Moers Engel der Kulturen rollte gestern durch Moers

Moers · Das stählerne Rad, in dem die drei großen Religionen vereint sind, soll ein Zeichen sein für ein friedliches Miteinander.

 Vom jüdischen Friedhof ging es zur St. Barbara Kirche, zur Moschee an der Römerstraße und dann zur Johanneskirche in Meerbeck.

Vom jüdischen Friedhof ging es zur St. Barbara Kirche, zur Moschee an der Römerstraße und dann zur Johanneskirche in Meerbeck.

Foto: Dieker

Gestern ging er in Moers auf Tour, der "Engel der Kulturen" des Burscheider Künstlerpaares Carmen Dietrich und Gregor Merten. Das gut 150 Zentimeter hohe, stählerne Rad vereint in seinem Innenradius die jüdischen, christlichen und islamischen Symbole Davidstern, Kreuz und Halbmond miteinander. So wird – abstrakt – die Figur eines Engels gebildet, der nach dem Willen der Künstler als friedvolles Verbindungsglied zwischen den drei geschichtlich großen Religionen des Abendlandes dienen soll.

Geschaffen wurde die Skulptur vor gut fünf Jahren, wobei sie bereits zwei Jahre später unter dem Namen "Abraham-Karawane" ihre erste Reise durch die Bürgerkriegsregionen des Balkans antrat. Seither ist sie gemeinsam mit ihren Erschaffern in zahlreichen deutschen Städten unterwegs und machte dabei auch in Moers Station. Unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Norbert Ballhaus trafen sich rund 60 Zuschauer auf dem jüdischen Friedhof an der Klever Straße, um von dort aus das symbolträchtige Rad mit vereinten Kräften zunächst zur katholischen St. Barbara Kirche in der Donaustraße, dann zur DITIB-Moschee in der Römerstraße und schließlich zur evangelischen Johanneskirche in Moers-Meerbeck zu rollen. Dort bildete ein Konzert des siebenköpfigen, internationalen Ensembles "Avram" den musikalischen Abschluss der Aktion. An jeder Station erwartete die Moerser Kulturprozession ein Programm aus Reden, Gedichten, kurzen Lese- beziehungsweise Musikvorträgen, sowie der Anfertigung eines aus weißem Kieselsand bestehenden Abdrucks des Kunstwerkes.

"Es müssen Zeichen gesetzt werden gegen Rassismus und Fremdenhass in unserer Stadt. Ich denke, dieses hier ist ein großes Zeichen", hatte Ballhaus bereits am Ausgangspunkt bekräftigt, nachdem der Krefelder Rabbiner Wagner die dortige kleine Feier mit einer Geschichte über Engel eingeleitet und Carmen Dietrich auch im Namen ihres Partners in einer kurzen Ansprache das Wesen ihres Kunstwerkes so erklärt hatte: "Wir haben die Spannungen der Religionen in diesem Land als unangenehm empfunden und wollten dagegen ein Zeichen setzen – mit einem Bild, das ein respektvolles Miteinander der Religionen symbolisieren sollte."

Diese Absicht ist dem Künstlerpaar an diesem Nachmittag gelungen. Nachdem sie ihr Kunstwerk für die Herstellung des Sandbildes vor der jüdischen Gedenkstätte des Moerser Friedhofs hingelegt hatten, wurde es in symbolträchtiger Einheit von der evangelischen Pfarrerin Weyand, ihrem katholischen Kollegen Bösing, dem islamischen Imam Ramis Savun sowie Rabbi Wagner wieder aufgerichtet, um dann mit rund 40 Begleitern seine erste Moerser Wegetappe zur Barbarakirche in Meerbeck anzutreten.

(lang)
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