Moers Einbrecher auf dem Präsentierteller

Moers · Wenig Freude hatten Diebe, die bei einem Einbruch ins Moerser Küchenstudio Huppers Elektrogeräte im Wert von 10 000 Euro erbeuteten: Eine Überwachungskamera filmte sie. Jetzt griff die Polizei zu und stellte das Diebesgut sicher.

 Eine Überwachungskamera zeichnete die Tat auf. Gut zu erkennen sind die Männer, die ins Lager von Huppers Küchen eingebrochen sind. Auch wenn die Kamera bereits den 9. September anzeigt, spielte sich die Tat am 8. September ab.

Eine Überwachungskamera zeichnete die Tat auf. Gut zu erkennen sind die Männer, die ins Lager von Huppers Küchen eingebrochen sind. Auch wenn die Kamera bereits den 9. September anzeigt, spielte sich die Tat am 8. September ab.

Foto: Privat

Kirmesmontag, 8. September: Während Moers feiert, brechen zwei Männer gegen 21.30 Uhr an der Heinrichstraße ein Schloss auf und steigen ins Lager von Huppers Küchen ein. Mit größter Selbstverständlichkeit bewegen sich die Männer im Schutz der Dunkelheit durch die Räume. Sie erbeuten Einbauöfen, Kochfelder und Geschirrspüler im Wert von insgesamt gut 10 000 Euro. Waren, die Kunden gekauft hatten und die ausgeliefert werden sollten.

Fast einen Monat später griff die Polizei in dieser Woche zu. Bei einer Durchsuchung in Remscheid stellten die Beamten einen Teil der Beute sicher. Der Hauptverdächtige wurde vorläufig festgenommen, gegen einen weiteren Mann wird ermittelt.

In der Regel können Einbrecher ziemlich sicher sein, dass ihnen nichts geschieht, haben sie den Tatort erst einmal verlassen. Die Aufklärungsquote in NRW liegt bei gerade einmal 13,6 Prozent.

Möglich wurde der Fahndungserfolg der Polizei, weil Geschäftsinhaber Peter Stock nach einem vorangegangenen Einbruch in sein Lager eine Überwachungskamera hatte einbauen lassen. Auf dem Film entdeckte Stock bereits am Morgen nach der Tat einen alten Bekannten: Bei einem der Täter handelte es sich um einen ehemaligen Subunternehmer aus Remscheid, mit dem er bis vor einigen Monaten zusammengearbeitet und von dem er sich im Streit getrennt hatte.

So konnte Stock den Ermittlern einen Tag nach der Tat Namen, Adresse und Telefonnummer eines der Einbrecher nennen, den auch einer seiner Mitarbeiter identifiziert hatte.

Täter gefasst - ein Teil der Beute sichergestellt: Das hört sich nach einem Happy End an. Dennoch verdrängt bei dem Verbrechensopfer die Frustration über das nervenaufreibende zurückliegende Hin und Her die Freude über die Aufklärung des Verbrechens.

So hatte Stock angenommen, die Polizeibeamten müssten nur in Remscheid vorfahren und könnten dort die gestohlenen Gegenstände sicherstellen. Doch da kannte er die Mühlen deutscher Behörden schlecht. Von dem ermittelnden Beamten bei der Kreispolizei Wesel erfuhr er, dass die Kreis Weseler Polizei nicht einfach die Kollegen in Remscheid alarmieren könne. Das müsse über die Staatsanwaltschaft laufen, hieß es. Tatsächlich reagierte auch die Moerser Staatsanwaltschaft schnell und gab die Sache binnen Tagesfrist ans Moerser Amtsgericht weiter.

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Dort ruhte die Sache erst einmal acht Tage, ehe der Fall am 19. September an die Justizbehörde in Wuppertal übergeben wurde. Schließlich übernahm die Polizei Remscheid die weiteren Ermittlungen.

In dieser Zeit hätte Stock gerne gewusst, ob er die gestohlenen Gegenstände zurückerhält, schließlich warteten Kunden auf ihre Lieferungen. Nach einigen Tagen bestellte er die Waren schließlich bei seinen Lieferanten neu.

Auch jetzt, erklärt Andrea Margraf von der Kreispolizei Wesel, sei keinesfalls sicher, wann der Geschäftsinhaber die gestohlenen Geräte zurückerhält, da der Staatsanwalt die Beute als Beweismittel zunächst sicherstelle. "Dann wird die Ware vermutlich in den Besitz der Versicherung übergehen, der ich den Schaden gemeldet habe", vermutet Stock.

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Für den Beamten der Kreispolizei in Wesel, der seinen Fall aufnahm, hat Stock nur Lob übrig: "Der war sehr zuvorkommend und hat seinen Job schnell erledigt." Aber für das zeitraubende Kompetenzgerangel zwischen den verschiedenen Polizei- und Justizbehörden hat er kein Verständnis: "Es kann doch nicht sein, dass eine Durchsuchung in einem Fall, bei dem der Täter auf dem Präsentierteller serviert wird, erst nach vier Wochen über die Bühne geht."

(RP)
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