Moers Die Innenstadt lebt von kurzen Wegen

Moers · Als Thorsten Kamp 1997 seine Diplomarbeit über die städtebauliche Entwicklung in Moers schrieb, ahnte er nicht, dass er einmal als städtischer Planungsdezernent genau für dieses Thema Verantwortung tragen würde.

 Die Unterführung am Neuen Wall in ihrer Entstehungsphase. 1977 fertiggestellt, wurde sie schon elf Jahre später wieder zugeschüttet.

Die Unterführung am Neuen Wall in ihrer Entstehungsphase. 1977 fertiggestellt, wurde sie schon elf Jahre später wieder zugeschüttet.

Foto: ARchivfoto

Der Moderator des Abends, Rainer Zimmermann, betonte: "Ich kann mir keinen besseren Gesprächspartner vorstellen, um auf das zurückzublicken, was schon geschafft ist und auf das, was noch kommen wird." 50 Bürger lauschten Kamps Vortrag und hatten in Fragerunden die Möglichkeit, spezifischer auf Themen einzugehen.

Kamp teilte seinen Vortrag in verschiedene Phasen ein, die den Zuhörern die Entwicklung von Moers näher bringen sollten. "Moers ist ein Beispiel aus dem Lehrbuch, diese Stadt hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder stark verändert", erklärte er. "Das Mittelalter, die Oranierfestung, die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, aber auch die siebziger Jahre waren prägend. Doch eines verändert sich nie: Die Innenstadt bleibt Identitätsträger." 1974 entstand unter anderem das Wallzentrum als neuer Stadtkern, das schon drei Jahre nach dem Bau für scharfe Kritik sorgte. "Die Moerser Ratsherren erstarrten vor der steinernden Wirklichkeit", zitierte Kamp einen Zeitungsartikel von 1977. Sie hätten sich von der Vogelperspektive auf das Planungsmodell täuschen lassen. Das "Shopping-Mall-Konzept" habe in Moers nicht funktioniert, betonte Kamps, aus diesem Fehler sollte man lernen. Auch die Unterführung, die in unmittelbarer Nachbarschaft des Wallzentrums 1977 erbaut worden war, habe sich als ein solcher Fehler erwiesen und sei 1988 wieder zugeschüttet worden.

Kamp beleuchtete aber auch die positiven Seiten des Moerser Stadtlebens heute: "Wir haben einen individuellen Einzelhandel, viele Gastronomieangebote, eine große Aufenthaltsqualität. Der Schlosspark und die Wall- und Grabenanlage machen unsere Stadt aus. Unser Stadtbild ist erinnerungsfähig und wir haben kurze Wege", hob er hervor.

Die Projekte, die in nächster Zeit in Angriff genommen werden müssten, seien das Ex-Hortengelände an der Homberger Straße, die Sanierung des über hundert Jahre alten Kanalsystems sowie die Park- und Grünanlagen rund um das Schloss, die mit dem Kulturentwicklungsprozess verzahnt werden sollen. Auch am Königlichen Hof und am Neuen Wall soll sich etwas tun: Die Planungswerkstatt für interessierte Bürger steigt am 8. Juli ab 9.30 Uhr im SCI-Haus, Hanns-Albeck-Platz 2.

(jma)
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