Moers Er liebt Industriekulissen mit Feuer und Licht

Moers · Dirk Thomas ist seit einem halben Jahrhundert mit der Kamera unterwegs. Neben Fotografie ist Schacht IV sein Hobby.

 Fotograf Dirk Thomas ist gelernter Maschinenbauingenieur und mag Motive aus der Industrie.

Fotograf Dirk Thomas ist gelernter Maschinenbauingenieur und mag Motive aus der Industrie.

Foto: KLaus dieker

Mit 14 Jahren erhielt Dirk Thomas seinen ersten Fotoapparat, eine Agfa-Kompakt-Kamera. 1964 war das. Seitdem ist es das Hobby des gebürtigen Mülheimers, mit der Kamera zu malen, wie er es nennt. Der Maschinenbauingenieur liebt die Motive aus der Industrie.

Zum Beispiel hält er das Doppelfördergerüst der Essener Zeche Zollverein fest, wenn es während der Nacht der Industriekultur rot und gelb angestrahlt wird. Er fotografiert Stahlarbeiter im Walzwerk von Arcelor-Mittal in Duisburg-Rheinhausen, wenn sie Stahl abstechen, der goldgelb leuchtet. Oder er lichtetet die rote Grubenlampe von Otto Piene auf der Moerser Halde ab, die in den Nachthimmel scheint. "Manchmal beleuchte ich zehn Sekunden und mehr", berichtet der Moerser, der am 2. Mai seinen 68. Geburtstag feiert. "Funken, Flammen und Licht wirken nur in Farbe." Er fotografiert genau die Motive, die er früher beruflich zu vernichten hatte. Denn er arbeitete im Industrieabbruch, nachdem er seine Lehre als Autoschlosser bei Mercedes-Benz in Stuttgart und sein Studium in Duisburg abgeschlossen hatte. "Wir haben in ganz Westeuropa Bergwerke, Kokereien und Stahlwerke abgebrochen", erzählt das Mitglied der Fördergemeinschaft für Bergmannstradition. "Zum Beispiel im Ruhgebiet die Zeche Königsborn in Kamen, die Zeche Grimberg in Bergkamen oder die Kokerei Osterfeld in Oberhausen. Ich habe die Abbrüche mit der Kamera dokumentiert."

1994 wechselte er zum RAG-Tochterunternehmen Centrans, mit dem er über die Abbrucharbeiten lange in Kontakt gestanden hatte, um dort bis 2006 als Geschäftsführer zu arbeiten.

2000 wurde er zum ordentlichen Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Photografie (DGPh) in Köln berufen, das gilt als eine der höchsten Auszeichnungen in der internationalen Fotoszene.

Seitdem er in den Vorruhestand gegangen ist, widmet er sich noch stärker der Industriefotografie. So hängen zwölf Bilder von ihm in der Ausstellung "Schicht am Schacht", die bis Ende Juli im Caritas-Haus St. Hedwig neben dem St. Bernhard Krankenhaus in Kamp-Lintfort zu sehen sind, zu den 50 Bilder anderer Fotokünstler kommen.

Dazu hilft er, eine Industriekulisse zu erhalten. Er ist Leiter des Arbeitskreises Schacht IV des Grafschafter Museums- und Geschichtsvereins. "Wir betreuen und organisieren alle Aktivitäten rund um das Fördermaschinengebäude", berichtet er. "Vom 1. Mai bis zum 31. Oktober ist es jeden Sonntag von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Unter der Woche können sich Kindergärten, Schulklassen oder andere Gruppen für Führungen anmelden."

Rund 4000 Besucher kommen jedes Jahr, die Hälfte bei der "Extraschicht, der Nacht der Industriekultur", die diesmal auf den letzten Samstag im Juni, den 30. Juni, fällt. Dann ist das Backsteingebäude an der Zechenstraße wechselnd mit gelbem, roten, grünem, blauem und weißen Licht optisch in Szene gesetzt, so wie Dirk Thomas es liebt. "Die Besucherzahl hat sich jedes Jahr um 50 Prozent gesteigert", erzählt er. "Die, die einmal da waren, kommen wieder. Dazu sind immer Besucher zum ersten Mal da. 2017 haben wir 1800 Besucher gezählt. Diesmal rechnen wir mit bis zu 2500."

(got)
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