Moers Enni wirbt um Hauptschüler als Azubis

Moers · Das Moerser Unternehmen und die Justus-von-Liebig-Hauptschule haben gestern einen Vertrag unterzeichnet, der Schülern den Einstieg ins Berufsleben erleichtern soll und der Enni den Nachwuchs sichert.

 Ausbildungsbeauftragter Claus von Seckendorff (rechts) erklärt den Laubbläser.

Ausbildungsbeauftragter Claus von Seckendorff (rechts) erklärt den Laubbläser.

Foto: kdi

Eine Motorwalze ist nicht nur nützlich, um Straßen zu walzen, ein Rasenmäher dient nicht nur der Rasenpflege, und mit einem Laubbläser lassen sich nicht nur Blätter wegpusten. Für Claus von Seckendorff, Ausbildungsleiter bei der Enni, sind solche Arbeitsgeräte mitunter ganz nützlich, um Nachwuchs zu rekrutieren. "Oft merkt man schon an der Art und Weise, wie einer so eine Maschine in die Hand nimmt, ob das etwas für ihn sein könnte", sagt der Chef der Enni-Azubis. Von Seckendorff war gestern gemeinsam mit den beiden Geschäftsführern der Enni AöR, Hans-Gerd Rötters und Lutz Hormes zu Gast in der Justus-von Liebig-Hauptschule. Dort unterzeichneten die beiden gemeinsam mit Schulleiterin Cornelia Corell ein Dokument, das die künftige Zusammenarbeit zwischen Schule und Unternehmen regelt.

"Für uns ist das ein weiterer Baustein unserer schulischen Arbeit", sagt die Schulleiterin. Enni und die Justus-von-Liebig-Hauptschule wollen die Jungen und Mädchen der neunten und zehnten Klassen künftig auf dem Weg ins Berufsleben gemeinsam begleiten. Die Idee dazu erwuchs aus einem seit Jahren erfolgreich laufenden Projekt "Bosse in Schulen" der Industrie- und Handelskammer. So besuchte Hormes gestern Neuntklässler im Unterricht und berichtete ihnen, welche Jobs sein Unternehmen für die Jungen und Mädchen zu bieten hat. Fünf Auszubildende stellt Enni jedes Jahr ein, rund 15 sind ständig beim Unternehmen beschäftigt. Dabei geht es um Lehrstellen als Kanalbauer, Straßenwärter, Garten- und Landschaftsbauer, Kfz-Mechatroniker sowie Fachkraft für Rohr- und Kanalisationstechnik. Gerade letzterer Bereich hat es Florian (15) angetan. "Ich arbeite gerne handwerklich und repariere zu Hause auch mein Fahrrad selbst. Deshalb glaube ich, dass das etwas für mich sein könnte." Für einen seiner Klassenkameraden ist hingegen klar, dass keiner der Ausbildungsplätze, die die Enni gestern vorstellte, etwas für ihn sein könnte: "Ich möchte lieber im Büro arbeiten."

Nicht immer sind solche Vorstellungen realistisch. Die Kooperation zwischen Enni und Schule soll Alternativen aufzeigen und den Schülern die Möglichkeit geben, in Praktika mögliche Berufsfelder zu erkunden. "Unsere Schüler können sich häufig nicht so gut präsentieren, wie jemand, der dem Arbeitgeber eine 1a-Bewerbungsmappe vorlegen kann. Aber viele zeigen dann im Betrieb, dass sie handwerklich geschickt und zuverlässig sind", sagte Cornelia Corell. Ihre Schule hat sich in den vergangenen Jahren den Ruf erworben, dass sie Jugendliche sehr gut fördert, die es auf anderen Schulen schwerer hätten. So konnten elf von 17 Schülern, die 2015 an einer berufsvorbereitenden Maßnahme teilnahmen, Ausbildungsplätze vermittelt werden.

"Wir brauchen euch", rief Vorstandsvorsitzender Lutz Hormes den Schülern zu. "Kommt zu uns, erkundet unseren Betriebshof und lernt, welche spannenden Berufe es bei uns gibt, in denen man für die Menschen dieser Stadt arbeiten kann." Die Enni betreibt diesen Aufwand nicht aus Nächstenliebe. Die Zahl der Bewerbungen hat sich in den vergangenen Jahren halbiert. Wenn es dem Unternehmen, so Rötters, dann gelinge, Abiturienten für eine Ausbildung zu gewinnen, verließen die das Unternehmen oft, um doch noch zu studieren.

(RP)
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