Moers "Diebels live" vor dem Aus - eine Lösung wird gesucht

Moers · Der Insolvenzverwalter will die Gaststätte schließen. Der Konzern AB InBev prüfte, wie es vor Ort weiter gehen kann.

 Die Gaststätte "Diebels live" in Issum.

Die Gaststätte "Diebels live" in Issum.

Foto: gerhard Seybert

Nur kurze Zeit, von Oktober bis Juli, dauerte die Wiederbelebung des "Diebels live" in Issum. Nun steht die Gaststätte vor dem Aus. Konzern-Sprecher Oliver Bartelt bestätigte die Anfrage der Gelderner RP-Redaktion. "Ja, es ist nun offiziell, der Insolvenzverwalter hat sich entschlossen, das Diebels live zu schließen." Dem Betriebsrat sowie Bürgermeister Gerhard Kawaters sei diese Information gestern ebenfalls zugegangen. Nun will der Konzern AB InBev prüfen, wie es in Issum weitergehen kann, und dann schnellstens die Öffentlichkeit informieren.

Erst im Oktober vergangenen Jahres war das riesige Lokal unter Führung von Annett Kötting wiedereröffnet worden. Nach längeren Verhandlungen wurde die Wiedereröffnung mit vielen Schlagerstars gefeiert. Die Kosten für den Umbau sollen mit 600 000 Euro kalkuliert worden sein. 300 000 Euro hat wohl der Konzern gegeben, 100 000 Euro ein Verleger, weitere 200 000 Euro Annett Kötting. Doch das Vorhaben wurde deutlich teurer.

Ende März dann der Schock: Diebels-Mutter AB InBev spricht gegenüber Bernd Nyssen, der die Diebels-live-GmbH von seiner Vorpächterin übernommen hatte, die Kündigung aus. Im Mai leitet AB InBev dann ein vorläufiges Insolvenzverfahren gegen Annett Kötting ein. Von unbezahlten Handwerkerrechnungen ist die Rede, was einige Firmen gegenüber der RP bestätigt haben. Bernd Nyssen verspricht als Nachfolger, die Rechnungen in maximal zwei Jahren zu begleichen. Der erfahrene Gastronom glaubte fest daran, im Diebels live das Ruder herumreißen zu können. Womit nun Schluss ist.

Heute findet eine Betriebsversammlung für die sechs Festangestellten und circa 20 Aufhilfskräfte statt. Der Konzern soll mit einem Kandidaten in ernsthaften Verhandlungen sein. Konzern-Sprecher Oliver Bartelt bestätigte gestern allerdings nur, dass schnellstmöglich eine Nachfolgelösung gefunden werden soll und "Gäste und Nachbarn voll hinter dem Konzept stehen" sollen. Dem Brauhauskonzept, wohlgemerkt. Denn genau das vermisste der Konzern bei der Ex-Geschäftsführerin Annett Kötting. Neben der Kündigung und dem ebenfalls vom Konzern eingeleiteten vorläufigen Insolvenzverfahren passten viele Dinge inhaltlich nicht. So ist das Diebels live von der Ausstattung mehr auf städtischen Chic mit Lounge-Charakter getrimmt als auf gemütliche Brauhaus-Atmosphäre. "Viel zu viele Hocker, zu wenig Stühle mit Rückenlehne", verrät ein Gastro-Insider, der öfter in Issum zu Gast war. Auch die Orientierung hin zu Ballermann-Live-Musik, für die Ehemann Peter Kötting verantwortlich zeichnete, passte nicht zum erwarteten Konzept.

Dazu gesellten sich weitere gastronomische Fehler, wie der Experte weiter feststellt. "Ein Brunch in einem warmen Sudhaus mit einer riesigen Glasfront stellt nicht gerade eine ideale Lösung dar, um Lebensmittel knackig zu halten", sagt er. Und auch der Service sei nicht immer passend gewesen. "Es kann absolut nicht richtig sein, dass in einem Brauhaus wie dem Diebels live am Wochenende ab 22 Uhr nur noch Bier in Flaschen statt frisch gezapft abgegeben wird."

(RP)
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