Moers Enni legt neues Abfallkonzept auf Eis

Moers · Die geplante Entlastung von Single-Haushalten und die Einführung eines Einwohnergleichwerts hatten für Kritik gesorgt. Künftig will die Enni Betriebe stärker als Gebührenzahler heranziehen. Nur 1500 von bis zu 6000 Betrieben sind Enni-Kunden.

 Die Enni will in Zukunft stärker auf Gewerbetreibende zugehen. Allerdings nicht mit dem "Holzhammer", sondern mit guten Angeboten, die zur Zusammenarbeit mit der Enni animieren sollen.

Die Enni will in Zukunft stärker auf Gewerbetreibende zugehen. Allerdings nicht mit dem "Holzhammer", sondern mit guten Angeboten, die zur Zusammenarbeit mit der Enni animieren sollen.

Foto: Enni

Die Moerser Gebührenzahler dürfen sich ärgern. An den Müllgebühren kommt eigentlich niemand vorbei, und für die Höhe der Gebühr ist es nicht unerheblich, wie viele Zahler es insgesamt gibt. Dass die Enni Stadt & Service bisher mehrere tausend Gewerbebetriebe als potenzielle Gebührenzahler links liegengelassen hat, erscheint daher fragwürdig. Enni-Vorstand Lutz Hormes ist dies klar. "Man mag es bewerten, wie man will", sagte er gestern vor der Presse. Fakt ist, dass man künftig stärker auf Gewerbebetriebe zugehen wolle. Allerdings nicht mit dem "Holzhammer", sondern mit guten Angeboten, die zur Zusammenarbeit mit der Enni animieren sollen.

Eine in den vergangenen Monaten geführte Diskussion über ein neues Abfallentsorgungskonzept in Moers habe der Enni "die Augen geöffnet", sagte Hormes. Den Anstoß hatte ein Antrag aus den Reihen der Vertreter im Enni-Verwaltungsrat geboten. Mehr Gerechtigkeit bei der Gebührenstruktur war das Ziel. Ein Gutachter wurde eingeschaltet, der jedoch das bestehende Moerser Konzept alles in allem für gut befand. Zuletzt war eine Entlastung der Einpersonenhaushalte im Gespräch. Die Idee war, die Mülltonnen der 19 000 Singles in Moers seltener zu leeren, was für diese zu 20 bis 40 Euro weniger Gebühren geführt hätte. Nachteil: Die Kosten hätten auf andere Gebührenzahler umgeschlagen werden müssen.

Diskutiert wurde auch die Einführung eines "Einwohnergleichwertes": Einer Einheit, die angibt, wie viel Liter Müll pro Einwohner produziert wird. Dieser Wert wäre Grundlage für die Größe der benötigten Tonne - dafür muss die zum Beispiel in einem Haushalt lebende Personenzahl mit dem Liter-Gleichwert multipliziert werden. Das Verfahren gilt als gerecht und fortschrittlich, sorgte aber (ebenso wie die Single-Entlastung) für Kritik, weil auf größere Familien zusätzliche Gebühren zukommen könnten.

Der Einwohnergleichwert ist auch deshalb wichtig, weil er eine verlässliche Bemessungsgröße der Müllgebühren für Gewerbebetriebe bieten würde. Natürlich nur dann, wenn bekannt ist, wie viele Menschen in einem Betrieb arbeiten. Doch daran hapert es. So komme vor, dass Betriebe, die Kunden der Enni sind, sozusagen als "Alibi" eine kleine 60-Liter-Tonne aufstellen, hieß es im gestrigen Pressegespräch. Und es gibt noch mehr Nachholbedarf: Wie Hormes gestern erläuterte, zählen bislang nur 1500 Betriebe zu den Kunden der Enni. Man gehe aber davon aus, dass es insgesamt bis zu 6000 Betriebe gebe. Die Firmen müssten sich an die kommunale (Rest-)Müllentsorgung anschließen, sagte Hormes. Viele ziehen es aber offenbar vor, andere Entsorger zu beauftragen. Dass die Enni die Situation bisher hingenommen habe, liege daran, dass es ihr an "plausiblen Datengrundlagen" über die tatsächlich vorhandenen Betriebe mangle. Künftig wolle man versuchen, an solche Daten zu gelangen.

Zunächst wartet die Enni aber eine für 2016 erwartete Änderung der Gewerbeabfallverordnung und des Kreislaufwirtschaftsgesetzes ab. Nach der Gesetzesänderung werde die Zusammenarbeit mit kommunalen Entsorgern für Betriebe vielleicht attraktiver. Längerfristig will die Enni eine Einführung des Einwohnergleichwerts erneut ins Auge fassen. Die Gefahr von Nachteilen für große Familien werde sinken, wenn mehr Betriebe zu den Kunden zählen und die Fixkosten dadurch besser verteilt werden können.

(RP)
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