Moers Ein Stück über Demenz jetzt als Hörbuch

Moers · Der Musiker Ralf Kaupenjohann hat eine Hörbuch-Version des Schlosstheaterstücks "Zitrone, Schlüssel, Ball" entwickelt. Das Stück über die Erkrankung Demenz fand seit der Uraufführung 2005 eine große Publikumsresonanz.

Die Wörter Zitrone, Schlüssel und Ball stammen aus einem sogenannten Mini Mental Status Test. Er ist hilfreich, um Anzeichen einer beginnenden Demenz-Erkrankung zu erfassen. Vor neun Jahren nahm sich das Schlosstheaters dieses gesellschaftlich wichtigen Themas an, um es mit künstlerischen Mitteln in den Fokus der öffentlichen Diskussion zu stellen - mit großem Erfolg. Die Kampagne "Erinnern - Vergessen. Demenz" mit zwei Uraufführungen, vielen szenischen Lesungen und Gesprächsrunden stieß auf eine große Publikumsresonanz.

"Zitrone, Schlüssel, Ball" ist auch Titel eines neuen Hörbuchs, mit dem Musiker Ralf Kaupenjohann den am Schlosstheater gesponnenen Faden jetzt aufgreift. Kaupenjohann war 2006 mit dem Schlosstheater-Projekt erstmals in Berührung gekommen. Ulrich Greb, Autor und Intendant des Moerser Theaters, hatte eine Hörversion seiner Inszenierung "Zitrone, Schlüssel, Ball" für die Dunkel-Konzerte im Rahmen des Moers Festivals entwickelt. Beteiligt waren vier Schauspieler und Ralf Kaupenjohann.

Diese einmalige Arbeit ließ den Musiker nicht mehr los. "Mein Vater war an Alzheimer erkrankt, als Ulrich Greb mich fragte, ob ich in dieses Projekt einsteigen würde." Die Familie begleitete den Vater bis zum Tod. "Und in einer stillen Nacht erinnerte ich mich an das Projekt und mir war klar, dass ich es noch einmal aufführen möchte", sagt er. "Es ist eine Möglichkeit, diese Krankheit in einem anderen Licht wahrzunehmen."

Der Musiker und Musikpädagoge, der während der Intendanz von Pia Bierey in den 1980er Jahren am Schlosstheater gastierte, sprach Ulrich Greb an. Der Intendant zeigte sich aufgeschlossen. "Ich freue mich immer, wenn Projekte des Schlosstheaters über die Jahre hinaus weiter wirken." Die Hörversion sei die ungewöhnliche Übertragung eines Theaterstücks, betont Greb. Die Hörversion, die nur ein einziges Mal zur Aufführung kam, wurde neu bearbeitet und eingesprochen. "Ich bin Schritt für Schritt vorgegangen", berichtet der Essener und freut sich über die große Unterstützung, die er bei der Umsetzung seines Projekts erfuhr. Finanziert wurde es durch die Hilfe von vielen Spendern, die Geld für die Realisierung dieser CD gaben. "So konnte ich Musikern und Schauspielern sogar Gagen zahlen."

Entstanden sind zwei Studio-Versionen. Bei der Live-Version werden die Texte, Klänge, Geräusche und Teile der Musik von einer Audio-Datei an vier Lautsprecher übertragen. Ein Musiker befindet sich im Zentrum der Zuhörer und spielt live dazu. Bei der Hörbuchfassung ist der gesamte Ablauf des Stücks als Stereo-Version abgemischt. Neben den Texten und der Musik erklingen Geräusche wie das Mahlen einer Kaffeemühle. Fünf Schauspieler, darunter Werner Strenger, der bereits in Grebs Inszenierung spielte, haben die Texte eingelesen.

Das Hörbuch kostet 15 Euro und ist am Schlosstheater erhältlich. Die ISBN lautet 978-3-924272-42-5

(RP)
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