Guido Lohmann "Engel erlebt man jeden Tag"

Moers · Der Vorstandsvorsitzende der Volksbank Niederrhein spricht über soziales Engagement und über Schutzengel. Er erklärt, warum es für sein Institut und für ihn persönlich so wichtig ist, das Ehrenamt zu unterstützen.

 Viele Menschen engagieren sich in Sportvereinen.

Viele Menschen engagieren sich in Sportvereinen.

Foto: rm-, hjba, epd, mak, reh

Grafschaft "Mein Engel" heißt eine neue Serie der Rheinischen Post. In Zusammenarbeit mit der Volksbank Niederrhein stellen wir Menschen aus der Region vor, die erzählen, wie ein anderer ihnen geholfen hat. Über die Engel des Alltags sprach unsere Zeitung mit Guido Lohmann, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Niederrhein.

Was verbinden Sie mit dem Begriff Engel?

Guido Lohmann Ich habe in der Schule vor langer Zeit das Latinum und das Graecum gemacht. Angelos heißt im Original übersetzt Bote - jemand, der eine Botschaft überbringt. So wird der Begriff ja auch in der Religion verwendet. Aber natürlich denkt man auch gleich an den Schutzengel.

Haben Sie selbst Ihre persönlichen Engel erlebt?

Lohmann Eigentlich ganz viele. Man erlebt sie jeden Tag und nimmt sie leider oft gar nicht wahr. Ein kleiner Gruß, eine nette Mail, ein freundliches Wort oder ein Lächeln retten uns oft den Tag. Ich hatte aber auch einen echten Schutzengel. Als junger Mann, so mit 20 Jahren, fuhr ich mit einem Freund zum Zelten nach Südfrankreich. An einer Raststätte bei Paris sind wir in einen Überfall geraten und wurden mit Schusswaffen bedroht. Zum Glück war mein Freund sehr besonnen und hat im richtigen Moment reagiert, und wir konnten flüchten. Ich glaube, ich war regelrecht in Schockstarre und wäre nicht so souverän gewesen.

 In Sprachkursen lernen Ausländer die deutsche Sprache.

In Sprachkursen lernen Ausländer die deutsche Sprache.

Foto: epd

Wir stellen in der Zeitung in den nächsten Wochen Engel im Alltag vor. Sie persönlich unterstützen privat besonders mit der Aktion "Bewegen hilft" sehr stark soziales Engagement. Was treibt Sie an?

Lohmann Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass es in unserer Gesellschaft für alle Menschen eine grundsätzliche Chanchengleichheit geben sollte, ja geben muss. Nur ein Beispiel ist hier der uneingeschränkte Zugang zu Bildung. Was jeder Einzelne im Verlauf seines Lebens daraus macht, liegt dann aber in seiner persönlichen Verantwortung. Viele Menschen erfahren in ihrem Leben jedoch eben keine wirkliche Chancengleichheit. Das sehe ich durch sehr persönliche Erfahrungen bei der Lebenshilfe, in Hospizeinrichtungen, bei Vereinen wie Klartext, die Kindern helfen, und an vielen anderen Stellen. Die jeweiligen Gründe für die Probleme und Schwierigkeiten der Betroffenen sind vielfältig und liegen nicht etwa nur in körperlichen und/oder geistigen Behinderungen, sondern oft auch in einem verwahrlosten oder lieblosen Elternhaus. Wer ohne Liebe aufwächst, kann kein Selbstwertgefühl entwickeln und keinen Lebensmittelpunkt. Hier sehe ich mich aufgefordert, aktiv zu helfen. Davon bin ich überzeugt. Und immer wenn ich von etwas überzeugt bin, komme ich schnell vom Reden ins Handeln. Wenn ich dann - auch dank der vielen Kontakte durch meine Tätigkeit - helfen kann, macht mir das unheimlich viel Freude. Dabei geht es aber nicht nur darum, Geldbeträge zu überweisen. Ganz wichtig ist mir, mit den Menschen zusammenzukommen. Dafür wird man auch mit ganz viel Lebensfreude belohnt.

Auch die Volksbank Niederrhein ist für viele Vereine und Institutionen in unserer Region ein wichtiger Partner und Unterstützer.

Lohmann Es ist unsere genossenschaftliche Überzeugung, in unserer Region - und zwar nur dort - aber auch für unsere Region tätig zu sein. Hilfe zur Selbsthilfe zu geben, ist eines der Grundprinzipien von Friedrich Wilhelm Raiffeisen und Hermann Schulze-Delitzsch. Bewusst engagieren wir uns daher eben nicht im Leistungssport oder bei kommerziellen Veranstaltungen, sondern dort, wo gemeinnützig, sozial und karitativ gearbeitet wird. Gerade in dieser Zeit, in der Kommunen selbst viele Probleme haben, müssen viele Vereine um jeden Cent ringen. Auch kleine Beträge können sehr viel bewirken. Für mich gehört es aber auch dazu, dass wir dort hingehen und die ehrenamtliche Arbeit wertschätzen. Das ist oft mindestens so wichtig wie eine Spende.

Können Sie dieses Engagement auch in schwieriger werdenden Marktlagen aufrecht halten?

Lohmann In der Tat dürften die nächsten Jahre für die Bankenwelt nicht leichter werden. Wir sind aber felsenfest entschlossen, gerade diese Leistung für die Gesellschaft ohne Einschränkung weiter zu liefern.

DIRK MÖWIUS FÜHRTE DAS INTERVIEW

(RP)
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