Moers "Die Freunde alten Liedguts sterben aus"
Moers · Der 1864 gegründete Repelener Männergesangsverein Liederkranz löst sich wegen Nachwuchs- und Zuhörermangels auf. Am 4. Februar sind die Sänger zusammen mit dem MGV Constantia Baerl zum letzten Mal zu hören.
Die Moerser Männergesangvereine sterben aus. Erst vor knapp zwei Monaten hatte sich der traditionsreiche Schwafheimer MGV Teutonia mit einem festlichen Weihnachtskonzert von seinen Fans verabschiedet. Jetzt wirft auch der nicht minder traditionelle MGV Liederkranz Repelen das Handtuch. Am 4. Februar gibt er gemeinsam mit den Männergesangverein Constantia Baerl und dem Posaunenchor Repelen in der Repelener Dorfkirche sein endgültig letztes Chorkonzert. Der Grund ist der gleiche wie bei den Schwafheimern. "Wir finden einfach keinen Nachwuchs mehr", erklärte der erste Vorsitzende Gerhard Friesen gestern. "Das ist traurig. Aber wir waren vor drei Jahren nur noch so wenige, dass wir uns mit den Freunden von Constantia Baerl zu einer Chorgemeinschaft zusammen geschlossen haben, um überhaupt noch singen zu können." Inzwischen besteht der Repelener Männergesangverein nur noch aus 13 Mitgliedern. Das ist sogar einer weniger als am Anfang. Die Gründungsmannschaft des "MGV Liederkranz" im Jahre 1864 zählte damals insgesamt 14 sangesfreudige Männer, deren Zahl bald kontinuierlich anstieg und schließlich ein Jahrhundert später mit rund hundert Sängern ihren Höhepunkt erreichte.
Danach ging es mit den Mitgliederzahlen jedoch abwärts. Zunächst nur langsam, dann aber immer rapider. Als der Chor 2003 mit der Schließung der Repelener Gaststätte "Friesen" seinen Probenraum verlor, zählte er nur noch 20 Sänger. Kleiner wurde von Jahr zu Jahr auch die Zahl der Konzertbesucher. "Die neuen Medien haben uns überrollt. Heute schaut man sich seine Konzerte im Sessel an und braucht dazu nicht einmal eine Krawatte zu tragen", zitierte der erste Kassierer Richard Dosoudil gestern aus einem bereits vor einigen Jahren erschienenen Zeitungskommentar über die schwindende Zahl der Männergesangvereine nicht nur am Niederrhein. "Das stimmt", bestätigte Gerhard Friesen: "Und die Freunde des alten Liedgutes sterben ebenfalls immer mehr aus."
Das "alte Liedgut", das sind unter anderem so traditionelle Liebes- und Trinklieder wie "Ich bin kein Bajazzo" oder "Aus der Traube in die Tonne", dazu romantische Hymnen über den deutschen Rhein und andere heimische, meist im Abendrot erstrahlende Landschaften. Bisweilen hatte man auch schon mal ein Lied von Udo Jürgens mit im Repertoire, doch auch das lockte keine neuen Sänger in den Verein. All diese Lieder werden im Abschiedskonzert des "MGV Liederkranz" noch einmal zu hören sein.
Mit seiner im Januar dieses Jahres nahezu einstimmig beschlossenen Auflösung beendet der Verein eine nicht unbedeutende, mehr als anderthalb Jahrhunderte lange kulturelle Bereicherung des Moerser Ortsteils Repelen. Darüber hinaus trug der Chor seine Sangeskunst aber auch weit darüber hinaus in andere deutsche Städte und sogar ins Ausland.
Für die 13 übrig gebliebenen Sänger wird das letzte Konzert dennoch kein endgültiger Abschied sein. Danach wollen sie sich weiterhin mindestens einmal im Monat zu einem Erinnerungsstammtisch in der Repelener Gaststätte "Oldie" treffen. "Einige von uns sind schon mehr als 60 Jahre dabei. Da geht man nicht so einfach auseinander. Wir sind alle traurig", formulierte der bisherige Schriftführer Heinz-Jürgen Dietze die derzeitige Stimmung seiner Sangesbrüder. "Gern haben wir das nicht gemacht."
Das Abschiedskonzert des Repelener Männergesangvereins "Liederkranz" findet am Sonntag, 4. Februar, 17 Uhr gemeinsam mit dem MGV Constantia Baerl und dem Repelener Posaunenchor in der Evangelischen Dorfkirche in Moers-Repelen, An der Linde, statt. Der Eintritt ist frei. Am Ausgang wird um Spenden zur Sanierung der Orgel gebeten.
