Moers Dominic Struck zieht Pferden die Schuhe an

Moers · Bis zu 15 Pferde können sich täglich über neue Hufeisen freuen, die der 28-Jährige ihnen persönlich anschlägt.

 Er darf die weiße Linie auf dem Huf nicht verfehlen: Seit sechs Jahren nagelt Dominik Struck Eisen auf Pferdefüße.

Er darf die weiße Linie auf dem Huf nicht verfehlen: Seit sechs Jahren nagelt Dominik Struck Eisen auf Pferdefüße.

Foto: Klaus Dieker

Es regnet, es ist kalt, doch die Pferde müssen trotzdem aus dem warmen Stall. Heute steht aber kein Ausritt auf dem Programm, sondern ein Besuch beim Hufschmied. Dominic Struck fährt seit sechs Jahren von Stall zu Stall und kümmert sich um das Schuhwerk der Reittiere.

Der Hufschmied ist selbst auf einem Bauernhof aufgewachsen und lebt noch heute dort. "Mein jetziger Mitarbeiter war unser damaliger Hufschmied. Wenn ich nicht gerade in der Schule war, habe ich ihm geholfen." Deshalb stand sein Berufswunsch auch schnell fest. "Da die Ausbildung zum Hufschmied aber nicht anerkannt wird, habe ich mich zunächst für eine Ausbildung zum Anlage-und Maschinenführer entschieden." Danach konnte er eine Art zweijähriges Praktikum als Hufschmied machen und eine Prüfung zum staatlich anerkannten Hufbeschlagschmied ablegen.

Wenn die Pferde heute neue Eisen brauchen, ist Dominic Struck zur Stelle - egal bei welchem Wetter. "Mein Tag beginnt zwischen 7.30 und 8 Uhr am ersten Stall. Für einen Rundumbeschlag, also vier Eisen, braucht man ungefähr 90 Minuten." Das hänge aber auch davon ab, wie artig das Pferd sei und ob es gut steht. "So klappern wir den ganzen Tag unsere Kunden ab."

In der Regel warten täglich zwischen zwei und 15 Pferde auf Dominic Struck. Heute beginnt seine Tour in einer Nische auf dem Agnetenhof. Er bindet ein Pferd nach dem anderen mit einem Seil an die Wand. Zuerst muss der Huf gekürzt werden. "Das ist wie Fingernägelschneiden beim Menschen", sagt der Hufschmied. Dann schaut er, welches Hufeisen das Pferd benötigt. "Es gibt ungefähr 60 verschiedene Größen, so wie es auch unterschiedliche Schuhgrößen bei uns Menschen gibt." Dabei ist allerdings nicht die Rasse ausschlaggebend: "So wie es große Menschen mit kleinen Füßen gibt, können auch Ponys große Hufe haben", sagt der 28-Jährige. Bei der Wahl des Hufeisens sei außerdem der Verwendungszweck des Pferdes von Bedeutung. "Ein Westernpferd braucht da ein anderes Eisen als ein Spring- oder Dressurpferd."

Wenn der Hufschmied die Größe und den Verwendungszweck kennt, muss er das Metall anpassen. Dazu werden die Hufeisen in einem Gasofen erhitzt. Den hat Dominic Struck immer in seinem weißen Anhänger dabei. "Wenn sie warm sind, können sie leichter gebogen werden." Dann schlägt er sie auf einem Amboss mit dem Hammer in die richtige Form.

Zum Schluss schleift er die Eisen ab und nagelt sie auf den Huf. "Wenn man alles richtig macht, dann tut dem Pferd das nicht weh." Verfehle man aber die weiße Linie auf dem Huf, dringe der Nagel zu tief in das Innenleben. "Dann geht das Tier lahm. Das bedeutet, es kann nicht mehr richtig auftreten."

Genau das ist Dominic Struck bei seinem ersten Pferd nach der Prüfung passiert. "Es fing dann an zu zappeln und wollte noch drei weitere Male nicht von mir beschlagen werden." Denn in der Regel müssen Pferde alle acht Wochen ihre Schuhe wechseln. "Das schwankt aber saisonal. Im Sommer haben wir mehr zu tun, aber bei nassem Wetter verlieren sie auch mal die Hufe", sagt Dominic Struck.

Heute warten in Sonsbeck noch drei Pferde auf den Hufschmied. "Eines hat einen Sehnenschaden und bekommt einen orthopädischen Beschlag." Dazu benötige er spezielle Eisen, die mit Silikon gepolstert sind. Sein Tag endet zwischen 17 und 18 Uhr auf dem elterlichen Bauernhof. "Ich könnte nicht in einem Reihenhaus wohnen. Ich brauche immer Tiere und viel Platz zu Hause", sagt der 28-Jährige lachend.

(RP)
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