Moers Fachmann warnt vor Fake News

Moers · Die Demokratie stärken, das ist das Anliegen des Moerser Jugendkongresses. 150 Schüler und Schülerinnen nahmen an der neunten Ausgabe teil.

 Fabian Jellonnek sprach darüber, "Wie Rechtsextreme im Netz Relevanz erzeugen". Dabei erläuterte er auch, wie falsche Nachrichten mit anscheinend serösem Anstrich erfunden werden und wie man diese enttarnen kann.

Fabian Jellonnek sprach darüber, "Wie Rechtsextreme im Netz Relevanz erzeugen". Dabei erläuterte er auch, wie falsche Nachrichten mit anscheinend serösem Anstrich erfunden werden und wie man diese enttarnen kann.

Foto: Klaus Dieker

Das Paket, das die Macher des neunten Jugendkongresses geschnürt hatten, bot viel Diskussionsstoff. "Wir haben euch was mitgebracht: Hass, Hass, Hass!" so der Titel der eintägigen Veranstaltung mit Verträgen und Workshops. Organisiert hatte die Veranstaltung der Arbeitskreis "Demokratie stärken in Moers". Mit dabei: Mitarbeiter des Verfassungsschutzes NRW, die das angesagte Thema Extremismus und Islamismus in seiner Vielfältigkeit darstellten. Angesagt deshalb, weil sich Jugend aktuell viel im Netz aufhält, das zugleich Plattform von Extremen ist und zur Verbreitung ihrer Ideologien verstärkt genutzt wird.

Rund 150 Jugendliche nahmen mit ihren Lehrerinnen und Lehrern teil. Bürgermeister Christoph Fleischhauer richtete seinen Appell an die Jugendlichen, gegen Extreme aktiv zu werden. "Ihr seid gefordert, mit allen Mitteln dagegen vorzugehen", so sein Aufruf. Holger Runge, Mitglied im Arbeitskreis, ging auf die Aktualität der Themen ein. Medien berichten über religiös oder politisch motivierte Anschläge oder Versuche. "Wir haben es uns bei der Auswahl im Vorfeld schwer gemacht", so Runge. Erneut hat dabei die Aktualität die Initiatoren überrollt. "Auf den Weihnachtsmärkten werden Betonpoller aufgestellt. Am Morgen wurde der Verdacht geäußert, dass der Essener Weihnachtsmarkt Ziel eines Anschlags gewesen sein könnte", so Runge, der auch auf die Kongressziele aufmerksam machte: Informiert und aufmerksam werden - auch beim Surfen im Netz.

Entsprechend tief in die Materie stiegen die beiden Referenten ein, Christoph Busch zum Bereich Rechtsextremismus und Kollege Volker Trusheim zum Islamismus. Wie argumentieren Fanatiker im Netz, wo liegen Unterschiede und Gemeinsamkeiten von rechten und religiösen Gruppen im Netz? Wie sind ihre Argumente, um gegen Flüchtlinge und die einhergehende Überfremdung Stimmung zu machen? Internetbeobachtung und Durchforstung verdächtiger Inhalte leiste, so die Referenten, beispielsweise das "Gemeinsame Terrorismus Abwehrsystem", das sich mit rund 40 Behörden national austausche.

"Wir erleben derzeit einen starken Wandel in der Jugendkultur", stellte Klaus Bleckmann, Lehrer an der Geschwister-Scholl-Gesamtschule fest, die sich für das Label "Schule ohne Rassismus" stark macht. Gab es früher Hinweise wie Glatze, Bomberjacke und Springerstiefel auf rechte Gruppierungen, so geht die derzeitig angesagte Mode darüber hinweg. Schwer sei es für Jugendliche, extreme Strömungen im Bereich Fußball oder Musik zu erkennen, so Bleckmann.

Für Lena (18) und Doro (17), Schülerinnen am Berufskolleg Technik, ist der Jugendkongress eine Hilfe sich gegen Rechts und Links zu orientieren, vom "Dschungel" spricht Melina (19).

Der Nachmittag stand im Zeichen der Praxis. Spontan Argumente finden gegen Stammtischparolen, die bewusst überrumpeln wollen, erlebten die Jugendlichen unter anderem in einem der anderthalb stündigen Workshops. Lassen sich "Fake News" enttarnen?, so die Frage eines weiteren Workshops. In einer Diskussionsrunde wurden die Facetten des Islamismus und Möglichkeiten zur Demokratieförderung erörtert.

Der Kongress ist ein Angebot an Jugendliche ab der neunten Klasse. Das "Moerser Signal" ist eine im November 2009 gegründete Initiative der Moerser Politik, mit dem Ziel, sich mit extremistischen Tendenzen in der Gesellschaft auseinander zu setzen.

(sabi)
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