Rheurdt Die Rheurdter erfinden ihren Zug neu

Rheurdt · Deutlich größer als in den vergangenen Jahren war der Nelkensamstagszug. Lokale Themen wurden aufgegriffen.

Einen gelungenen Neustart feierte der Rheurdter Karnevalsumzug am Nelkensamstag. 20 Gruppen zogen mit ihren Wagen durch Rheurdt. Geschätzte 3000 Narren kamen, um den Lindwurm zu sehen. Vor einem Jahr waren es noch nicht einmal halb so viel Gruppen und Zuschauer gewesen. Damals starteten gerade einmal acht Gruppen am Markplatz hinter dem Rathaus.

In dieser Situation trommelte Klaus Tißen als Vorsitzender der Vereinsgemeinschaft die Vereine und Gruppen im Ort zusammen, um den Zug neu zu starten. Das Trommeln stieß auf Resonanz. 20 Gruppen hatten sich angemeldet, um mitzuziehen. Dabei blieb das Konzept in großen Teilen erhalten. Im Ökodorf werden die Karnevalswagen weiterhin von Hand gezogen oder geschoben, was die Größe und die Kosten begrenzt. Niemand glänzt mit der Menge Kamelle, die geworfen wird, sondern mit der Idee des Wagens.

Deshalb gab es bei Neustart erstmals eine Prämierung für die schönsten und ideenreichsten Wagen. Auch ein Kinderschminken vor dem Zug war neu. Die Wagen zu prämieren, war gar nicht so nicht leicht, denn alle Gruppen waren kreativ gewesen. Sie hatten dabei vor allem die Kommunalpolitik im Auge, insbesondere den Standort einer gemeinsamen Grundschule und den Weiterbetrieb des Rheurdter Hallenbad.

So hatte sich der Kegelclub um Christian Mölders in pinkfarbene T-Shirts eingepackt, die auf die angebliche modische Lieblingsfarbe von Bürgermeister Klaus Kleinenkuhnen anspielten. Sie zogen einen Wagen, dessen Motto aus der Fernseh-Show Dschungelcamp entlehnt war: "Ich bin der Klaus, holt mich hier raus." Am Wagen waren die Themen vermerkt, die der Bürgermeister noch in Angriff zu nehmen hat, neben Schulstandort und Hallenbad zum Beispiel den Leerstand im Rheurdter Ortskern. "Mit uns geht nie(je-)mand unten", titelte die DLRG, die auf ihrem Wagen eine Titanic versinken ließ. Und die Rheurdter Zwerge appellierten mit ihrem Wagen: "Schule schließen, muss das sein? Rheurdter Zwerge sagen nein!"

Der Bürgermeister, der als Kapitän verkleidet war, um den Zug zu beobachten, sah es närrisch: "Ich hatte damit gerechnet, dass sieben von zehn Gruppe diese Dauerthemen aufgreifen. Es waren aber nicht ganz so viele." Denn einige Gruppen nahmen gar kein politischen Thema auf Korn. Beispielsweise hatten sich die Schaephuysener Faustballer mit blonden Haaren als Heinos verkleidet, um am Zugende "Heino rockt!" zu verkünden. "Wir sind in diesem Jahr das erste Mal mit dabei", berichtete Heiko Ganster als Sprecher der Heino-Gruppe.

Dieser Zug lief gut zwei Stunden durch das Ökodorf. Über die Rathausstraße, die Kapleinstraße, die Kirchstraße, die Rathausstraße, den Oberweg, das Hochend, die Bahnhofstraße und die Rathausstraße ging es schließlich zurück zum Marktplatz.

"Es war endlich mal wieder ein schöner Zug mit vielen tollen Ideen", freute sich der Fraktionschef der Sozialdemokraten, Werner Fronhoffs. Christdemokrat Hans-Hugo Papen zeigte sich ebenso zufrieden. "Der Zug zeigt, wie aktiv in Rheurdt das Dorfleben ist", so das Regionalratsmitglied.

(got)
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