Moers "Eine schlimme Arbeit"

Moers · Geflügelpest: Gestern Mittag war die Tötung der rund 21.000 Puten in den Ställen in Mehrhoog und Haldern abgeschlossen. Die Kadaver - gut 340 Tonnen - werden in einem Betrieb in Lünen bei Dortmund entsorgt.

Die Tiere, die gestern zu tausenden in den beiden Ställen in Haldern und Mehrhoog getötet wurden, mussten nicht leiden. Da ist sich Dr. Antonius Dicke sicher. Der Kreis Weseler Amtsveterinär war am Donnerstag vor Ort, als die vorsorgliche Massenkeulung an den Tieren des von Geflügelpest betroffenen landwirtschaftlichen Betriebs vorgenommen werden musste. Rund 21.000 Puten wurden dabei mit Kohlendioxid vergast. "Eine schlimme Arbeit", sagt Dr. Dicke.

Wie berichtet, war in einem Putenzuchtbetrieb, dessen nur wenige hundert Meter auseinanderliegende Ställe sich in Haldern und Mehrhoog befinden, am Mittwoch das hochansteckende Vogelgrippevirus H5N8 nachgewiesen worden. Daraufhin mussten alle Tiere getötet werden.

Das Keulen verlief reibungslos. Nachdem die Ställe abgedichtet und mit Schläuchen durchzogen wurden, begann das Einleiten des Gases, das zunächst eine schnelle Bewusstlosigkeit der Tiere verursachen soll. Danach wurde die Konzentration erhöht. Zwei bis zweieinhalb Stunden dauerte der gesamte Prozess. Um ganz sicher zu gehen, dass auch wirklich alle Tiere tot sind, machten Tierärzte noch einmal einen Kontrollgang durch die Ställe. Danach konnte der Abtransport der Kadaver beginnen.

In den geleerten Ställen setzte dann das große Reinemachen ein. Erst wenn alles so gut wie möglich gesäubert und desinfiziert ist, greifen die Fristen, die für die eingerichteten Sperr- und Beobachtungszonen gelten. Sie ersterecken sich mittlerweile von Rees bis nach Xanten. Unter anderem gilt dort Transportverbot für Geflügel.

Die toten Puten aus Haldern und Mehrhoog - geschätzte 340 Tonnen - wurden im Laufe der letzten beiden Tage zu einem Spezialbetrieb nach Lünen bei Dortmund verfrachtet. "Dort werden sie zerkleinert und mit drei Bar für etwa 20 Minuten einer Temperatur von 133 Grad ausgesetzt", erklärt der Amtstierarzt das Prozedere. Die Überbleibsel, die dann absolut keimfrei sind, werden für die industrielle Energienutzung verbrannt.

Wie das gefährliche Vogelgrippevirus in die Ställe gelangt sein könnte, ist unklar. Derzeit wird untersucht, ob es irgendeine Verbindung zwischen dem Betrieb in Rees, bei dem an Weihnachten die Geflügelpest nachgewiesen wurde, und jenem in Haldern/Mehrhoog gibt. Ob möglicherweise ein Warentransport oder ein Kontakt zwischen den Mitarbeitern der Höfe die Ursache sein könnte, wurde bereits geprüft. Ergebnis: Fehlanzeige. "Bislang deutet nichts darauf hin, dass zwischen den beiden Betrieben eine Verbindung bestanden hat und das Virus so eingeschleppt wurde", sagt Dr. Dicke.

Der Tierarzt glaubt, dass die momentan große Präsenz des Virus in der Umwelt das Problem ist. "Es gelingt einfach nicht, die Ställe so abzuschotten, dass die Infektionskette abrupt unterbrochen werden kann." Und das Fatale: "Für Hühner und Puten ist das Virus nun einmal besonders gefährlich."

Mit den betroffenen Putenzüchtern fühlt Dr. Dicke mit: "Auch wenn längst nicht alle Tiere von der Erkrankung betroffen waren, ist die Tötung aller Tiere alternativlos, um das Ausbreiten der Krankheit zu verhindern. Für die Landwirte ist so eine Situation eine extreme Belastung. Das geht wirklich ans Eingemachte."

(RP)
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