Moers Die Radstation hat einen neuen Betreiber
Moers · Das Moerser Arbeitslosenzentrum hat die Unterstellplätze vom SCI übernommen. Vier Ein-Euro-Kräfte kümmern sich um die Räder.
30 Räder stehen, angekettet an die Bäume, vor dem Bahnhofsgebäude in Moers und der Trinkhalle auf der anderen Straßenseite. Kaum mehr, nämlich rund 40, werden regelmäßig in der Radstation abgestellt, keinen Steinwurf entfernt.
Warum nicht alle Räder in der Station stehen? Peter Degenhardt hat darauf keine Antwort, aber er würde es gerne ändern. Als Geschäftsführer des Moerser Arbeitslosenzentrums (Malz) ist ihm das nun ein besonderes Anliegen, denn das Malz ist der neue Betreiber der Station. Das SCI, das bisher für den Betrieb verantwortlich zeichnete, hatte Anfang Juli angekündigt, aus dem Vertrag auszusteigen. Zu gering war bislang Auslastung der Station, die Helfer wurden über das Projekt "Bürgerarbeit" finanziert, das nun aber ausgelaufen ist.
Dass es trotzdem weitergeht, ist der Zusammenarbeit zwischen Jobcenter und Malz zu verdanken. Denn vier Mitarbeiter kümmern sich nun als Ein-Euro-Jobber um die Räder. "Die Männer sind technisch versiert und freuen sich über ihre Arbeit", versichert Degenhardt. Zu den Aufgaben gehört nicht nur das Unterstellen der Räder im hinteren Teil der Station, auch kleinere Reparaturen werden den Kunden der Radstation angeboten. "Das ist schon im Preis inbegriffen", sagt Degenhardt. Wenngleich niemand erwarten darf, dass für 70 Cent Tagesmiete - der Monat kostet sieben Euro, für ein Jahr werden 70 Euro fällig - die Leistungen eines Fachhändlers geboten werden können. Sollen sie auch nicht, schließlich will man mit dem Serviceangebot den Händlern nicht in das Geschäft pfuschen.
Dass das Malz den Zuschlag für den Betrieb der Station erhielt, liegt auch an dem Konzept, das vorgelegt wurde. So erklärt es Roland Rösch, der als Wohnungsbau-Geschäftsführer Vermieter der Räumlichkeiten ist. Denn das Malz ist nicht unbedingt darauf angewiesen, die Radstation so zu betreiben, dass sie einen Gewinn abwirft. Vielmehr nutzt es die insgesamt rund 100 Quadratmeter, von denen die Radstation nur einen Teil ausmacht, auch als neue Büroräume. Die Radstation ist da nur ein Anhängsel, wenn auch ein reizvolles.
"Wir haben schon früher Räder repariert, das ist mit der großen Werkstatt hier an der Radstation viel besser möglich", betont Degenhardt und verweist auf eine Spendenaktion im Sommer: Da wurden von den Malz-Mitarbeitern 120 gespendete Räder repariert und an ein Waisenhaus in Rumänien gespendet. "Solche Aktionen sind hier, an dem neuen Standort, natürlich auch denkbar", erklärt Degenhardt.
Am Bahnhof haben nun zum Beispiel auch die "Stromspar-Checker" des Malz ihr Domizil eingerichtet. "Die zentrale Lage ist dafür ideal", ist sich Degenhardt sicher. Und wenn dann auch noch die Grafengalerie eröffnet, ergänzt Rösch, gibt es hoffentlich noch eine Sogwirkung, die bis zum Bahnhof reicht.
Degenhardt will nun dafür sorgen, die Radstation noch bekannter zu machen. "Alles ist videoüberwacht und total sicher", wirbt er, "unsere Mitarbeiter sind montags bis freitags von 6 bis 16 Uhr vor Ort, der Zugang ist außerdem über Chipkarte und Plastik-Coins möglich." Im Gespräch sind Hinweiszettel, die an den vor dem Bahnhof abgestellten Rädern angebracht werden sollen. "Vielleicht bieten wir auch mal einen kostenlosen Probemonat an". überlegt der Malz-Geschäftsführer.
Eine Kooperation mit "Niederrheinrad" sei zwar reizvoll, aber aus finanziellen Gründen für das Malz nicht zu stemmen. "Das würde nicht klappen, es sei denn, die Stadt würde das bezahlen", sagt er. Vielleicht, überlegt er laut, könne die Stadt ja mal über ein "Moers-Rad" nachdenken. Mieträder, mit eigenem Logo der Stadt. Platz genug, um sie unterzustellen, ist am Bahnhof jedenfalls vorhanden.
