Moers Die bunte Welt von Wau und Waid: Färberpflanzen sprießen im Musenhof

Moers · Farbe aus Waid zu gewinnen, war ziemlich kompliziert. Bauern schnitten die Blätter der Pflanze ab, wuschen sie, ließen sie auf einem Haufen wie Kompost gären. Dann wurde die Masse zermahlen, aus dem Mus formten die Bauern Bällchen, die sie trocknen ließen. Die Bällchen wurden auf dem Markt zur Weiterverarbeitung verkauft, bei der die Fermentation mit abgestandenem Urin eine Rolle spielte. Am Ende des Prozesses stand ein leuchtendes Blau. "Das ist Indigo, der Farbstoff der Jeans", sagt Maria Madani. Die Moerserin kennt sich mit Färberpflanzen aus. Sie leitet die Biogarten-AG der Volkshochschule, die an der Vinner Straße rund 50 verschiedene Pflanzen zieht, die in früheren Zeiten zur Farbgewinnung dienten. Insgesamt sind sogar ungefähr 150 Färberpflanzen bekannt - darunter auch solche wie Rote Beete, Karotte oder Zwiebel, deren Farbstoffe aber nicht licht- und waschecht sind.

 Am Färberpflanzen-Hochbeet im Musenhof: (von links) Museums-Mitarbeiter Alexander Borchard, Museumsleiterin Diana Finkele, Beate Schieren-Ohl (VHS), Pflanzen-Expertin Maria Madani.

Am Färberpflanzen-Hochbeet im Musenhof: (von links) Museums-Mitarbeiter Alexander Borchard, Museumsleiterin Diana Finkele, Beate Schieren-Ohl (VHS), Pflanzen-Expertin Maria Madani.

Foto: Klaus Dieker

Einige Färberpflanzen wachsen jetzt auch in einem Hochbeet im Musenhof am Moerser Schloss. Sie tragen so schöne Namen wie Wau, Krapp oder Königskerze und wurden dem Schlossmuseum für pädagogische Zwecke zur Verfügung gestellt. "Wir bieten unter dem Titel ,Farbenspiele der Natur' Führungen für Kinder an, bei denen zum Schluss Farben aus Pflanzen und Mineralien gemacht werden", sagt Museumsmitarbeiter Alexander Borchard. "Bisher konnten wir dazu nur getrocknete Pflanzen benutzen." Es gibt darüber hinaus die Hoffnung, dass Schulklassen sich der Pflege der Färberpflanzen im Musenhof annehmen und im Gegenzug die "Endprodukte" zum Beispiel für Kunstprojekte nutzen können. Es gebe bereits einen Kontakt zum Gymnasium Rheinkamp, sagt VHS, Leiterin Beate Schieren-Ohl.

Dass literweise Farbe aus den Hochbeet-Gewächsen zu gewinnen sei, dürfe man aber nicht erwarten, sagt Maria Madani. "Man braucht viele Kilo Pflanzen, um ein Kilo Wolle zu Färben." Sie findet es faszinierend, dass Menschen schon vor mehr als 5000 Jahren wussten, wie Stoffe unter Verwendung von Pflanzen gefärbt werden können. "Vor allem Gelb, Blau und Rot waren begehrt. Das waren die Königsfarben." Erst mit der industriellen Herstellung künstlicher Farbstoffe ab Mitte des 19. Jahrhunderts geriet dieses Wissen in Vergessenheit.

Wer sich über die Färber-Pflanzen im VHS-Biogarten interessiert, kann an einer Führung mit Maria Madani teilnehmen: Samstag, 24. Juni, 14 bis 16.30 Uhr. Gebühr: neun Euro, Infos: www-vhs-moers.de.

(RP)
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