt. Dann jedoch meist stationär und erst dann, wenn Komplikationen auftreten. "Im Gegensatz zu den Typ 2-Patienten sind Co-Erkrankungen bei an Typ 1 Erkrankten eher selten", erklärt Dr. Adler.

Typ 2-Diabetes tritt besonders häufig bei Übergewichtigen auf. Dr. Adler rät daher, zur Vorbeugung das Idealgewicht zu halten. "Als Faustformel gilt: Die Körperlänge in Zentimetern minus 100. Mehr sollte man möglichst nicht wiegen."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort