Unsere Woche Ein Neuanfang fürs Festival!

Moers · Die Zukunft des Moers Festivals bleibt weiter offen. Der Aufsichtsrat sah sich in dieser Woche nicht in der Lage, eine zukunftsweisende Entscheidung zu treffen.

Dafür, dass der Aufsichtsrat der Moerser Kultur GmbH in dieser Woche nur einen Punkt auf der Tagesordnung seiner Sondersitzung hatte, ist bemerkenswert wenig bei der ganzen Sache herumgekommen. Wie immer, wenn Politiker nicht weiterwissen, wurde eine Arbeitsgruppe gegründet und ein Beratungsauftrag erteilt.

Die wirklich bemerkenswerten Neuigkeiten waren in den Tagen zuvor in dieser Zeitung zu lesen. Offenbar sind sowohl Festivalleiter Reiner Michalke und die Fraktion der Moerser CDU bereit, aufeinander zuzugehen. Das hat allein deshalb überrascht, weil die CDU zuvor als einzige Partei im Moerser Stadtrat gefordert hatte, Michalkes Rücktrittsangebot anzunehmen.

Von Rücktritt ist inzwischen nicht mehr die Rede. Streng genommen kann es auch gar keinen Rücktritt geben, weil es zwischen Stadt und künstlerischem Leiter einen rechtsverbindlichen Vertrag mit einer Laufzeit bis 2020 gibt. Der lässt sich nur im gegenseitigen Einvernehmen oder bei schweren Verstößen gegen das Vertragswerk lösen. Etwas Schriftliches liegt in dieser Sache offenbar weder von Michalke noch von der Stadt vor.

Michalkes Werben um die CDU hat einen nachvollziehbaren Hintergrund. Zwar könnte er sich auf die Mehrheit im Rat verlassen, die willens ist, das Festival zwar nicht zu jedem, aber doch zu einem sehr hohen Preis fortzusetzen. Doch Michalke ist auch klar, dass er angesichts eines durch die Festivalhalle verursachten Defizits bei der Kultur GmbH in den kommenden Jahren bei dieser Finanzlage nur noch ein Rumpffestival auf die Beine stellen könnte. Die Stadt kann die Finanzlücke auf Dauer nicht schließen: Sie steht unter Kuratel der Bezirksregierung und müsste zusätzliche Ausgaben fürs Festival an anderer Stelle im Kulturbereich einsparen. Das aber wäre kaum mehrheitsfähig. Also müssen neue Sponsoren gefunden werden. Die aber werden kaum in ein Festival investieren, das innerhalb der Stadt Moers umstritten ist. Deshalb braucht Michalke die Rückendeckung der CDU. Auch weitere Hilfen aus Berlin wären wohl kaum denkbar, wenn die CDU vor Ort nicht mitzieht.

Umgekehrt hat auch Fraktions-Chef Ingo Brohl deutlich gemacht, dass das Festival aufgrund der vertraglichen Verpflichtungen zumindest in den kommenden Jahren bestehen bleiben muss. Über das Ob muss also nicht diskutiert werden. Es geht alleine ums Wie. Allerdings sollte sich auch niemand täuschen: Ein "Weiter so" wird es nicht geben. Nötig ist jetzt ein Neustart.

Ein schönes Wochenende! juergen.stock@rheinische-post.de

(RP)
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