Moers Eine Hommage an Kumpel und Kohle

Moers · "Schwarzes Gold, harte Arbeit, Kumpel Hand in Hand" hieß es beim ausverkauften Herbstkonzert am Samstag im Kulturzentrum Rheinkamp. Auf der Bühne standen neben dem Knappenchor "Rheinland" auch der singende Bergmann Rudy Cash, der MGV Cäcilia Liedberg und das Orchester "Blaswerk Bochum".

 Der Knappenchor Rheinland bot bei seinem Auftritt im Kulturzentrum Rheinkamp einen Querschnitt aus seinem Repertoir.

Der Knappenchor Rheinland bot bei seinem Auftritt im Kulturzentrum Rheinkamp einen Querschnitt aus seinem Repertoir.

Foto: Dieker

Da Musikdirektor Theo Dahmen im Stau stand, eröffnete Rudy Cash anstelle des Knappenchores den Abend. Mit gelben RAG-Helm und Grubenhemd singt er mit melancholischen Zeilen wohl den meisten im Publikum aus der Seele. Bei Texten von "letzter Schicht im Schacht" und dem "Puls aus Erz und Stahl", der nicht mehr schlägt, zeigt sich mancher schweigsame Bergmann in den Reihen nah am Wasser gebaut. Auch Rudy Cash wirkt nach dem Auftritt gerührt.

In festlichen Bergkitteln trat anschließend, mit etwas Verspätung, der Knappenchor auf die Bühne. Rund 70 starke Männerstimmen ließen unter anderem 'Barbaragruß', 'Ich trag das Kleid des Knappen' und 'Vom Bergmannsstand' erklingen. Beim 'Steigerlied' standen nahezu alle Zuschauer auf und sangen das Volkslied mit. Es herrschte eine gesellige Atmosphäre im Saal. Viele Freunde und Kumpel aus früheren Zeiten trafen sich wieder. Mit Händedruck und herzlichen Umarmungen begrüßten die meisten einander. In der ersten Reihe saß unter anderem Ibrahim Yetim. Der Landtagsabgeordnete stieg in den achtziger Jahren selbst unter Tage, ist gelernter Bergmechaniker. Auch die frühere Bürgermeisterin Erika Scholten war da und wirkte begeistert.

Mit Evergreens wie 'Medley for Band' von Simon and Garfunkel oder 'Quando Quando' begeisterte das Unterhaltungsorchester "Blaswerk Bochum" unter der Leitung von Uwe Kaysler. Mit einer ordentlichen Portion Jazz brachten die Musiker das Flair der Fünfziger und Sechziger mit. Doch nicht etwa Lackschuhe und ein feines Hemd waren das passende Outfit, sondern blaue Arbeitslatzhosen und weiße T-Shirts. Industrieller Chic gepaart mit Saxophon und Trompete - die Mischung kam beim Publikum ausgezeichnet an und sorgte für viel Beifall.

Zusammen mit dem MGV Cäcili Liedberg stimmte der Knappenchor auch Wein- und Seemanslieder an. Jedoch können die geselligen Strophen nicht mithalten mit den Bergmannsliedern - diese sorgten am Samstagabend mit Sicherheit bei vielen für Gänsehaut. Das Konzert zeigte, dass im Ruhrgebiet vom Bergbau wohl mehr bleibt als nur der Gruß Glückauf. "Die Fördertürme stehen still, die Kauen sind leer" sang Rudy Cash - doch für viele bleibt weit mehr als nur ein stillgelegter Schacht.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort