Moers Die Heiligen der Grafschaft

Moers · Die katholische Kirche hat im Laufe ihrer Geschichte rund 1600 Frauen und Männer offiziell heilig gesprochen. Morgen wird ihrer besonders gedacht. Manche dieser Heiligen werden in unserer Region besonders verehrt.

 Er war Zimmermann und der Ziehvater Jesu: der heilige Josef von Nazareth.

Er war Zimmermann und der Ziehvater Jesu: der heilige Josef von Nazareth.

Foto: Dieker Klaus

Für Herbert Werth, den Pfarrer von St. Josef in Moers, sind Heilige "Menschen, die eine besondere Beziehung zu Gott hatten und noch immer Vorbild sein können." Manche von ihnen seien am Niederrhein besonders beliebt, "zum Beispiel der heilige Nikolaus oder der heilige Martin." Und die heilige Barbara, die von der Kirche zur Beschützerin der Bergleute ernannt wurde. Im "Steigerlied" heißt es: "Sankt Barbara hält für uns die Wacht". Die Heilige lebte allerdings nicht am Niederrhein oder an der Ruhr, sondern in der heutigen Türkei. Neben der Kirche in Meerbeck gibt es eine Barbarakirche in der einstigen Zechenstadt Lintfort, sie ist nun eine Grabeskirche.

Den heiligen Josef, Patron von Pfarrkirchen in Moers und Kamp-Lintfort, muss man nicht vorstellen. Bonifatius, dem die Kirche in Asberg geweiht ist, gehört ebenfalls zu den Prominenten im Heiligenkalender. Er benahm sich buchstäblich wie die Axt im Walde, wenn er Bäume umhaute, die heidnischen Göttern geweiht waren. Die neue Kirche greift eine Tradition auf: Bereits im Mittelalter gab es eine Bonifatiuskirche, dort wo heute die Kapelle an der Rheinberger Straße steht. Später wurden Steine dieses Baus für die heutige evangelische Stadtkirche verwendet, sozusagen eine vorweggenommene ökumenische Aktion. Der populärste Heilige in der Region ist in diesen Tagen besonders präsent, er reitet zu Pferd, eingehüllt in einen roten Mantel, und wird gefolgt von vielen Kindern mit Laternen. "Als damals ein Patron für die Grundschule in Rheurdt gesucht wurde, sagte ich: Nehmt bloß einen Heiligen, mit dem die Kinder auch was anfangen können!", erzählt Pfarrer Norbert Derrix. "Da hieß es sofort: Sankt Martin!" Auch die neue Pfarrgemeinde für Rheurdt, Schaephuysen und Tönisberg, heißt nach Martin, dem Paradeheiligen der Franken, die am Niederrhein herrschten..

 Bonifatius schwang nicht nur den Bischofsstab, sondern auch mal die Axt.

Bonifatius schwang nicht nur den Bischofsstab, sondern auch mal die Axt.

Foto: Evers Gottfried

Andere Heilige, nach denen Kirchen im Moers und Umgebung benannt wurden, sind weniger bekannt. Zum Beispiel Sankt Ida, Patronin der Gemeinde in Eick. Ida ist ebenfalls eine fränkische Heilige, sie wurde als Kirchenstifterin bekannt.

 St. Bonifatius in Asberg ist eine junge Kirche, aber sie greift mit ihrem Namen aber eine alte Tradition auf.

St. Bonifatius in Asberg ist eine junge Kirche, aber sie greift mit ihrem Namen aber eine alte Tradition auf.

Foto: kdi

Doch wie steht es mit jenen Heiligen, die vom Niederrhein stammen? Xanten hat mit Norbert und Viktor zwei große Namen. In der Grafschaft haben sie als Kirchenpatrone bislang keine Spuren hinterlassen. "Früher war der heilige Norbert noch sehr in den Köpfen lebendig", erinnert sich Pfarrer Derrix. Heute sei er weniger präsent. Da ist es tröstlich für gläubige Katholiken, dass aus der Region auch in den jüngsten Jahrhunderten Heilige hervorgegangen sind: Arnold Jansen (Goch) und Karl Leisner (Rees) sind zwei Beispiele.

 Die Kirche St. Josef in Moers ist das zentrale katholische Gotteshaus in der Innenstadt.

Die Kirche St. Josef in Moers ist das zentrale katholische Gotteshaus in der Innenstadt.

Foto: Klaus Dieker

Und dann gibt es noch Heilige, die für Kontroversen sorgen, so der heilige Hubertus, dessen Fest am kommenden Freitag ansteht. Er hat der Kirche in Schaephuysen seinen Namen gegeben. Hubertus ist der Patron der Jäger, und in vielen Gemeinden wird eine Hubertusmesse gefeiert, mit Horngeschmetter und Waidmannskluft. Das sorgt regelmäßig für Proteste von Tierschützern. Daher betont die Kreisjägerschaft vor der aktuellen Hubertusmesse in Xanten, es gehe "nicht um einen Segen für das Töten von Tieren". So können Heilige auch heute noch die Gemüter erregen.

(s-g)
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